Baum auf Stelzen

Als ich sie entdecke, stakst sie gerade ganz nah ans Schaufenster der Feinkost-und-ein-bisschen-Öko-Kette Whole Foods und schaut dort hinein. Aber der Mann vom Imbiss ruft nach ihr, und sie kehrt zurück an den Straßenrand. Für ein Foto. Er gibt ihr Geld, das in ihrem Geäst verschwindet. Die sind erst mal beschäftigt. Später frage ich mich: Was war das eigentlich? So ohne Weiteres kann ich nicht sagen, ob sie eine Umweltschützerin ist oder Werbung macht oder Stelzenlaufen üben muss oder sich einfach mal fühlen will wie ein Baum. Dass seltsam gewandete Menschen an einem vorbeiziehen, ist…

Die Könige der Osterparade

Dieser Hut verrrät es sofort: Es ist Ostern! Und Ostersonntag stolzieren die New Yorker mit ihren schönsten Hüten über die Fifth Avenue. Das haben reiche Damen anno tuck angefangen. Und wie bei Pferderennen in England geht es darum, sich gegenseitig mit der Hutmacherkunst auszustechen. Hier natürlich mit einer thematischen Vorgabe. Dieses Jahr fallen mir die Männer ins Auge. Sie brauchen keine weiteren Worte.

Präsident mit Meerkaninchen

Gestern stand ich beim Galeriebesuch vor verschlossener Tür. Damit das nicht noch mal passiert, habe ich mich zum Gallery Hopping in Chelsea verabredet – da gibt es genug Ausweichmöglichkeiten. Aber mit der Idee haben wir die Rechnung ohne den Wirt, oder besser gesagt: ohne den Präsidenten gemacht. Fünf Blocks von den Galerien entfernt werden wir bereits aufgehalten. Obama ist in der Stadt, und wir haben vermutlich Glück, dass er gerade dann vorbeisaust, als wir über die Straße wollen. Zehn Minuten später nämlich geben die Polizisten den Weg wieder frei. Mein Begleiter fragt derweil, in welchem…

Wo der Frack sich dem Pinguin annähert

Das sieht nach typisch New York aus: Irgendeiner ist immer zu gut angezogen, irgendeiner ist immer zu exzentrisch, und manches Mal ist es ein und dieselbe Person. Aber der Mann ist kein Einzelfall. Diese Leute sind nicht etwa für eine Fotosession aufs Glatteis geführt worden. Auch wenn sie gutes Bildmaterial abgeben. Sie sind dem Aufruf der New York Winter Society nachgekommen und haben sich für den Ice Ball in Schale geworfen. Einen Ballsaal gibt es nicht. Man kommt einfach in repräsentativer Kleidung zur verabredeten Zeit zur einzigen (meines Wissens nach jedenfalls) Gratis-Eislaufbahn in New York….

Gerührt, nicht geschüttelt

Abgegriffen. Ausgelutscht. Mir fallen nur Worte ein, die in diesem Zusammenhang missverständlich ausfallen. Deshalb schreibe ich es lieber so: Die Aussicht auf ein Egg Sandwich entlockt wohl keinem New Yorker ein freudig erstauntes “Oh, das klingt gut, was ist das denn?”. Eier zwischen Brotscheiben oder dem, was der Amerikaner unter Brötchen versteht, gibt es in jedem Eckladen, schnell eingeschlagen zum Mitnehmen, und draußen bullert der Automotor. Trotzdem kann so ein Egg Sandwich lecker sein. Es kann sogar auch so aussehen. Ich habe zugeschaut, wie der junge Mann das Ei gerührt hat, aber ich komme trotzdem…

Wo ist das Christkind?

Das habe ich nun davon, dass ich meinen alljährlichen Besuch in Dyker Heights bis jetzt aufgeschoben habe: Meine Fingerspitzennerven beschweren sich erbittert, es ist kalt geworden in New York. Aber diese Weihnachtsbeleuchtung mag ich einfach nicht verpassen. Der riesige Weihnachtsmann ist ebenso Standard wie die riesigen Nussknacker hinter ihm und am Haus gegenüber. Lichterketten braucht man eigentlich schon gar nicht mehr so erwähnen, aufgeblasene Figuren auch nicht, so verbreitet sind sie hier, weit draußen in Brooklyn, wo die Autos im Schneckentempo an den Villen vorbeiziehen. Manche haben passenderweise einen Weihnachtsbaum aufs Dach geschnallt. Der Schmuck…