Platz für den Präsidenten

“Na Jungs, wie läuft’s?” “Es regnet nicht. Das ist toll.” Hier unterhalten sich keine Camper, sondern Cops unterschiedlicher Couleur. Der Frager steht mit neongelben Streifen verziert an der Kreuzung, seine Pfeife lässt er lässig baumeln. Die “Jungs” sind eben mit einem dieser Klischeeautos angerauscht, einem schwarzen Van mit getönten Scheiben, der an den irrsten Stellen farbig blinken kann. Jetzt kommt einer in Uniform und Schutzweste da heraus, es folgen zwei in Zivil mit einer Vorliebe für Beigetöne und ein noch mal anders Uniformierter mit einem Hund. Anders als die typischen New Yorker Hunde läuft er…

Geisterfahrer

Manche Leute glauben an Geister. Man kann in New York sogar Touren buchen, bei denen man Spukhäuser zu sehen bekommt und Geschichten von Wohnungen hört, in denen Fin de Siècle-Damen schicke Séancen abhielten. Aber bei der heutigen Tour geht es um Geister, die überhaupt nicht der Unterhaltung dienen. Mit einer Sternfahrt erinnert das Street Memorial Project daran, dass Fahrradfahrer in New York gefährlich leben. Sie fahren an allen Stellen vorbei, an denen Fahrradunfälle seit Januar 2010 tödlich ausgingen – markiert mit Ghost Bikes, den weiß getünchten, blumengeschmückten Mahnmalen – und treffen sich schließlich am Rathaus…

Brückenblick

Die meisten Leute laufen über die Brooklyn Bridge. Oder sie steuern die Manhattan Bridge an, damit sie von da aus die Brooklyn Bridge sehen können (und ärgern sich dann, wenn da Stahlkonstruktion im Weg ist). Weil ich etwas sehen möchte, nehme ich für einen Freitag-früher-Feierabend-Spaziergang einen anderen Weg: Die Pulaski Bridge über den Newton Creek zwischen Queens und Brooklyn. Von da sieht man Manhattan, das Empire State Building, das Chrysler Building – und wie die Leute aus den Vororten auf Long Island zum Arbeiten in die Stadt kommen. So sieht man das jedenfalls durch das…

Anschluss verpasst

Da begegnen sich zwei Menschen, verpassen irgendwie den Moment, wo sie etwas sagen oder eine Telefonnummer rüberschieben könnten, und dann ärgern sie sich (oder zumindest einer von ihnen). Manche geben später eine Suchanzeige auf. In Deutschland heißt die Rubrik “Wiedersehen” oder so. In New York läuft das unter “Missed Connections”. Das passt: So viele dieser Begegnungen finden in öffentlichen Verkehrsmitteln statt, dass eine Linie, der L-Train, sogar einen eigenen Twitterkanal hat, in dem entsprechende Suchanzeigen ausgelesen werden (Almost on the L). So ist es eigentlich kein Wunder, dass das New York Transit Museum daraus PR-Kapital…

Auto ohne mobil

Ich habe schon immer den Kopf geschüttelt über Leute, die ohne vernünftigen Grund (zum Beispiel: Auftritte mit einem Schlagzeug) in New York unbedingt ein Auto haben wollen. Jetzt gehe ich einen kleinen Hügel namens Carnegie Hill hinauf und denke mir: Recht so. Für Fußgänger ist die Bahn frei.

New York lässt die Hosen runter

Die Null Grad an Höchsttemperatur macht der Wind Chill uns heute kaputt. Es macht keinen Spaß, draußen herumzulaufen, dabei scheint die Sonne so schön. Und weit draußen in Brooklyn, wo die Leute Platz, Wäscheleinen oder kreativen Ersatz dafür haben, friert sogar die Wäsche. In der U-Bahn stehen und sitzen derweil ganz viele Leute, die zwar mehr oder weniger warme Unterhosen tragen,  aber einen Teil ihrer restlichen Wäsche vergessen haben. Die meisten Menschen verbinden diese Idee mit einem Albtraum: ohne Hose in der U-Bahn. Für manche wirkt der alljährliche No Pants Subway Ride vielleicht wie Therapie….