Goldfalle

Huch, beinahe hätte ich den Indian Summer verpasst! Schnee ist schon wieder Schnee von vorgestern, heute wärmt die Sonne sogar ein bisschen, draußen sind es locker 20 Grad (jawohl: Celsius). Und die Bäume sind gerade in dieser Phase, wo sie der Sonne nacheifern. Nur dass die nicht gleich alles fallen lässt. Vergänglichkeit ist so schwer zu verstehen. Abschied tut weh, und all die Dinge, die man zum Trost gesagt bekommt, können das auch nicht ändern. Nur hier hat das Aus und Vorbei für einen Augenblick eine solche Schönheit, dass der Schmerz für einen Herzschlag aussetzt….

Jede nach ihrer Saison

Samstag, im Schneegestöber, hat mich ein Obdachloser gefragt, wie ich das Wetter finde. Wir konnten uns drauf einigen, dass es in New York nur zwei Jahreszeiten gibt, weil die Übergänge nicht lang genug sind, um als Jahreszeit zu zählen. Und jetzt stehe ich dem Winter gegenüber, und er kauert so im Schatten, dass Fotos ganz blöde aussehen. Der Herbst dagegen ist hübsch: Alison Saar hat ihre Jahreszeiten im Madison Square Park verteilt. Da jagen Touristen mit ihren Kameras den Eichhörnchen hinterher, das finde ich für die Künstler der Saison immer ein bisschen traurig. Ich muss…

Von einem Tag auf den anderen

So sah das gestern noch aus im Central Park. Viel Grün, ein bisschen Farbe. Etwas Laub auf dem Boden, sehr wenige freiliegende Äste, abgesehen vom Wind kaum Herbststimmung. Das war gestern. Heute Mittag (!) sieht das so aus: Und im Wetterbericht sprechen sie von Schnee. Als wollte New York mal wieder beweisen: Es gibt hier nur zwei Jahreszeiten, nicht vier wie anderswo.

Ende eines Sommers

Im Kalender mag das ja anders aussehen. Da sind noch fast drei Wochen Zeit. Aber in New York hört der Sommer heute auf. Die 54 Freibäder der Stadt schließen, die Lifeguards verlassen ihre Strandtürme, die Schule fängt wieder an. Zwischen Memorial Day und Labor Day ist Saison, und dann ist es vorbei. Noch einmal denke ich daran, wie mich – vor dem fiesen Sturm, wohlgemerkt, von dem ahnte da noch keiner – ein Sandsack an Athener Eulen erinnerte. Damals, im Sommer.

Sturmwarnung

Aus gegebenem Anlass – vielen Dank für die vielen besorgten Nachfragen – ausnahmsweise ein Nachrichtenthema: Warten auf Irene. Ich glaube ja schon seit geraumer Zeit, dass die größte Glaubensgemeinschaft in New York die Ironiker sind. “Irony is over” leugnen deren Mitglieder genauso vehement wie ihre christlichen Fundamentalistenkollegen die Theorien eines gewissen Charles Darwin. Und im Moment nerven sie mich mal wieder. Gestern hätte ich zu einer Party gehen können mit dem Namen “Come on, Irene”. Untertitel: “Bring it, Bitch!” Dazu hieß es: Komm vorbei, wir lassen uns doch das Wochenende nicht versauen. Alles eine Frage…

Schneesturm

Der Blizzard gestern war beeindruckend. Die Berichte darüber zeigen offenbar vor allem den Schnee. Und Leute, die jetzt versuchen, ihre Autos freizuschaufeln. Ich sehe auch einen, der das tut: Der Mann steht weit mehr als knietief im Schnee, er parkte eben dummerweise auf der Seite, auf der die Schneepflüge den Schnee rauspusten. Zehn Meter hinter ihm steht seit gestern spätnachmittag ein Bus. Die MTA hat noch immer nicht alle ihrer Wagen wieder freibekommen. Das andere Element dieses Wetters lässt sich hingegen kaum in Fotos festhalten: der Sturm. Es hat zwar aufgehört zu schneien, die Sonne…