So, das war lecker, die Kellnerin war nett, da sagen wir doch gern “Stimmt so!” und überlassen ihr die restlichen dreißig Cent bis zum nächsten vollen Betrag. So ungefähr sind die meisten Leute das aus Deutschland gewohnt. Aber in New York machen sie damit gleich zwei Fehler.

Erstens ist es in New York nicht so, dass Kellnerinnen, Kaffee-über-den-Tresen-Reicher, Eiskremschöpfer oder Bierzapferinnen so richtig anständig bezahlt werden. Sie sind stattdessen auf anständige Trinkgelder angewiesen – am besten stellt man sich dabei vor, dass der “tip” hier nicht als Trophäe gedacht ist, die eine herausragende Leistung in der hohen Kunst der Gastronomie würdigt, sondern dafür, dass da überhaupt einer steht oder geht und etwas zu trinken oder essen heranschafft. Am besten stellt man es sich als so etwas Ähnliches vor wie das Tellergeld, das vor allem früher in einigen französischen Restaurants bezahlt werden musste.

Und wieviel Trinkgeld gibt man beim Essen?

Egal ob im Coffeeshop oder im Luxusrestaurant: 15 bis 20 Prozent vom Betrag auf der Rechnung sollten es schon sein. Wer sich mit dem Rechnen schwertut oder eine Faustregel hilfreich findet: Einfach bei der Rechnungssumme das Komma um eine Stelle nach links rücken und den Betrag dann verdoppeln.

In der Bar geht es noch einfacher: Für ein Bier legen New Yorker nach dem Bezahlen ganz nonchalant einen Dollarschein auf den Tresen. Oder sie blättern am Anfang mehr hin und spekulieren drauf, später mal eingeladen zu werden.
(Bei teureren Drinks legt man wiederum was drauf.)

 

Trinkgeld-Tipp im New Yorker Restaurant

 

Schön getrennt: Food and Tip

Fehler Nummer zwei: “Stimmt so”. Dafür gibt es schon mal gar kein Wort in der fremden Sprache. Vor allem aber keine Gepflogenheit. “Make it ten” oder so was verstehen New Yorker nicht. So gerade eben kann ganz vielleicht mal ein “give me two dollars back” funktionieren. Aber auch eher selten. Meistens führt es zu Chaos.

Denn die Bedienungen haben keine Zeit, auseinanderzuklamüsern, was wohin gehört bei den Geldern, die ja ohnehin in getrennte Kassen fallen müssen: Der Löwenbetrag ist fürs Restaurant, Café oder Bar, und der andere Betrag wandert in die eigene Tasche oder – vor allem in Läden, in denen man Essen und Trinken direkt an der Kasse bekommt – direkt aus der Hand des Gasts in den Trinkgeld-Becher (“tip jar”).

Also: Erst bezahlen, dann Trinkgeld geben.

Und im Zweifelsfall auf die – eher seltene – Frage “Do you need change?” mal schön mit “yes” antworten. Dann kann man selbst schauen, wie viel Trinkgeld man hinterlassen möchte. Sagt man nein, ist das Restgeld weg – und hilft jemandem dabei, einen passablen Stundenlohn zusammenzubekommen.

 

Hier kann man aussuchen, in welchen Tip Jar das Trinkgeld soll