Das englische Original dieses Interviews findest du hier.

Beinahe wäre ich an Raquel Busa vorbeigelaufen. Sie hat einen Stand bei der Handmade Cavalcade, die das New York Handmade Collective von Etsy an einigen Adventswochenenden organisiert hat. Wie eine Elster fühle ich mich vom funkelnden Schmuck am Ende eines Ganges angezogen, doch plötzlich drückt sich das Bild einer Puppe beharrlich in meinen Augenwinkel, und irgendetwas stimmt damit nicht. Soll das wirklich Spielzeug sein?

Ich bleibe stehen, entdecke Fotos neben einigen Puppen, dann kommt der Aha-Moment: Diese Stoffpuppen sehen ja genauso aus wie ihre BesitzerInnen! Und die Puppen ohne Fotos sehen aus wie Leute, denen man in New York jederzeit über den Weg laufen könnte. Obendrein steht da noch ein Foto einer Puppe herum, die mir verdächtig bekannt vorkommt: Stephen Colbert? Bald erfahre ich: Die Puppe war eine Auftragsarbeit des TV-Senders AMC für einen Auftritt des Komiker Seth Rogen in Colberts „Late Show“, die bei Raquel Busa eingetrudelt war – ein gutes halbes Jahr nachdem sie Maquina 37 gegründet hatte, benannt nach ihrem Arbeitsgerät, einer Singer-Nähmaschine von 1937. Aber nicht die Promi-Geschichte gab den Ausschlag für dieses Interview, sondern die Frau hinter den Stoffpuppen.

Raquel Busa
Raquel Busa
geboren in New York,
ist eine Künstlerin und Designerin mit einer Firma namens Maquina 37,
wohnt in Howard Beach (Queens),
hat Länder wie Italien und Uganda bereist,
für zwei Jahre in Kairo (Ägypten) gelebt,
hat Schwierigkeiten, auf ihrer vollen To Do-Liste Platz fürs Laufen zu machen und trotzdem im vergangenen November ihren zweiten New York Marathon absolviert
.

Raquel Busa ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau mit Künstlerinnenherz, tief eingebunden in ein lebhaftes Familienleben, eine vehemente Verfechterin von Diversity und eine medaillenbehängte Marathonläuferin. Und was in punkto Marathon auf der Hand liegt, passt auch für alle anderen Teile ihres Lebens: Nichts davon ist ihr einfach so zugefallen.

Im College verfolgte sie das Ziel, Kunstrestaurateurin zu werden. Aber nach einem Auslandssemester, das zu zwei abenteuerlichen und künstlerisch aktiven Jahren in Ägypten geworden war, machte Raquel ihren Bachelor und musste sich einer fiesen Realität stellen: Den nötigen Master-Abschluss konnte sie sich nicht leisten. Statt also ihrem Berufsziel entgegenzulernen, brauchte sie einen Job, und den fand sie auch – und machte den Empfangstresen einer Firma zum Sprungbrett für eine Karriere im Personalwesen. Das passte prima, schließlich arbeitete sie gerne mit Menschen, und sie verdiente auch gut. „Aber das Personalwesen hat auch eine sehr hässliche Seite“, erzählt sie mir. „Man muss Menschen feuern.“

Manche Firmen sprechen mit Blick aufs Personal von einer hohen Fluktuation. Was so hübsch mobil klingt, bedeutete für Raquel, oft jemanden entlassen zu müssen. „Manchmal musste ich Leute mit dem Wissen feuern, dass sie dadurch ihre Wohnung verlieren würden, weil sie von der Hand in den Mund lebten.“ Nach Feierabend stürzte sie sich auf Kunstprojekte, aber auch das schaffte keinen Ausgleich; so wollte sie nicht den Rest ihres Lebens verbringen. Eines Tages im Herbst 2017 kam sie nach Hause und verkündete, sie würde den Sprung ins kalte Wasser wagen und sich komplett aufs Puppennähen und anderes Kunsthandwerk konzentrieren. Das war nicht der einzige große Sprung in Raquels Leben, wie ihr im Interview erfahren werdet. Da geht es um die seltsamen Folgen von akzentfreiem Englisch, ein Coming-Out in Zeiten der Homoehe, es gibt praktische Ratschläge, wie ihr aus eurer Filterblase aussteigen könnt, und ihr lernt, was einen Menschen ausmacht – jedenfalls so, dass ihr ihn in einer Stoffpuppe wiedererkennen würdet.

Alle Fotos sind von Raquel Busa.

Raquel Busa Maquina 37 dolls

Raquel, wie bist du darauf gekommen, Puppen zu nähen, die wie echte Menschen aussehen?

Raquel Busa: Altmodische Puppen mochte ich schon immer. Ich bin mit Barbiepuppen und Plastikpuppen großgeworden, aber in Bilderbüchern sah ich so gerne, wie Kinder diese weichen Puppen mit Wollhaar herumschleppten. Nach solchen Puppen suchte ich in Geschäften, ich fand auch welche, aber die hatten immer ein Etikett, und deshalb fand ich sie nicht authentisch. (lacht) Selbst als Kind war mir das wichtig. Ich bin in Manhattan aufgewachsen, und ich wollte immer ein Märchenleben in einem Häuschen auf dem Land oder so was, deshalb mochte ich solche handgemachten Sachen. Viele Jahre später war ich unglücklich in meinem Job im Personalwesen, und ich habe einen Abschluss in Kunstgeschichte. Da ich zu dem zurückwollte, was mich glücklich macht, begann ich, Kunst zu machen. Zu dieser Zeit habe ich auch meine Mutter gefragt, ob sie mir das Nähen beibringen kann.

Bist du mit einer Nähmaschine im Haus aufgewachsen?

Meine Mutter hat den größten Teil meines Lebens als Näherin gearbeitet. Sie hatte eine Nähmaschine im Haus, und sie hat in zwei Fabriken an Maschinen gearbeitet. Erst hat sie Gardinen hergestellt, dann Krawatten. In den Fabriken habe ich sie besucht, als ich klein war, und ich war fasziniert von der Vorstellung, dass eine Maschine und Menschen zusammenkommen können, um Dinge zu erschaffen.

Ich war fasziniert von der Vorstellung, dass eine Maschine und Menschen zusammenkommen können, um Dinge zu erschaffen.

Blick in die Werkstatt: Die Singer-Nähmaschine von 1937, die ihre Mutter “la maquina” nennt, lieferte die Inspiration für Raquels Firma Maquina 37.

Wie hat die erste Puppe ausgesehen, die du genäht hast?

Zuerst habe ich ganz normale Puppen gemacht, ich bin meiner Fantasie gefolgt, die sahen niemandem ähnlich. Dann sagte meine Frau: „Warum machst du nicht mal eine Puppe für mich?“ Ich machte nicht nur eine Puppe für sie, sondern eine Puppe, die aussieht wie sie. Als ich dann ein Tattoo stickte, ihr T-Shirt oder ihre kleinen Jeans zuschnitt, bekamen wir jedes Mal Lachkrämpfe. Da sagte ich: Das ist es! Das muss ich machen.

Wenn du heute eine Puppe auf Bestellung machst, wie gehst du da vor?

Detailfrage: Was macht dich zu dir?

Wenn ich eine Bestellung für eine maßgeschneiderte Puppe bekomme, frage ich zunächst nach Fotos der jeweiligen Person. Dann gehe ich auf die Suche: Welche Merkmale machen diese Person zu dem, was sie ist? Ich habe ja schließlich keine große Leinwand zur Verfügung. Das wird eine winzig kleine Karikatur. Deshalb muss ich die Merkmale finden, die wirklich charakteristisch sind. Bei der ersten Puppe war es die Frisur, an der man sie tatsächlich als meine Frau erkennen konnte, und die Tattoos. Bei jemand anderem können es die Locken und die Brille sein oder die Augenbrauen und das breite Lächeln. Normalerweise zeige ich keine Zähne, aber manchmal muss ich Zähne sticken, weil das die Person verkörpert. Zum Prozess gehört auch ein Gespräch mit den KundInnen, denn ich kann mir schon mal etwas heraussuchen, das die KundInnen nicht so herausgestellt sehen möchten. So war das zum Beispiel mit einer Mutter, die eine Puppe für ihren 13-jährigen Sohn bestellt hatte, und ich hatte ihr einen kleinen Schnurrbart gegeben, weil der Junge in den Fotos einen leichten Schnäuzer hatte. Aber die Mutter sagte: „Können wir den wegnehmen? Der ist ihm ganz peinlich.“ Das ist schon sehr persönlich. Und natürlich wählt der oder die KundIn die Hautfarbe aus, ich schaue auf dem Foto nach der Haarfarbe und so weiter. Und dann kaufe ich Kleidung, die der in den Fotos entspricht, dazu gehe ich tatsächlich einkaufen, in Secondhand- und Kinderbekleidungsläden, weil Stoffläden oft nicht genau das haben, was ich suche. Das ist ein langer Prozess, und die Puppen sind wahre Kunstwerke. Jede ist ganz schön eigen (lacht).

So viel Aufwand für eine kleine Stoffpuppe! Bestellen Erwachsene die auch für sich selbst?

Maquina 37 custom doll by Raquel Busa

Ich hatte nicht gedacht, dass das etwas für alle Altersgruppen würde, aber es stellt sich heraus, dass sie in allen Altersgruppen gut ankommen. Außerdem ist mir aufgegangen, dass ich mit diesen Puppen, die wie Menschen aussehen, gleichzeitig Puppen mache, die Minderheiten repräsentieren, die in großen Läden nichts finden können, was ihnen ähnelt. Ich kann etwas Besonderes für KundInnen machen, die ihren Lieben sagen wollen: Du bist schön wie du bist. Oder Eltern können eine Puppe machen lassen, die wie niemand in der Familie aussieht, damit ihr Kind lernt, sie zu lieben und mit ihr zusammenzusein und etwas über Diversity lernt. Ich bin nur mit hellhäutigen, blonden, blauäugigen Puppen aufgewachsen, und so sehe ich nicht aus. Ich wünschte, ich hätte diese menschliche Vielfältigkeit zu Hause gehabt, und ich glaube, dass das auch für die Kinder von heute wichtig ist.

Ja, representation matters – es spielt eine große Rolle, ob man Vorbilder zu sehen bekommt, mit denen man viel gemeinsam hat. Kannst du dich an das erste Mal erinnern, als du das erlebt hast?

Ich glaube, zum ersten Mal wirklich wichtig für mich war das, als ich meine Frau kennenlernte. Da habe ich das Zusammensein mit einer Frau zum ersten Mal für mich zugelassen. Davor und auch in meiner Jugend kannte ich keinerlei positive Repräsentation der LGBTQ (schwul-lesbischen) Gemeinde, deshalb dachte ich als Kind, das sei falsch. Ich glaubte ganz buchstäblich, dass mit diesen Menschen irgendetwas nicht stimmte, und dass das nicht ich sei. Zu Frauen fühlte ich mich schon immer hingezogen, aber ich sagte mir: „Ach nein, ich finde die nur so schön, weil ich eigentlich das Make-up toll finde und wünschte, ich würde so aussehen. Deshalb denke ich, die ist aber attraktiv.“ Oder so was in der Art, ich vereinfache das hier stark. Ich habe versucht, das zu tun, was von mir erwartet wurde. Ich versuchte, den richtigen Freund zu finden, mich zu verheiraten, Kinder zu haben. Alle meine Schwestern und Brüder führen heterosexuelle Beziehungen, und ich dachte, so bin ich auch, das ist meine Bestimmung. Aber als ich meine zukünftige Frau kennenlernte, habe ich mich erstmals darauf eingelassen, diesen Teil von mir zu erforschen. Und dann ergab alles einen Sinn, alles passte zusammen, ich war noch nie so glücklich oder so mit mir im Reinen. Aber ich wünschte, ich hätte in meiner Jugend positive Beispiele dafür gekannt. Das hätte mir viel Kummer erspart. Meine Familie findet das inzwischen in Ordnung, aber meine Mutter ist sehr religiös, und als ich mich ihr gegenüber zu meiner Homosexualität bekannte, war sie zunächst dagegen. Mit der Zeit kam sie darüber hinweg, and jetzt liebt sie uns beide, sie findet es toll, dass wir verheiratet sind und kommt uns ständig besuchen. Ich finde, in der heutigen Gesellschaft ist es schön, wie viele homosexuelle Paare man im Fernsehen sieht, und dasselbe gilt für verschiedene Hautfarben. Und meine Puppen tragen ihren kleinen Teil dazu bei, das alles zu feiern.

Ich wünschte, ich hätte in meiner Jugend positive Beispiele für die LGBTQ-Gemeinde gekannt. Das hätte mir viel Kummer erspart.

Als in New York im Jahr 2011 das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe in Kraft trat, hatte ich das Gefühl, ganz New York feiert. Wie siehst du das – was hat sich dadurch verändert, und wo hat New York noch aufzuholen?

2011 hatte ich mein Coming Out noch nicht gehabt. Und ich habe den Eindruck, dass noch viel getan werden muss. In New York gibt es so viele Nischen. Meine Mutter wohnt in Washington Heights, in ihrer Gemeinde sprechen alle Spanisch. Seit sie 26 ist, lebt sie in den USA, und jetzt ist sie 72. Aber erst jetzt, wo sie in Rente ist, lernt sie endlich Englisch. Sie geht immer noch in die Kirche, und das ist toll für sie, aber es hat auch diese … Mentalität ist der falsche Begriff … Da werden immer dieselben Ideen hin- und hergereicht. In New York gibt es viele Leute, die in solche Viertel mitten in so eine Gruppe ziehen und Diversity mitbringen, aber es gibt auch Guppen, die arg abgeschottet sind. Selbst im progressiven New York haben wir noch einen sehr weiten Weg vor uns.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass menschliche Vielfältigkeit in New York sich aufs Essen konzentriert, selbst die Reisebücher sagen, man soll in die U-Bahn-Linie 7 steigen und sich um die Welt essen. Deshalb frage ich mich: Hört es damit dann auch schon auf?

Neeeee, nein. Ich finde, New York ist unglaublich vielfältig. Es ist schon komisch: Wenn wir miteinander leben, fangen wir alle an, gleich auszusehen und ähnliche Sachen zu machen. In Williamsburg zum Beispiel findest du Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, aber sie machen alle dasselbe. Und dann fährst du in Viertel, in denen EinwandererInnnen der ersten Generation wohnen, und du fühlst dich wie in einem fremden Land, umgeben von ihrem Essen, ihren Kleidungsvorlieben. In dieser Hinsicht ist New York hochinteressant! Und die Kinder, die in New York geboren sind, gehen mit Menschen aus ganz anderen Orten zur Schule, da verzweigt sich das, und an diesem Punkt passiert der Kulturaustausch. Ich bin mit zwei Sprachen aufgewachsen, Spanisch und Englisch, und bei all meinen FreundInnen war es genauso.

Die Sprache wechselt also mit der zweiten Generation. Allerdings werden die Leute dich trotzdem anschauen und fragen, woher du kommst, ganz egal wo du geboren bist und ob du mit oder ohne Akzent sprichst.

Ja, absolut richtig. In New York gehört ein Gespräch darüber, woher deine Familie stammt, einfach dazu. Wenn ich sage, dass ich halb Dominikanerin, halb Puertorikanerin bin, sind die Leute überrascht. Als ich klein war, haben sie sich darüber lustig gemacht, dass ich akzentfrei Englisch spreche. Da musste ich mir etwas anhören! Die Leute sagten: „Versuchst du etwa, weniger Hispanisch zu wirken?“ Und ich sagte: „Nein! Ganz bestimmt nicht! Ich spreche Spanisch, ich liebe meine Kultur, ich liebe meine Familiengeschichte, ich mag das alles sehr. Aber, ich weiß auch nicht, den Akzent hab ich einfach sehr früh verloren.“ Das wäre das eine. Und wenn ich heute in einen Lebensmittelladen in meinem alten Viertel gehe, sprechen die Leute automatisch Englisch mit mir statt Spanisch, weil sie glauben, ich … na, sie sind unsicher, woher ich komme. Bin ich wiederum in einer Gegend, in der es nicht so viele Latinx gibt, denken manche, ich käme aus dem Mittleren Osten, aber auf Hispanisch kämen sie nie. Es ist echt interessant! (lacht)

Maquina 37 by Raquel Busa
Neben maßgeschneiderten Puppen macht Raquel Busa auch Baby-Schlüsselanhänger, Karten und Quilts (Steppdecken).

Da kannst von einer Schublade in die nächste hüpfen, und es gäbe eine ganze Menge an Schubladen, in die die Leute dich stecken würden.

Yeah! Und irgendwie gefällt mir das.

Das ist ja auch ein Vorteil von New York: Es gibt viele Möglichkeiten, aus deiner Blase herauszutreten.

Ja, absolut, das ist eine wunderbare Seite New Yorks. Ich habe ein paar Jahre in Kairo gelebt, aber die KünstlerInnen, die in vielen, wenn auch nicht allen, Galerien ausgestellt wurden, waren häufig EuropäerInnen. Und das verstehe ich. Aber Kairo hat eine beeindruckende, blühende Landschaft von KünstlerInnen, und ich finde, man sollte diese KünstlerInnen finanziell unterstützen und Wege finden, sie zu fördern. Dasselbe gilt für New York: Wir sollten Kunst in einkommensschwachen Gegenden fördern und schauen, welche Ideen das hervorbringt und versuchen, alle Informationen aufzusaugen, die wir nur finden können.

Ich war fasziniert davon, Cairo auf deinem Lebenslauf zu sehen. Dort warst du über die Uni, richtig?

Ja, ich habe Kunstgeschichte an der Fordham University studiert, und ich wollte Chemie und Islamische Kunstgeschichte in Kairo studieren, weil ich nach dem Abschluss in Richtung Restaurierung gehen wollte. Aber als ich in Kairo war, begann die ägyptische Revolution.

Wow!

Ja, das war ganz schön krass. Wir haben es zum Flughafen geschafft und wurden evakuiert, dann kam ich bei Bekannten in Italien unter. Nachdem der Diktator gefallen war, bin ich nach Kairo zurückgegangen. Da begann ich, mit ägyptischen KünstlerInnen auszustellen. Kunst explodierte geradezu in ganz Kairo; plötzlich gab es überall Graffiti. Menschen, die bislang unterdrückt worden waren, die das Gefühl hatten, sie hätten nichts zu melden, gingen plötzlich wählen und drückten sich auf eine Weise aus, die ihnen vorher nicht zur Verfügung stand. Und als Kunstgeschichtsstudentin wollte ich Teil dieser Bewegung sein.

Was meinst du, wie privilegierte Menschen wie ich, eine weiße Frau, bessere Verbündete derer werden, die nicht zur so genannten Mehrheit gehören?

Tja, ich glaube, wir müssen lernen, uns zu bremsen, ehe wir anderen Menschen irgendetwas unterstellen oder uns auf Annahmen über sie stützen. Ich denke, das Grundlegendste, das jemand in einer „privilegierten“ Situation tun kann, ist, nichts zu mutmaßen, sich zurückzunehmen und zu lernen, dabei so weit wie möglich man selbst zu sein und sich gleichzeitig in den anderen Menschen einzufühlen. Ich finde auch, Angehörige einer „privilegierten Klasse“ sollten Partnerschaften mit ganz unterschiedlichen Arten von Leuten suchen, um zu wachsen. Zum Beispiel sollten ArbeitgeberInnen sich um Menschen aus anderen Gruppen, Kulturen oder Rassen bemühen, sie sollten sich nicht auf Ihresgleichen beschränken. Und jeder Mensch kann so etwas Einfaches tun wie verschiedenen Arten Menschen auf sozialen Netzwerken zu folgen. Da habe ich mich selbst ertappt: Diversity ist mir so wichtig, aber warum folge ich noch keiner Gruppe von Afroamerikanerinnen oder amerikanischen UreinwohnerInnen? Das geht über soziale Netzwerke hinaus. Das Brooklyn Museum zum Beispiel zeigt Ausstellungen von vielen schwarzen KünstlerInnen. Man muss nur hingehen.

Jeder Mensch kann so etwas Einfaches tun wie verschiedenen Arten Menschen auf sozialen Netzwerken zu folgen.

Raquel Busa Maquina 37

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