Jemand hat mir geschrieben, morgen komme die Stadt doch sicherlich einem Ausnahmezustand gleich. Und ich sei da sicherlich den ganzen Tag unterwegs. Nun: Erstens beliefere ich keine Nachrichtenagenturen, muss also kein Material von den Gedenkfeiern zum 11. September anschleppen. Und zweitens passieren die spannenden Dinge in New York oft am Rand. Heute zum Beispiel.

Die Antennen der Ü-Wagen überragen sich jetzt schon gegenseitig. Sie sind trotzdem ein Fliegenschiss gegen die beiden Lichtstrahlen, die die Lücke symbolisieren sollen, in der einmal die World Trade Center-Türme die Skyline ausfüllten (die allerdings nicht aus deren Fundamenten strahlen). Die Kameraleute schauen aber woanders hin. Sie laufen an der Absperrung entlang und filmen die bisher größte Demonstration im Zusammenhang mit der geplanten Moschee. Sie sieht wie eine Lichterkette mit Rednern aus.

Mal so als Zusammenfassung: Ein olles Gebäude hier um die Ecke soll abgerissen werden, dann will man dort ein Hochhaus bauen, das ein islamisches Kulturzentrum beherbergen soll. Dieses Grundstück liegt nicht direkt an dem Bauloch, wo die WTC-Türme eingestürzt sind, sondern einige Blocks entfernt. Aber es gibt eine Riesendiskussion, ob “ausgerechnet hier” eine Moschee (wie gesagt: korrekt wäre “islamisches Kulturzentrum”) stehen darf. In den letzten Tagen wurden die Argumente und Ereignisse immer absurder. Und natürlich wollen alle Seiten es sich zunutze machen, dass morgen die Gedenkfeier zum 11. September ansteht. Zum Beispiel mit Zetteln einer ominösen Organisation namens “Concerned New Yorkers” – die kleben unter anderem auf den Betonabsperrungen der Polizei. Und Passanten füllen sie aus:

Aber das ist längst nicht alles. Heute Abend läuft hier die größte Menge an stylishen Menschen herum, die ich seit langem gesehen habe. Am Wochenende neigen die New Yorker dazu, sich aufzubrezeln. Aber heute ist auch noch Fashion’s Night Out: Während auf der New York Fashion Week geladene Gäste die Mode fürs nächste Frühjahr begutachten, dürfen Laien heute überall in der Stadt verteilt bis spät in den Abend die aktuelle Herbstkollektion anschauen – und direkt kaufen. Da gibt es hier mal ein Gläschen Sekt und dort mal einen DJ, und für so eine Art Einkaufsbummel zieht man sich besonders hübsch an.