Total verblendet

Man sieht sie wieder überall: Sonnenbrillen. Große hellbraune Riesenfliegenaugen, schmale Sportmodelle, Plastikrahmen in leuchtenden Farben und Klassiker mit mehr oder weniger dezentem Designerlogo an der Seite. Die aktuelle Mode eben. Nur: Man trägt Mantel und Schal dazu. Ende November sieht man auf den Straßen New Yorks deshalb viele getönte Gläser, weil man sonst nichts sieht. Das wiederum sieht man auch ohne Brille:

Wer’s glaubt

Erfunden hat ihn zwar Coca Cola. Aber das Kaufhaus Macy’s soll es sein, wo man den echten Santa Claus trifft. Im New Yorker Haupthaus, das sich über einen kompletten Häuserblock erstreckt, gibt es sogar ein ganzes Santaland. Für den größten Teil des Jahres steht dort in großen Kinobuchstaben, dass Santa nicht da ist, aber im November wiederkommt. Nach der Thanksgiving Parade nämlich nimmt er da oben im Kaufhaus all die großen und kleinen Wünsche entgegen. Praktischerweise kann man viele davon dann gleich im selben Haus erfüllen. Noch ist der Weihnachtsmann nicht da. Aber die Dekoration…

Club der Stadtteilpoeten

Die Wirkung verblasst einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich dieses Portal sehe, empfinde ich Respekt und Freude. In der Brooklyn Public Library habe ich mich schon öfter herumgetrieben. Die Regale drinnen sind genauso merkwürdig lieblos (und auch gerne mal unübersichtlich) zusammengestellt wie in deutschen Universitätsbibliotheken, aber die Eingangshalle wirkt erhaben, das Café an dessen Rand will nicht viel Geld für Tee, die Zeitschriftenauswahl im “Popular Library”-Raum gefällt mir und das Veranstaltungsprogramm kann sich auch sehen lassen. Heute suche ich aber Bücher. Die finde ich sogar relativ schnell (habe ich mich am Ende an die Ordnung…

Groß gefeiert

Die Amis machen gern Schnäppchen. Deshalb ist hier ständig “sale” (Ausverkauf), dazu kommt in anderthalb Wochen eine separate Geschichte. Günstig sollen aber auch die ganzen Großpackungen erscheinen. Cornflakes bekommt man in Riesenkartons, die Milch dazu in Kanistern, die rund vier Liter fassen, und so weiter. Daran gewöhnt man sich. Aber jetzt fällt mir im Baumarkt etwas ins Auge, das ich bislang nicht mit Größenwahn verbunden habe: Weihnachtsdekoration. Einige Kugeln sind so groß, dass ich zwei Hände bräuchte, um sie zu umfassen, nun ja, man soll ja auch vorsichtig damit umgehen. Und auf dem Boden stehen…

Wer den Pfennig nicht ehrt

Der Kollege, mit dem ich gerade von einem Termin komme, lacht. Eben bin ich einen halben Schritt New Yorker Laufgeschwindigkeit hinter ihn zurückgefallen, weil ich mich unvermittelt gebückt und dabei gezielt habe. “Das mache ich auch immer”, sagt er. Wir lesen Cent-Stücke von der Straße auf. Ich finde fast jeden Tag eins, er hat die Sache perfektioniert: Er sammelt alles in einem dieser großen Saftcontainer. Auch im Büro, sagt er, lassen die Leute oft Klimpergeld fallen. Mit all den Fundstücken ist er nach einem Jahr zur Bank gegangen, hat sie zählen und wechseln lassen. 175…

Rätsel: Hydrant

Stehen zwei solcher Poller, gleich welcher Farbe, am Straßenrand, bedeutet das für Autofahrer: Hier bloß nicht parken. Der Platz muss frei bleiben für die Feuerwehr, damit sie Zugang zum Wasseranschluss hat, und zwar so, dass sie den Leiterwagen mit den Schläuchen gleich neben dem Hydranten parken kann. Ganz recht: Hydranten. Der fehlt hier aber. Deshalb geben die Bilder ein neues Rätsel auf. Überdruck? Überdruss? Übermut?

Einer am Tag

Boskoop habe ich noch nicht entdeckt, aus meinem Ofen kamen noch keine Äpfel im Schlafrock. Dafür aber fahren Äpfel im Schulbus durch mein Blickfeld. Und es ist wieder Saison für Apple Cider: Apfelsaft mit Zimt, in der Regel dampfend heiß, taucht so langsam wieder an Straßenständen auf. Ein Händler tritt den Beweis an, dass es hier mit ganz natürlichen Zutaten zugeht: Er stellt einen Entsafter alter Schule parat.