Die Wirkung verblasst einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich dieses Portal sehe, empfinde ich Respekt und Freude.

In der Brooklyn Public Library habe ich mich schon öfter herumgetrieben. Die Regale drinnen sind genauso merkwürdig lieblos (und auch gerne mal unübersichtlich) zusammengestellt wie in deutschen Universitätsbibliotheken, aber die Eingangshalle wirkt erhaben, das Café an dessen Rand will nicht viel Geld für Tee, die Zeitschriftenauswahl im “Popular Library”-Raum gefällt mir und das Veranstaltungsprogramm kann sich auch sehen lassen. Heute suche ich aber Bücher.

Die finde ich sogar relativ schnell (habe ich mich am Ende an die Ordnung gewöhnt?), aber als ich das zweite aus dem Regal ziehe, fällt mir ein: Ich habe meine Mitgliedskarte nicht in der Tasche. Ich frage an der Infotheke, ob es auch ohne geht. “Ja”, sagt die Bibliothekarin, “wenn Sie einen anderen Ausweis vorzeigen können, gehen Sie einfach nach unten, wo Sie auch sonst Ihre Bücher ausleihen.”

Toll, denke ich, ich sehe so aus, als würde ich ständig hier – und nicht in einer kleinen Filiale – Bücher holen. Unten an der Ausleihe sucht eine andere junge Frau nach meinem Namen. Sie findet ihn nicht. Ich frage nach, ob sie etwa meinen Vornamen für meinen Nachnamen gehalten hat. Hat sie aber nicht. “Sind Sie sicher, dass Sie einen Nutzerausweis haben?”, fragt sie. Und dann entdecken wir den Fehler im System: Für mich ist New York City eine Stadt mit fünf Stadtteilen. Für die Verkehrsbetriebe zum Beispiel ist das auch so. Aber die Büchereien sehen das anders. Dass ich seit Jahren einen Ausweis der New York Public Library habe, heißt noch lange nicht, dass ich in Brooklyn ausleihen darf – die BPL ist ein Club für sich. Vielleicht sollte ich da mal Mitglied werden.