Ach herrje, liebe Touristinnen, beinahe hätte ich vergessen, dass ihr ja jetzt eure Sternstunde habt: Hochsaison! Während New Yorker zur Backofen-mit-Saunaanschluss-Zeit aus der Stadt fliehen, wo und wann sie nur können, kommen die Menschen aus der Ferne in Scharen. Natürlich auch ins Museum, der Beweisfotos wegen. Ich habe mich mal unters Volk gemischt.
Das Metropolitan Museum of Art hat eine Dachterrasse, von der so ziemlich jede Touristin schon mal gehört hat. Entsprechend tummeln sich dort auch die Menschen. “Roof Garden Café & Martini Bar” – ein Stand auf dem Dach – verkauft Snacks und Getränke zu nicht ganz so günstigen Preisen. Der Herr da im Bild hat aber nicht etwa eine Bierflasche am Hals, die es hier auch gibt, sondern er isst Eis. Und schaut sich einen Teil der Installation von Pierre Huyghe an.
Die Aufpasserinnen sagen alle paar Minuten müde “Please don’t walk over the work”, was ihnen verständnislose Blicke einbringt. Zur diesjährigen Ausstellung auf dem Roof Garden des Met Museum gehören Teile, die niemand betreten soll. Das ist natürlich unbequem. Richtig cool dagegen ist der schwebende Fels im Aquarium, dessen Scheiben urplötzlich milchig werden.
Eigentlich aber drängeln sich die meisten Leute hier, weil sie die Aussicht genießen wollen. Viele sind mit Selfies beschäftigt, manche bitten jemanden, ein Gruppenfoto zu schießen. Und ab und zu kommt eine wie ich daher, um das alljährliche (das ist meine Tradition, weg da!) “Großstadtschungel New York”-Foto zu machen.
Drinnen muss ich Slalomlaufen. Genervte Eltern, fröhliche Kulturbanausen, angestrengte Paare, Hans-guck-in-dieLuftikusse, Skulpturen – das soll man erst mal alles unterscheiden! Kulturstudien würde ich das nennen, wenn ich da jetzt so genau hinblickte. Aber etwas anderes fesselt für den Moment meine Aufmerksamkeit: Frauen.
In den Museen der Welt sind Frauen unterproportional vertreten, so als hätte die Kunst Magersucht. In Gallery 915, wo Kunst ab den 70er Jahren zu sehen ist, finde ich aber einige. Es geht doch, Leute, nur weiter so.
Da hinter den Frauen zum Beispiel hängt ein Werk von Pat Steir, die sich eine echt coole Methode angeeignet hat. Könnt ihr ja mal nachlesen. Ob ihr euch das dann aber auch mit so einem tollen Schattenspiel dazu anschauen könnt, wenn ihr es mir nachtut und eben jene Kunst anguckt, das hängt allein vom Wetter ab.
Und dann entdecke ich mal wieder etwas. Das ist der große Vorteil am Metropolitan Museum of Art: es ist riesig. Ich war oft genug dort, um auf dem Weg nach draußen nicht mehr verloren zu gehen, aber ich finde trotzdem immer etwas Neues. Was natürlich auch an der Menge der Wechselausstellungen liegt.
Diesmal fällt mein Blick auf das hier.
Das könnte doch glatt jemand als Handyhülle auf den Tisch legen! Die Form, die Größe, der Glitzerfaktor – stimmt alles. Es sind aber keine Smartphone-Accessoires, die hatten damals ja nicht mal Festnetz. Aber sie schleppten auch rechteckige Schachteln mit sich herum. Für Zigaretten. Bleibt die Frage: War Rauchen mal was für die feine Gesellschaft oder hat man die Glimmstengel nur dekorativ herumgetragen?
Metropolitan Museum of Art (bitte nicht mit dem MoMA verwechseln!), Fifth Avenue Ecke 82nd St, so-do 10-17.30 Uhr, fr & sa 10-21 Uhr. Eintritt 25 Dollar (auf Spendenbasis; ihr könnt auch weniger geben, wenn ihr die Kohle nicht habt). Aktuelle Ausstellungen findet ihr auf der Website.
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