Na klar geht es bei einer Hundeschau sauber zu. Deshalb heißt es doch wohl reinrassig. Aber als Alternative zu all den Schauen mit frisch gefönten Schönheiten mit einem Stammbaum so lang wie eine Toilettenpapierrolle gibt es in Brooklyn bereits zum zweiten Mal die Mutt Show – für Promenadenmischungen.
Die stolzen Besitzer melden ihre Tiere hier an, um gegen andere im Wettbewerb um die schönsten Ohren oder den besten Schwanz anzutreten, oder sie stellen sich selbst der Jury im Wettbewerb der Ähnlichkeiten zwischen Herr und Hund. Und manche der kleineren Kläffer scheinen mir Chancen zu haben im Snooki-Lookalike-Wettbewerb (Snooki ist eine Frau mit seltsamer Frisur, die es in den USA zu Reality TV-Ruhm gebracht hat, indem sie möglichst selten irgendeine Erziehung durchscheinen ließ, ich will mal hoffen, dass das von den Hunden nicht auch erwartet wird).
Jedenfalls ist das alles lustig, bis … nun, bis die Menschen mitmischen. Den meisten Applaus bekommt nämlich gar kein Hund. Für die Tiere soll man sowieso nur leise klatschen, die sind schon aufgeregt genug. Genauso wie das Kind, dessen gesichtstätowierte Powermama es auf die Bühne schiebt, damit es seinen Text “Warum mein Hund Brooklyn ist” vorliest. Mir tut das Kind schon allein deswegen Leid, weil es zu diesem schräg-lokalpatriotischen Thema schreiben musste. Und das Kind will nicht vorlesen. Es ist viel zu aufgeregt. Es weint. Seine Mutter nimmt es in den Arm und schiebt es noch ein Stückchen weiter nach vorn.
Schließlich liest es ein wenig, das Publikum feuert es an dabei, “Ja, super machst du das”, ruft einer, na, vielleicht der Stiefvater, denke ich und klatsche leise mit, aber so richtig kann ich mich nicht dazu durchringen, da einzusteigen, ich frage mich, ob ich denn die einzige bin, die die Tränen sehen kann, die da vom Kinn tropfen. Ich mag keinem heulenden Kind noch mehr Zeit auf der Bühne bescheren. Deshalb freue ich mich tierisch, als das Kind nach ein paar weiteren Lesesätzen sagt: “Tut mir Leid, ich kann das nicht”, seiner Mutter den Zettel in die Hand drückt und sich hinter ihren Rücken verdrückt. Nix zu machen, Muttern muss weiterlesen, obwohl Moderatorin und Publikum drängeln (und ich mich fremdschäme). Sich einem solchen Gruppendruck zu widersetzen, das bekommt meinen Applaus. Aus dem Jungen wird sicher noch was.
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