Aufgeschaukelt

Optimist oder Pessimist? Um die Neigung festzustellen, kann man überall auf der Welt ein Glas mit etwas Flüssigkeit auf den Tresen stellen. In New York kann man auch die Besonderheiten der Stadt herbeizitieren und fragen: Haben Sie hier viel zu erleben oder viel zu verpassen? Manchmal schaffe ich es, eine Ausstellung, deren Eröffnung ich verpasst habe, kurz vor Schluss doch noch zu sehen. Manchmal stelle ich fest, dass ich zu spät dran bin. Doch jetzt finde ich, das Verpassen hat seinen Sinn. Das ist kein Kinosessel, sondern ein Schaukelstuhl. Er steht auf einer Truhe. Kurz…

Sendepause

Einfach mal die Fresse halten soll man, wenn man von etwas keine Ahnung hat. Aber gerade weil ich so viele Sachen nicht verstehe, schreibe ich über New York. Trotzdem übe ich jetzt mal Schweigen. Ob es das bringt? Noch in diesem Monat kann man es hier wieder nachprüfen. Bis dann!

U-Bahn-Kunst: Verzweigt

Total typisch New York: Bäume. Ist schon klar, dass die meisten an etwas anderes zuerst denken, aber es gibt tatsächlich viele Bäume in New York City. Es kommt zuweilen nur darauf an, wo genau man sich da befindet. Unten im Battery Park zum Beispiel kann man hochschauen und den Überblick verlieren: Wo fängt das eine Geäst an und was gehört schon zum nächsten Baum? Mike und Doug Starn haben das gesehen (im Winter geht es besonders gut). Und sich gedacht: Ach, das ist ja genauso wie die New Yorker U-Bahn-Linien – so jedenfalls beschreiben sie…

Um die Wurst

Heute kommt wieder das große Fressen. Immer am Unabhängigkeitstag essen sie in Coney Island Hotdogs um die Wette, das muss man sich wie Sport vorstellen: Ein Verband macht hinter den Kulissen Politik, das Fernsehen wartet darauf, dass der Startschuss fällt, dann mühen sich die Teilnehmer um neue Rekorde, und hinterher wird gekotzt. Zum fünften Mal in Folge hat dieses Jahr Joey Chestnut gewonnen. 62 Wurstbrötchen hat er in 10 Minuten verdrückt, zufrieden ist er damit nicht, sein Rekord liegt bei 68. Und sein Erzrivale war schon zum zweiten Mal nicht dabei, das macht ja dann…

Lock-Angebote

Von weitem sieht es so aus wie die anderen Märkte, die es im Sommer zuhauf gibt in New York. Aber das International African Arts Festival ist etwas Besonderes. Hier gibt es ganz viel, das ich nicht verstehe, so viel zu fragen. Umgekehrt aber viele Leute, die nicht unbedingt mich, aber  meine Frisur verstehen. Die wissen, wie lächerlich (und problematisch) herkömmliche Haargummis sind, wenn man eine ordentliche Masse Locks unterzubringen hat. Und zwischen Bergen von Sheabutter und – aus welcher Mode auch immer entsprungen – Raw Food-Bottichen finde ich Sessel, die mich schwer beeindrucken. 700 Dollar…

New York Trash: Ästhetik

Es braucht nur den richtigen Moment und den richtigen Blickwinkel, schon ist New Yorker Müll schön. Pappe wird hier zusammengefaltet und dann in Bündel gebunden an den Straßenrand gestellt, bevor die Müllabfuhr kommt. Ich bezweifle, dass dieser Altpapierstapel abgeholt würde – zu weit weg von der Straße. Aber als Bild funktioniert’s so gut, dass ich vollbepackt stehen bleibe und so lange krame, bis ich meine Kamera finde.

Vorgefeiert

Für Abergläubische ist das nichts. Nicht nur, dass hier schon vor dem Geburtstag gratuliert wird. Sondern auch noch groß gefeiert: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Amerika! Es dauert zwar noch vier Tage bis zum 4. Juli, aber wir lassen schon mal ein paar Raketen steigen. Das kommt mir zupass. Ich gehe nicht zu Massenveranstaltungen, das berühmte Macy’s-Feuerwerk schaue ich mir lieber im Fernsehen an, als mit tausenden Leuten stundenlang in der Hitze zu stehen. Aber – auch wenn das für New Yorker sehr, sehr schwer zu verstehen ist – New York ist ja nicht die einzige…