Groß gefeiert

Die Amis machen gern Schnäppchen. Deshalb ist hier ständig “sale” (Ausverkauf), dazu kommt in anderthalb Wochen eine separate Geschichte. Günstig sollen aber auch die ganzen Großpackungen erscheinen. Cornflakes bekommt man in Riesenkartons, die Milch dazu in Kanistern, die rund vier Liter fassen, und so weiter. Daran gewöhnt man sich. Aber jetzt fällt mir im Baumarkt etwas ins Auge, das ich bislang nicht mit Größenwahn verbunden habe: Weihnachtsdekoration. Einige Kugeln sind so groß, dass ich zwei Hände bräuchte, um sie zu umfassen, nun ja, man soll ja auch vorsichtig damit umgehen. Und auf dem Boden stehen…

Brooklyn Bridge Geisterbahn

Nachmittags und am frühen Abend fallen Kinderhorden unter erwachsener Aufsicht in die Läden ein, um Süßigkeiten zu fordern – und anders als für den Rest des Jahres bekommen sie die auch ohne Tränen und sogar geschenkt. Es ist halt Halloween. Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind in allen erdenklichen Arten verkleidet – keineswegs nur gruselig. Nach Einbruch der Dunkelheit startet die Halloween Parade in Greenwich Village, unter anderem mit einer Abordnung der “Sirens of the Sea”, die trotz der Gänsehauttemperaturen an die Mermaid Parade erinnern. Eine andere Truppe tanzt in passender Garderobe die exakte Choreographie…

Harte Schale

Nein, ich habe nicht begonnen, mir Filetspitzen in die Nudeln zu schnetzeln. Es sind auch keine Waldpilze – von der Saison her käme es diesem Gericht aber näher. Püriert in der Sauce, geröstet obenauf schmeckt mir hier gleich Kürbis. Den mag ich sehr gerne; seine harte Schale dagegen mag ich nicht, und viele Sorten müssen nun einmal geschält werden. Deshalb bin ich entzückt, dass es bei der Einladung zum Essen heißt: Es gibt Kürbis. So kurz vor Halloween ist er hier allgegenwärtig – kleine Zierkürbisse bieten sogar die Delis an, die sich ansonsten mit frischem…

Reich geerbt

Es gibt kein eindeutiges deutsches Wort dafür. Alte Sorten käme noch am ehesten hin. Aber ich schätze mal, der Trend wird irgendwann ankommen, und dann weiß man auch in Deutschland, was Heirloom Tomatoes sind. Hier ist die Saison jetzt fast vorbei, die letzten paar gibt es noch, heute, vielleicht nächste Woche, dann war es das. Grüne Brat-Tomaten, pflaumenförmige hellrote, dicke gelbe, tief gefurchte rote – das ist nur eine kleine Auswahl der Tomatensorten, die in New York angesagt sind. Ihre Namen gefallen mir mindestens so gut wie die von ihren Kollegen, den Kartoffeln (Early Manly!):…

Gelb oder weiß?

Das ist mal etwas anderes. Eigelb (eggyolk) gehört in gewisser Weise zu den Underdogs, den ungeliebten Minderheiten. Zwar braucht man es für ein anständiges Spiegelei, das hier so schön poetisch “sunny side up” heißt. Aber die meisten Leute, mit denen ich spreche, ziehen beim Eigelb eine Grenze, weil sie sich Sorgen um ihren Cholesterinspiegel machen. Auch wenn sie Maisbrot für eine gesunde Gemüsebeilage halten und fettes Fleisch in sich hineinschaufeln. Irgendwo muss der Feind ja stecken. Deshalb stellt es in New York nur selten ein Problem dar, wenn man etwa ein Omelett ohne Eigelb bestellt,…

Wassermusik

Es ist eine typische Szene: Die Punkrocker haben sich in Schale geworfen, jeder auf seine Art, und die einen singen mit Mikro, die anderen ohne. Me First & The Gimme Gimmes reden dummes Zeug, schlachten ein paar Hits (die Band spielt ausschließlich Coverversionen in überhöhter Geschwindigkeit) und sagen schließlich: “Wir sind die beste Coverband, die hier je gespielt hat.” Hier haben vermutlich schon eine Menge Coverbands gespielt, man kann die Räumlichkeiten schließlich für Privatfeiern mieten. Bei einer Party wie dieser ist es ganz normal, dass die Jungs im Publikum sich, sagen wir mal: anrempeln. Von…

Ohne Brezeln

Mir fehlt Spargel. In New York bekommt man selten weißen Spargel, und in Deutschland mochte ich es immer sehr, dass es den nur zu einer bestimmten Saison gibt. Ich habe ihn nie nach dem Johannistag gekauft. Hier gibt es meistens grünen Spargel, und zwar so ziemlich immer. Er ist keine Besonderheit. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als mir Anfang Oktober jemand – nein, keinen Spargel – meine Lieblingslebkuchen aus Deutschland mitbrachte: Die sind schließlich auch Saisonware. Zuckerschock mit Zeitschaltuhr: Zwischen Oktober und Dezember beschäftigte ich meine Verdauung mit kistenweise Herzen, Brezeln und Sternen. Mit…