Mein wunderbarer Waschsalon?

Amerikanische Waschmaschinen laufen anders. Das Wasser wird meist nicht so heiß wie in Deutschland, und damit Bakterien und Flecken die Wäsche nicht überleben, steht Chlorbleiche im Supermarkt gleich neben dem Waschmittel. Über die Wasch- und Schleuderkraft deutscher Ingenieurskunst können die hiesigen Hausfrauen nur staunen. Trotzdem gibt es offenbar Leute, die hinter den Maschinen im Waschsalon Wunderkräfte vermuten. Ich frage mich, aus welchem Grund man wohl einen Schirm waschen möchte. Oder gleich eine ganze Reihe davon.

Licht-Türme

Jemand hat mir geschrieben, morgen komme die Stadt doch sicherlich einem Ausnahmezustand gleich. Und ich sei da sicherlich den ganzen Tag unterwegs. Nun: Erstens beliefere ich keine Nachrichtenagenturen, muss also kein Material von den Gedenkfeiern zum 11. September anschleppen. Und zweitens passieren die spannenden Dinge in New York oft am Rand. Heute zum Beispiel. Die Antennen der Ü-Wagen überragen sich jetzt schon gegenseitig. Sie sind trotzdem ein Fliegenschiss gegen die beiden Lichtstrahlen, die die Lücke symbolisieren sollen, in der einmal die World Trade Center-Türme die Skyline ausfüllten (die allerdings nicht aus deren Fundamenten strahlen). Die…

Kackfrei

New York ist nicht Berlin. Saftige Strafen und eine gewisse Kultur sorgen dafür, dass Hundebesitzer mit Tüten Gassi gehen, in die sie die Hinterlassenschaften ihrer Hecheltiere packen, bevor sie sie in den nächsten Müll werfen. Zumindest in den wohlhabenderen Stadtteilen trifft man Leute, die einen solchen Beutel vor sich hertragen. Und man tritt nicht in überlriechenden Matsch. Bequem erscheint es auf den ersten Blick, den Hund einfach an den nächsten Baum zu führen, damit er sein Geschäft erledigen kann. Aber: Das würde die kleinen Flächen um die Straßenbäume herum verschandeln. Und das Grünzeug in die…

Zeichensprache

Unterwegs in El Barrio (Spanish Harlem, im Nordosten von Manhattan) komme ich an einem Juweliergeschäft vorbei. Das erinnert mich daran, dass ich seit gestern meine Armbanduhr in der Tasche trage. Die Verbindung von Armband und Uhr hatte sich gelöst. Kurzentschlossen betrete ich das Geschäft. Hinter dem Tresen steht eine Frau, die gerade etwas abtrocknet, das nach einer Lunchbox aussieht, vor mir steckt ein Mann sein Wechselgeld ein und wechselt mit der Frau spanische Worte, während hinter ihr ein Mann an einem kleinen Werktisch in sein Handy bölkt. Dann nimmt die Frau mich wahr und fragt…

Achtung, Kino

Der Typ guckt mich an. Die Buchstaben springen mir entgegen, als die U-Bahn zum Halten kommt. Zwischen der Werbung für Spielfilme und TV-Serien, die allesamt so böse wie möglich aussehen möchten, hängt dieses Plakat, das “Social Network”, den Film über die Entstehung von Facebook ankündigt. Ich sehe nicht so recht ein, warum Mark Zuckerberg ein Punk sein soll (aber vielleicht möchte der Film mir das gern beibringen). Immerhin waren die Filmemacher eigenständig genug, um dem Objekt ihres Schaffens keinerlei Mitspracherecht zu geben. Der junge Mann selbst wiederum betont, der Film sei ein Fantasiewerk und der…

Weggekarrt

Es sieht so aus, als sei bald Feierabend. Und zwar nicht nur der übliche Schichtwechsel zwischen den Coffee Carts, die überall in New York frühmorgens Kaffee und Gebäck verkaufen, und den Lunch Carts, die von Mittag bis zum frühen Abend Hot Dogs oder Kebab braten. Sondern so richtig Feierabend. An der Ecke haben sie gerade die neuen Buchstaben am Laden angebracht. In einer der beiden Glastüren hängen noch die alten. “Pharmacy” steht da. Die Drogerie, die auch ein bisschen Kinderspielzeug und Kram hatte, ist schon länger geschlossen. Gegenüber hat vor einer Weile eine der großen…

Blaues Wunder

Im August verlassen viele New Yorker die Stadt. Sie haben ein Häuschen in den Hamptons (oder in Montauk), auf Fire Island oder irgendwo in Upstate New York. Man muss aber die Stadt gar nicht verlassen, um ins Grüne zu kommen. In diesem Falle eher ins Blaue. Broad Channel liegt in einem kleinen Stückchen von Queens, nicht weit vom JFK-Flughafen und kurz vor Far Rockaway (wo der lange Strand ist). Hier haben die Leute Boote vor der Garage stehen und statt Vorgarten einen Steg. Man kennt sich untereinander, grüßt freundlich, dekoriert Veranda, Briefkasten und Fenster gerne…