“Habt ihr auch eine U-Bahn da, wo du herkommst?”, fragt er. Das rührt nicht von der Ignoranz her, die Europäer Amerikanern gern nachsagen. Wir haben gerade über den Lärmpegel in New York gesprochen, und er hat gesagt, dass sie Bremsen der U-Bahn schon immer so gequietscht und gekreischt haben. Deshalb fügt er an: “Und, die ist bestimmt leiser, oder?” Ich versuche, auf höfliche Weise zu erklären, dass die U-Bahn, die ich gewohnt war, moderner ist als das olle New Yorker System. Aber, versuche ich seinen Zorn auf die New Yorker Zustände zu beschwichtigen, in New York gibt es doch auch immer mal neue Generationen von Waggons, drüben auf der anderen Seite der Stadt fährt man zum Beispiel oft in älteren Modellen als heute, und die rappeln auch noch mehr.
Er schmunzelt. Mit alten Modellen kennt er sich aus. Er erinnert sich noch an die Zeit, als man sich im Stehen an Halteschlaufen festhalten musste: “That’s when we were real straphangers”, sagt er. So nennt man heute noch die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel. Zumindest in der Rush Hour. Schließlich geht es um die, die keinen Sitzplatz ergattert haben.
Locklin
Juni 21
“Ja, wir haben eine U-Bahn. Da, wo ich herkomme. Stell dir vor, die fährt unter der Erde. Und nicht so wie bei euch, auf Augenhöhe am Schlafzimmer vorbei. Weißt du, wenn ich hier Besuch bekomme, muss ich die Fensterläden schließen. Daheim, dort wo ich herkomme, ist es nicht nötig, da reicht, wenn ich die Fenster 4 Wochen nicht putze.
Übrigens, mein Guter, in Dortmund fährt seit letztem Jahr eine Straßenbahn durch die Stadt, die ist so leise, dass sich die Bewohner beschweren. Also, die beschweren sich, weil die Bahn so ein “komisch-laut-leises” Geräusch macht.”
Laut Analyse der Dezibel ist die neue Bahn leiser. Nur die Anwohner vermissen etwas, nämlich den Krach der ratternden und quietschenden Rädern.
“Straphangers” – dieser Begriff wurde kürzlich neu definiert. Von den Dortmunder Stadtwerken.
“Öffler” werden sie genannt, diejenigen, die Öffentlichen Nahverkehr benutzen. (Ein Schelm, wer sich ein L vordenkt.)
Petra Engelke
Juni 21
Oh, auch in New York beschweren sich die Leute, wenn es zu leise wird! Allerdings nicht in der U-Bahn, sondern auf der Straße. Die Hybrid-Motoren-Autos sind so leise, dass Fußgänger sie erst bemerken, wenn es (fast) zu spät ist. Sagen sie jedenfalls.