Doppelgänger

Da habe ich mich lange genug darauf gefreut, mir das hier anzuschauen, und ich dachte, ich schaue dann ganz ruhig auf die Fläche und die Details und staune. Stattdessen bin ich beinahe gehetzt. Und das liegt nur an dem Müll draußen vor der Tür. Ai Weiwei hat traditionelle chinesische Porzellan-Meister Millionen Sonnenblumenkerne herstellen lassen. Mehrere Tonnen davon liegen jetzt hier auf dem Boden der Mary Boone Gallery. Ganz neu ist das nicht, in London waren sie auch schon ausgestellt. Aber ich habe es eilig, wieder vor die Tür zu kommen. Da draußen liegt nämlich Müll…

Hunderttausend verschwunden

Geld ist immer schneller weg, als man denkt. Das ist meine Lektion des Tages. Ich wollte mir auf den letzten Drücker “The First $ 100,000 I Ever Made” von John Baldessari anschauen, eine Hunderttausend-Dollar-Note aus der Inflationszeit auf Werbeplakatgröße gebracht, aber sie ist weg. Da stand zwar “bis 30.12.”, aber auf der High Line geht das mit dem Ende von Ausstellungen vielleicht anders als in Galerien und Museen – letzter Tag nicht inbegriffen? Heute ist der 30., und sie ist nicht nur weg, sondern es hängt auch schon andere Werbung da. Oder Kunst. Ist mir…

Tropf-Schach

Das Pferd hat keine Blasenschwäche. Es ist eben wieder ein paar Grad über Null. Da fängt es an zu tropfen. Am Grace Building Plaza stehen nicht einfach irgendwelche Eisskulpturen herum. Auch nicht irgendwelche Schachfiguren. Sie stellen die letzten Züge aus dem Spiel dar, bei dem ein Computer namens Deep Blue den Schachweltmeister Garry Kasparow besiegte. Der halböffentliche Platz, auf dem die Eisskulpturen stehen, gehört derselben Firma, der auch der Zuccotti-Park gehört.

Reklamehelden

Anonymität ist alles. Jedenfalls, wenn man so etwas tut wie Poster Boy. Dann zeigt man sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit, man verbreitet seine Telefonnummer nicht, verbreitet sogar die Ansicht, Poster Boy sei gar keine Person, sondern ein Kollektiv. Mit einer Klinge bewaffnet geht Poster Boy in den Untergrund und kämpft gegen das Böse. In der U-Bahn schlitzt Poster Boy – nein, nicht Menschen, sondern Werbeplakate auf. Und baut daraus neue. Zum Beispiel solche: Poster Boys neueste Werke “Wir haben das einfach aus Langeweile angefangen”, sagt er dazu lässig. Aber ehe er das sagt, hat…

U-Bahn-Kunst: Anfang

Ja, so fängt eine Geschichte an! In diesem Fall ist es die Geschichte von Inwood, einem Viertel hoch oben im Norden Manhattans. Die Künstlerin Sheila Levrant de Bretteville hat dieses Werk in der Station 207th Street/Inwood im Jahr 1999 fertiggestellt. Von weitem sieht es so aus, als wiederholten sich die Pünktchen nach “At the start ….” an der Wand entlang. Von nahem entpuppen sie sich als Geschichten, vor allem von Immigranten, aber auch von Geschichtskennern: Gegenüber steht “At the long last …”. Und dazwischen steht viel Hoffung.

Wo New York Kopf steht

Fünf tausend Kilo würde dieser Bronze-Elefant auf die Waage bringen, wenn er denn auf einer Waage stünde und nicht auf diesem Sockel feststeckte. “Grand Elefandret” von Miquel Barcelo balanciert am Union Square noch bis Mai 2012 auf seinem Rüssel. Danach führen die New Yorker wieder alleine und unbewundert ihren täglichen Balanceakt zwischen Überstunden und Übermut auf, solange sie nicht zwischen Facebook und Facetime ein unvermittelter Moment von Facing-the-Facts vom Sockel haut.