In New York kann ich mich vor Denkanstößen für die “Wie wollen wir leben?”-Frage kaum retten, will ich ja auch gar nicht. Da schau her, wie es wohl mit dem Mindestlohn vorangeht (aktueller Slogan: “Fight for 15”), dort, wie New York mit dem allsommerlichen Anstieg von Gewaltverbrechen umgeht (mehr Polizisten). Aber der wahre Aufreger dieser Tage sind: Erbsen.

Erbsen - das Thema in New York

 

Ja, ganz recht: Erbsen. Die grünen Kügelchen, die im Moment noch samt Hülsen auf den New Yorker Märkten zu finden sind. Ihretwegen wurde sogar der Präsident eingespannt.

Hatte doch die New York Times letzte Woche verlauten lassen, man solle Erbsen in die Guacamole geben, das wäre wirklich ganz toll. Tja. Das kam bei den meisten Menschen in der Stadt – und bald darauf im ganzen Land – so an, als hätte die Zeitung verlangt, Kaffee mit Spülwasser zu brühen. Na ja gut, der Vergleich hinkt vielleicht. Die Kaffeequalität in New York ist nämlich auch so ein Thema.

Jedenfalls: Guacamole. Kennt ihr, oder? Das ist ein grüner Dip aus Mexiko, den die US-Snackfreunde so lieben, dass es beinahe ihren Nationalstolz verletzt, wenn wer das Rezept verändert – obwohl so manche Nachos mit einer ganz schön chemisch daherschmeckenden Dreingabe auf den Tisch kommen. Hauptsache keine Erbsen, Farbe hin, Farbe her.

Nach Puristenansicht gehören nur vier Zutaten in die “Guac”: Avocado, Salz, Limettensaft, Koriander. Vielleicht noch was Scharfes, also Chili, Pfeffer, Knoblauch oder Zwiebeln (oder eine Kombination). Der Präsident sieht das übrigens auch so.

Und jetzt überlege ich, um welches eingedeutschte Gericht die “Zeit” oder der “Spiegel” mit einem einzigen Rezept auch einen solchen Streit aufs Gourmettischtuch kleckern könnte. Fisch-Döner? Pizzabrötchen mit Korianderbutter? Sachertorte mit Nutella?