Ich muss nicht bezahlen, als ich hier wieder rauswill. Aber das habe ich mir auch schön erarbeitet.

Erst mal bin ich überwältigt. Das Gefühl erwischt mich wie ein Elefant: größer und stärker als ich und verdammt hartnäckig. Dabei bin ich doch bloß zum öffentlichen Weihnachtskonzert im Guggenheim Museum gegangen. Ganz weit nach oben, um genau zu sein. Unterwegs komme ich an einer Frau in Rot vorbei und bleibe mit dem Blick an ihrem Rückenausschnitt hängen. Oh, denke ich erst, kommt man hier in Abendgarderobe? Dann wird mir gewahr: Sie ist eine der Sängerinnen. Das Vox Vocal Ensemble nutzt die Frank Lloyd Wrightsche Raumordnung: Zu Beginn stehen zwei Gruppen an verschiedenen Stellen der Rotunde und geben “In dulci jubilo” in Call-and-Response auf Deutsch zum Besten. Mir wird trotzdem britisch zumute, ich finde jedenfalls nur dieses eine Wort dafür: lovely.

Später laufen sie singend nach unten zur eigentlichen Bühne, während Museumspersonal vor ihnen ein paar Zuschauer von der Balustrade verscheucht. Ich höre englische, baskische,deutsche Lieder, auch etwas Amerikanisches, begleitet vom Graham Ashton Brass Ensemble, und zwischendurch macht Dirigent George Steel eine Ansage: Da komme ja jetzt auch was zum Mitsingen. Und das sei ernstgemeint. Richtig ernst. Man sei zwar gratis hier hereingekommen, sagt er, aber beim Ausgang würde das davon abhängen, wie man hier mitgemacht habe.

Das waren die im Programm verteilten “carol for all to sing”:

“Once in Royal David’s City”, Henry J. Gauntlett + A. H. Mann, arr. David Willcocks
“The First Noel”, trad. English carol, arr. David Willcocks
“Silent Night”, Franz Grüber, arr. Carl Reinecke
“Hark! The Herald Angels Sing”, Felix Mendelssohn, arr. Willcocks