Es war gar nicht so einfach, hier reinzukommen. Man hört ja immer von diesen geheimen Clubs mit den besten Partys, von denen man nur durch Mundpropaganda erfährt. Hier musste ich mir einen Titel merken, die Website dazu eintippen, da dann angeben, wann ich kommen will, und dann warten, ob ich Glück habe. Heute Mittag kam die E-Mail, dass ich von der Warteliste gezogen worden bin, jetzt muss ich schnell bestätigen, dann kommt eine Adresse mit weiteren Anweisungen.
Nun sitze ich hier, unter meinen Stiefeln quietschen die Reste von Doritos, mit denen drei bekiffte College-Kids sich vorhin eine Schlacht geliefert haben (die sind noch gut, sagt Ellie, eine von den dreien, und schiebt sich einen der Chips in den Mund), und Musik und eine Schlägerei gibt es später auch. Ist aber keine Party, also nicht so richtig.
“Messed Up Here Tonight” ist ein Stück von Zac Kline, und es ist das, was man hier “site specific production” nennt: Die Wohnung ist nicht echt, alles steht für das Stück hier herum. Nachdem der Usher mich von der Straße hier hochgebracht hat, hänge ich wie ein wohlerzogener Besuch meinen Mantel in den Schrank, suche mir einen guten Platz und lasse mir die volle Wucht dessen um die Ohren hauen, was die drei Schauspieler da miteinander anstellen. So als würden Leute, die ich kenne, sich in meiner Gegenwart streiten. Die ganze Zeit frage ich mich, ob ich diese Intensität gerne öfter genießen würde oder mich doch lieber in der Distanz des üblichen Theater-Zuschauerraums verstecke.
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