Ob ich es mit dem Startbild übertrieben habe? Ich kann doch gar nicht wissen, worüber ganz New York staunt – in der Zukunft. Dass die Stadt sich ständig verändert, braucht auch niemand vorbuchstabiert zu kriegen. Aber ich hatte gefragt, was ihr von New York sehen wollt, und zwei Leserinnen schrieben dazu keck: Zeig uns was Neues! Also geh ich in mich, wie ich diesen Wunsch erfüllen könnte. Zack, stellen meine Synapsen auf Tunnelblick, und ich seh lauter Superlative, die mit Neu zusammenpappen. Waaah! So viele neue Sehenswürdigkeiten und Spektakel hat selten ein Jahr versprochen, flüstert die Filterblase. Da schau ich mal genauer hin – und greife neun neue Sachen raus, die euch nach New York locken wollen. Ob sie das schaffen, entscheidet ihr mal schön selbst.
2019 steht so viel Neues in New York an, dass die Erwartungen Kapriolen schlagen. Ein Sprungbrett dafür bietet ein besonderer Fall von Größenwahn: Hudson Yards. Da entsteht ein ganzes Dorf neu in Manhattan, und zwar mit Hilfe von 16 Wolkenkratzern auf Stelzen. Ihr erinnert euch vielleicht. Die sind zwar noch nicht fertig, aber jetzt ist die Baustelle so weit, dass da Werbung an Fassaden vom Frühling faselt. Im Frühjahr 2019 sollen dort gleich drei neue Attraktionen eröffnen, und 2020 noch eine vierte, die man jetzt schon von unten bewundern kann. Praktisch für TouristInnen: Man muss sich nur einen Namen merken, um zu diesem Kleeblatt der Attraktionen hinzufinden. Die extra für die Großbaustelle gebaute U-Bahn-Haltestelle heißt nämlich auch Hudson Yards.
The Shed – Mega-Kultur
Da um die Ecke eröffnet im April The Shed (auf Deutsch: der Schuppen oder die Baracke). Der scheint für Leute gedacht zu sein, die zu Bergdorf Goodman Rudis Resterampe sagen und ihre 200-Quadratmeter-Wohnung eine bescheidene Hütte nennen. The Shed ist acht Stockwerke hoch, in mehrere Ebenen unterteilt und umgeben von einer mobilen Hülle, mit der sich zusätzlicher Raum schaffen lässt – etwa für Konzerte für bis zu 3000 ZuschauerInnen (die ArchitektInnen feiern ihre äußerst wandlungsfähig geplante Konstruktion mit diesem Video).
Entsprechend werfen dort bombastische Veranstaltungen mit der Haute Volée der Kunst- und Kulturwelt ihre Sonnenwendschatten. Etwa eine Auftragsarbeit, bei der der Maler Gerhard Richter sein Wirken mit dem von Komponist Steve Reich bzw. Arvo Pärt verbindet. Björk hat sich eine musikalische Multimedia-Performance namens “Cornucopia” ausgedacht. Und so manches, was bislang vom Programm bekannt ist, geht mit Begriffen wie “radikal”, “visionär” und “futuristisch” hausieren. Am 5. April soll das Programm bei The Shed starten, der Vorverkauf beginnt am 6. Februar 2019 – dann springt auch die Preiskatze aus dem Sack. Miau, miau!
The Vessel – Treppe ins Nirgendwo
Gleich nebenan steht The Vessel (auf Deutsch: das Gefäß). Ja, hier hat vieles so seltsame Namen. Aber dieses 200 Millionen-Dings ist da richtig konsequent. Konsequent seltsam. Es besteht aus Treppen, fast 2500 Treppen, um genau zu sein, auf denen man hoch- und runterlaufen kann, von oben runtergucken, den Sonnenuntergang herannahen sehen oder den Herzinfarkt. Ist ja jetzt nicht jeder fit wie ein Laufband. Vessel-Selfies werden sicher trotzdem ein Renner auf den sozialen Netzwerken. Ich bin schon sehr gespannt, wie der Treppenverkehr geregelt werden wird – es passen 1000 Leute gleichzeitig drauf – und was Leute von waghalsigen Aktionen abhalten wird. Möglicherweise textet da grad sogar jemand Schilder, die später bei mit dem Objekt nicht vertrauten Menschen Lachkrämpfe hervorrufen? Öffnen soll The Vessel jedenfalls Ende März, und man braucht eine Vorab-Reservierung.
Mercado Little Spain – TouristInnenfreundliches Essen
Schon klar, dass Eataly nicht lange allein bleibt. Der 2-in-1-Deal, bei der New York-Reise gleich auch noch “authentisches Italien” mitzunehmen, hat schließlich prima funktioniert und sich über Manhattan ausgebreitet. Aber 2019 geht’s nach Spanien: Abermals schwingt ein amerikanischer Starkoch den goldenen Löffel, und da tropft glatt noch das eine oder andere Molekül aus Spanien herüber – José Andrés hat sich nämlich mit Ferran and Albert Adrià zusammengetan, die früher das Ultra-Edelrestaurant El Bulli führten und das Wort “Molekulargastronomie” in alle Munde bugsierten. Bei Mercado Little Spain können sie sich in drei Restaurants und einem großen Lebensmittelmarkt austoben. Eröffnung im Frühjahr.
30 Hudson Yards – Aussicht auf 2020
Es ist so wie zu Zeiten von Woolworth Building, Chrysler Building, Empire State Building: Irgendwer setzt immer noch einen drauf. One World Trade Center, püh, wartet mal ab, bis die Aussichtsplattform von 30 Hudson Yards fertig ist. Die hängt mehr als 300 Meter in der Luft! Das wird einmal die höchste Frischluft-Aussichtsterrasse in der westlichen Hemisphäre. Aber nun mal halblang. Das Bürogebäude wird zwar noch in diesem Jahr seine ersten Firmen begrüßen, aber sein Observation Deck könnt ihr erst mal nur von unten bewundern, es eröffnet erst im Jahr 2020. Na, es gibt ja genug anderes Neues in New York – und zwar jenseits von Hudson Yards.
Statue of Liberty Museum – Schluss mit einsamer Insel!
Gelassen nimmt die Freiheitsstatue die vielen BesucherInnen hin, die unter ihrem Sockel Schlange stehen. Wenn die Letzten in die Boote gestiegen sind, hat sie ihre Insel wieder ganz für sich allein. Sie heißt ja sogar Liberty Island, da kann also nix passieren. Denkste, liebe Lady Liberty! Die haben einfach ein Museum “Liberty Museum” genannt und dir vor die Füße gebaut. Das ist praktisch eine Garage für die erste Fackel, die du mal gehalten hast – und für deine bewegte Geschichte. Obendrauf ist aber Wiese, damit der Blick von oben immer noch beruhigend wirkt. Muss ja, in Zeiten wie diesen. Die Eröffnung des Liberty Museums ist für Mai 2019 geplant.
50 Jahre Stonewall Inn – Spektakel rund um die NYC Pride (Christopher Street Day)
Die Parade der LGBTQ-Gemeinde und die Woche voller Veranstaltungen davor prägt jedes Jahr die Zeit um den 28. Juni in New York. Aber 2019 jährt sich der Tag zum 50. Mal, an dem sich Transgender und Schwule vor der Bar Stonewall Inn die Schikane der New Yorker Polizei nicht länger gefallen ließen. Zu diesem Anlass gibt es die World Pride mit 30 Tagen voller Events (den gesamten Juni lang) mit einer Schlusszeremonie am Times Square, und Kultureinrichtungen verlängern das Jubiläum noch weiter. Die New York Historical Society eröffnet die Ausstellung “Stonewall at 50” (24. Mai bis 22. September), und das Guggenheim-Museum zeigt quasi das ganze Jahr lang Robert Mapplethorpe mit “Implicit Tensions: Mapplethorpe Now” (erste Phase 25. Januar bis 10. Juli mit Stücken aus der Museumssammlung, zweite Phase 24. Juli 2019 bis 5. Januar 2020 mit von Mapplethorpe beeinflussten Werken zeitgenössischer KünstlerInnen).
TWA Hotel – Flughafenhotel, wörtlich genommen
Schön, wenn schöne Bauten nicht jedes Mal abgerissen werden, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben. Das TWA Flight Center war ein Prachtstück des futuristischen 60er-Jahre-Designs von Eero Saarinen. So fliegt heute niemand mehr. Aber das Terminal am Flughafen JFK bekam Denkmalschutz – und Ratlosigkeit. Was macht man mit so was? Inzwischen sind die Pläne fast umgesetzt, es als Lobby in einen Hotelneubau zu integrieren – selbstredend bewirbt das TWA Hotel seine Zimmer am Rollfeld mit der herrlichen Ruhe (extradicke Fenster) und dem Style von 1962. Draußen steht auch ein restauriertes Flugzeug aus den Glanzzeiten der zwischen 1930 und 2001 operierenden Fluglinie Trans World Airlines (TWA). Das wird die Cocktailbar des Hotels, ist doch logisch, oder? Zu dem Gebäudekomplex sollen mehrere Restaurants und ein Jet Age-Museum gehören. Eröffnet werden soll im Frühjahr 2019.
“Beetlejuice”, “Moulin Rouge”, “Tootsie”: Von der Leinwand auf den Broadway
Was haben die schön gesungen auf dem Dach! Der Film “Moulin Rouge” hatte die Musik ja schon eingebaut, da geht es fix mit der Bühnenversion – denkste! Dieses Stück startet erst im Juni am Broadway, die anderen beiden schon im April. Da wird sich dann zeigen, ob sich eine Leinwandkomödie vertonen lässt, in der ein Exorzist einen Geist bannen soll. Oder ob nach dem “Zauberer von Oz” eine weitere Dorothy – und dann noch eine falsche! (“Tootsie”) – die Musicalfans bezaubern kann. Was außer diesen drei Filmgeschichten noch 2019 am Broadway Premiere feiert, könnt ihr bei “Playbill” nachlesen.
Museum of the Dog – Hundeschau das ganze Jahr
Eine große Rassehundeschau in New York bringt jedes Jahr im Februar “America’s Dog of the Year” hervor. Aber das reicht nicht, ganz besonders nicht in Zeiten, in denen man das Wort “Museum” ganz einfach auf alles draufpappen kann, was bei Instagram hoch im Kurs ist. Also bunt. Oder süß. Am besten beides. Bunte Hunde!!! Der American Kennel Club bringt das Museum of the Dog aus Missouri nach New York. Da gibt es Hunde-Gemälde, -Porzellanfigürchen -Skulpturen – und eine Selfie-Station, die euch per Spezialgesichtserkennung mit der ähnlichsten Hunderasse paart. Damit die Legende wahr wird, dass HundebesitzerInnen ihren Lieblingen immer ähnlicher sehen. Fifi darf sogar mit ins Hundemuseum, das am 8. Februar eröffnen soll.
Möglicherweise besuche ich im Laufe des Jahres die eine oder andere dieser New Yorker Neuheiten und bring Fotos und Geschichten mit. Wenn ihr die auf keinen Fall verpassen wollt, abonniert am besten meine Wochenschau. Da gibt’s jeden Sonntag die neuesten (ha!) Geschichten aus dem Blog.
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