Was machen wir bloß mit den ganzen Telefonzellen? In New York nutzt kaum noch jemand die öffentlichen Telefone, stattdessen telefonieren die Leute öffentlich an der Ladenkasse, in der Schlange für Kinokarten, beim Hindernislauf über den Gehsteig.

Die Telefonzellen schauen traurig. Hörer baumeln an ausgefransten Leitungen, es riecht komisch. Manchmal nutzt wer den Sichtschutz, um etwas aus seinem Körper herauszulassen oder etwas in ihn hineinzubekommen, das die Polizei nicht erlaubt.

Telefonzelle in New York

11.186 Telefonzellen standen so in der Stadt herum, inzwischen ist fast die Hälfte von ihnen abgebaut. Der Vertrag mit dem Betreiber der restlichen rund 6.000 Telefonzellen läuft Ende 2014 aus.

Im Vorfeld schmiedet New York Pläne: Was könnten wir aus den Telefonzellen machen? In einem Wettbewerb namens “Reinvent Payphone Design Challenge” trudeln 125 Ideen ein, sechs schaffen es in die Endauswahl, ein Entwurf von Sage and Coombe Architects gewinnt. “NYFi” nannten sie ihre hohe Säule, später wurde das Projekt zu LinkNYC – und jetzt wird es tatsächlich in der Stadt verteilt.

Baustelle in New York

Seit Dienstag steht die erste dieser modernen Telefonzellen: Das ist eine WLAN-Telefonzelle.Wir nennen WLAN übrigens Wi-Fi. Falls ihr mal in New York nach einem Funknetz fragen wollt.

WLAN Telefonzelle

WLAN + Telefonzelle = kostenloses Internet in New York

Von einem Netz aus kostenlosem Internetzugang träumen viele, manche Großstädte arbeiten daran, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen. New York hat dafür jetzt LinkNYC: 1Gbit/sec schnell soll die Verbindung sein, die nach Angaben der Betreiberfirma mindestens 45 Meter weit um die Säule herum sendet. Noch tut sie das freilich nicht.

LinkNYC funkt noch nicht

Der rote Knopf ist für den Notruf gedacht, hinzu kommt eine Tastatur für kostenlose Inlandsanrufe. Etwas hören kann dabei aber anscheinend nur, wer seinen Kopfhörer mitgebracht hat. Noch etwas sollte man im New York der Zukunft in die Tasche stecken: ein Ladekabel.

USB-Anschluss an der Wifi Telefonzelle

Die WLAN-Telefonzelle hat nämlich auch USB-Ladeanschlüsse. Ein Mobiltelefon ablegen kann man dort allerdings nicht (wie etwa an den solarbetriebenen Handyladestationen, die in manchen New Yorker Parks stehen). Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich neben so einer Säule stehen möchte. Es gab im Wettbewerb übrigens auch einen Entwurf namens “Loop”, der Regenschutz geboten hätte.

Im Februar sollen an den Internet-Säulen zudem Android-Touchscreens in die Testphase gehen, mit wichtigen Hinweisen und Karten. Und natürlich mit dem, was bereits in den Taxis und auf den Riesenfahrplantafeln an großen U-Bahn-Knotenpunkten nervt: mit ständig wechselnder Werbung. Damit will Betreiber CityBridge das Ganze finanzieren.

Ich bin schon gespannt, wie die Säulen funktionieren – und ob sie nach ein paar Monaten an der Straße immer noch so spiegelblank aussehen werden.

Kostenloses Internet in New York