*** Update 24. Januar: Wie hoch liegt der Schnee denn nun in New York? Offiziell gemessen sind im Central Park 26,8 inches, also 68,1 cm Schnee; der Rekord lag bei 26,9 inches im Jahr 2006. Morgen soll es tauen. ***

Surfen ist in New York heute verboten. Wegen des Schneesturms. Dass Schnee und Surfen überhaupt in einem Satz vorkommen, klingt natürlich erst einmal absurd. Aber es erklärt ganz prima, was bei Unwettern ein Riesenproblem ist.

Spoiler Alert: die Idioten.

Eventuell bedeutet das: Leute wie ihr und ich.

Seit Tagen sagt der Wetterbericht Schnee voraus, gepaart mit einem Sturm. Auflandig soll der Wind an der Ostküste ankommen, und dann auch noch zur Vollmondzeit, wo die Flut sowieso höher ausfällt als an anderen Tagen. Deshalb schwappt bald eine Flutwarnung über New York.

Für Surfer sind hohe Wellen natürlich erst mal eine gute Nachricht. Und ein paar von denen hören beim Wetterbericht nur das heraus, was für ihre Lieblingsbetätigung wichtig ist: Wellen!! Deshalb gab es auch vor Stürmen wie Irene und Sandy Leute, die mit dem Surfbrett an den Strand gingen, während andere in Notunterkünfte umzogen.

Deshalb sagt die Parkverwaltung – die in New York auch für sämtliche Strände zuständig ist – heute explizit, dass Surfen verboten ist. Kurz darauf verbietet Bürgermeister Bill de Blasio das Autofahren in New York, nur noch Notfallfahrzeuge dürfen auf die Straße. Wir hatten in vergangenen Jahren bei Schnee ja schon genug Scherereien damit, dass steckengebliebene Autos der Feuerwehr und den Krankenwagen im Weg standen.

Ich traue mich kurz vor dem Autoverbot für eine halbe Stunde zu Fuß nach draußen – und sehe dabei außer einem Bus kein einziges Auto mit Schneeketten. Das erinnert mich daran, wie ich hier mal einen Schneesturm vor dem Fernseher aussaß und da eine Frau interviewt wurde, die gerade auf ihr Auto zuging. Wohin sie denn wolle, ob sie ins Krankenhaus müsse. “Nö”, sagte sie. Sie wollte einfach ein bisschen im Schnee rumfahren.

Ich dagegen sitze mit dem empfohlenen Kram, also u.a. Essen für mehrere Tage, darunter so einiges, das ich ohne Gas und Strom, also ohne Kochen zubereiten kann, Wasser (in meinem Fall abgefüllt in Flaschen, ich meide diese Plastikwasserflaschen ja, aus Gründen), Taschenlampe, Batterien, Notradio. Nennt ihr mich nur Schissbuxe. Mir schmeckt’s. Kekse braucht man nämlich nicht zu kochen.

Schon vor dem Beginn des Schneefalls (etwa gegen 23 Uhr gestern; jetzt ist es kurz vor 16 Uhr und es schneit immer noch, mit dickeren Flocken) hatte ich mir überlegt, wo ich mal ganz schnell Fotos machen könnte.

Daran halte ich mich, obwohl der Schnee mir sofort ein entrücktes Lächeln ins Gesicht flockt. Der Schnee tut außerdem auch ganz schön weh. Fast wie Hagel.

Hier meine kleine Schnee-Reise in 19 Fotos:

Schnee auf der Feuerleiter

Kein Entkommen: So viel Schnee lag heute morgen um neun schon auf der Feuerleiter.

Schnee Klingelschild

Der Schnee möchte zu Besuch kommen, wie es scheint. Hört ihr es auch klingeln?

Schnee im Hausflur

In New York schneit es nicht einfach bloß. Das heißt ja schließlich Schneesturm, und wir haben hier die ganze Zeit tatsächlich eine Blizzard-Warnung. Für einen Blizzard muss starker Wind, eine geringe Sicht und Schneefall über mindestens drei Stunden zusammenkommen. Der Wind hat diese Haustür aufgedrückt, sie schaukelt leicht, und jedes Mal landet eine neue Ladung Schnee auf der riesigen Winterfußmatte. Dafür war die allerdings nicht gedacht.

de Blasio und Cuomo im Schnee

Bürgermeister de Blasio (links) und Gouverneur Cuomo haben inzwischen diverse Maßnahmen ergriffen, um das Schneechaos im Rahmen zu halten. Der Zeitungskasten mit der Schlagzeile von gestern versinkt derweil im Schnee.

 

Schneeschuhe

Ich tue das auch, aber leider sieht man die Verhältnisse auf dem Foto nicht so gut.

New York Schnee 2016

Schön, oder? Der erste richtige Schnee für diesen Winter in New York.

Schnee Treppe

Auf dieser zugeschneiten Treppe sieht man überhaupt keine Stufen mehr. Das sagt was über die Schneehöhe. Das war heute Mittag gegen zwanzig vor eins.

Schneeschippen New York

Diese kleine Lücke ist eine ganze Schaufel voller Schnee. Alle Schneeschipper, denen ich unterwegs begegne, sind noch relativ gut gelaunt. Der Herr hier sagt mir, es sei ein gutes Fitnesstraining. Später bei einem Mietshaus sagt mir ein weiterer Schneeschaufler, dass dieses Wetter vielen Leuten Geld einbringt.

Verschneite Treppe

Wie man hier sieht, ist es mit einmal Räumen nicht getan.

Schneepflug für Kassenpatienten

Nein, da ist kein Hydrant explodiert, die Fontäne kommt von einem der Mini-Schneepflüge, die sich manche Hausverwaltungen und Schneeräumdienste leisten (das Gewirbel weiter oben ist eine Bö und bringt das Zeug, das ich ins Gesicht kriege). Das Problem an dieser Art zu räumen ist: Der Schnee landet meist auf der Straße. Und da müssen Rettungsfahrzeuge dann über Schneeberge. Nicht gut.

Schneefegen? Ich doch nicht!

Aber viele Leute denken halt: Hauptsache, bei mir liegt der Schnee nicht rum. Das gilt ab morgen dann auch wieder für Autofahrer – manche schütten fröhlich das Auto vor oder hinter sich zu, während sie ihr Vehikel ausgraben.

Auto im Schnee 2016

Der Wind mischt da aber auch noch mit. Schneeverwehungen sehen jetzt schon irre aus. Und das in einer geschützten Nebenstraße!

Verkehr im Schnee Park Avenue

Eine halbe Stunde vor diesem Foto wurde der Busverkehr eingestellt. Der Bus ist auf dem Weg ins Depot. Warum man bei diesem Wetter unbedingt autofahren will, erschließt sich mir nicht. Dies ist eine der Hauptverkehrsstraßen in Manhattan, sie ist schon mehrfach geräumt, sieht aber halt schon wieder so aus.

Schnee Park Avenue

Es schneit und schneit.

Hund Schnee Haufen

Blöderweise will Bello aber nicht heute mal schnell lernen, eine Toilette zu benutzen. Der muss raus. Und der Haufen … muss weg. Ist bestimmt schön warm in der Hand.

Bahn Schnee

Die Bahn fährt. Noch jedenfalls. In diesem Moment lässt der Wind kurz nach, und ich kann auf einmal ganz weit gucken. Also im Vergleich zu vorher.

Straße im Schnee in New York 2016

Manchmal denke ich, dass der Schnee die Welt zu einem Schwarzweißbild mit ganz vielen Grautönen macht. Aber dann entdecke ich die Farben. Bei dem Wetter ist man gut damit beraten, sich sichtbar zu machen.

Schild im Schnee

Hatte ich erwähnt, dass es sehr windig ist? Dieses Parkschild ist nicht etwas bis zum Kragen eingeschneit – dafür müsste der Schnee ja schon zwei Meter hoch liegen. Nein, es ist von seinem Pfosten geflogen und hier gelandet. Da es aufrecht im Schnee zu stecken scheint, kann das so lange nicht her sein. Das ist auch der Grund, warum ich mir nur eine kurze Zeit draußen erlaube – ich möchte bitte kein Schild vor den Kopf bekommen. Auch keinen Ast. Und auch keine …

Markise im Schnee Sturm

… Markise. Ich bin ja keine CSI-Expertin, aber ich finde, der dünnen Schneeschicht nach zu urteilen liegt die da nicht schon seit der letzten Nacht (die Unterseite der Markise liegt oben). Ich bin froh, dass ich mir eine Route ausgesucht habe, von der aus ich schnell wieder in schneefreien vier Wänden bin.

Wie, ihr habt immer noch nicht genug?

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