New York liegt am Meer, das vergisst man im Trubel Manhattans so leicht. Dabei ist der Strand mit derselben U-Bahn zu erreichen, die am Times Square hält. Oder besser gesagt: die Strände, und die U-Bahnen. Mit der Linie Q und N könnt ihr nach Coney Island (Brooklyn) fahren, der A train bringt euch nach Rockaway Beach (Queens), und wenn ihr nicht gerade vom Times Square aus losziehen wollt, bringt euch auch die Linie B (ebenso übrigens wie Q) nach Brighton Beach (Brooklyn), während D und F zusätzliche Möglichkeiten bieten, um nach Coney Island zu kommen.
Klar geht das im Hochsommer, ist ja auch lustig, mit Eimer und Schäufelchen in die Bahn zu steigen und salzverkrustet wieder zurück. Auch im Winter hat man die New Yorker Strände nicht ganz für sich, aber es liegt niemand im Weg, wenn man durch den Sand stapfen will.
Brighton Beach demonstriert hier mal eben, dass man die Familie nicht unbedingt zum Entenfüttern in den Park lotsen muss, sondern auch zum Möwenfüttern an den Strand gehen kann. Beides, also das Vogelfüttern generell, ist allerdings keine gute Idee, unter anderem weil es den Tieren schadet. Die auch für die Strände zuständige New Yorker Parkverwaltung denkt deshalb derzeit darüber nach, nicht nur vom Füttern von Tieren abzuraten, sondern es komplett zu verbieten.
In Brighton Beach gibt es einige ukrainisch-russisch geprägte Lokale direkt an der Strandpromenade. Wenn es warm wird, sind die rappelvoll – im Kalten hat man eine Chance auf einen Platz und ein heißes Getränk. Geht man in die andere Richtung, also nach links, wenn man in Richtung Meerblick steht, kommt man nach Coney Island, wo es auch Imbisse direkt an der Promenade gibt. Ein paar haben auch im Winter geöffnet. Die berühmten Vergnügungsparks mit den Achterbahnen und dem Riesenrad liegen derweil im Winterschlaf, die ersten öffnen meist zu Ostern für Schönwetterwochenenden ihre Pforten. Coney Island hat im Haltestellenpuzzle einen eigenen Beitrag, den könnt ihr euch ja mal anschauen. An diesem Februarsonntag wehen mir auf dem Fußweg von Brighton Beach nach Coney Island Wolken entgegen, die später Schneeregen auf die Stadt schütten werden.
Diese beiden Strände liegen nebeneinander in Brooklyn, eine lange Strandpromenade verbindet sie. Im Winter merkt man besonders, dass es am Meer meistens noch ein bisschen windiger ist als in der Stadt; ich rate zum Zwiebellook und unbedingt Mütze, am besten noch ein zweiter Schal in der Tasche, den man sich gegebenenfalls über die Nase ziehen kann. Das gilt ganz besonders für Rockaway Beach.
Die westliche Spitze dieser Halbinsel kann man von Brighton Beach aus sehen. In Rockaway selbst schaut man aufs offene Meer. Im Sommer starten dort Whale Watching-Touren. Bei meinem Winterspaziergang tauchen statt Walen und Delfinen viele buntbeladene Containerschiffe auf. Bald schon bewundere ich eine Möwe für ihre Gelassenheit gegenüber den Atlantikwellen, die über ihren Aussichtsturm am Ende eines Wellenbrechers schwappen.
Rockaway hat mehrere Strände. Von der U-Bahn aus am einfachsten zu erreichen ist Rockaway Beach (ich würde an der Haltestelle Beach 98th Street aussteigen). Dort gibt es unterwegs und auch direkt am Strand zwar ein paar concession stands – Strandimbisse – aber die haben nur ungefähr von Juni bis September geöffnet. Dafür hat man am längsten Stadtstrand der USA im Winter jede Menge Raum für sich und teilt ihn mit Hundebesitzern – außerhalb der Badesaison dürfen die Fifis an den Strand.
Ein weiterer Strandabschnitt auf derselben Halbinsel heißt Jacob Riis Park. Dorthin kommt man mit dem Bus, in der Sommersaison fuhr zuletzt auch ein Shuttle von der Fähre aus, die übrigens auch im Winter von Manhattan (Wall Street Pier) nach Rockaway düst. Sie hält auf der anderen Seite der schmalen Halbinsel, in der Jamaica Bay. Dort gibt es keinen Strand, aber an klaren Tagen einen herrlichen Blick auf die Skyline von Manhattan.
Von dort quer über Rockaway kommt man schnell zum Atlantik und damit zum Strand. Die großen Strände in Rockaway hängen zusammen, theoretisch kann man dort also einfach am Wasser entlang immer weiter laufen von einem Strand zum anderen, und nur die Namen (Averne, Rockaway Beach, Jacob Riis Park, Fort Tilden, Breezy Point) und die Kulissen ändern sich. Aber inzwischen fröstelt es mich – zu oft zum Fotografieren und Staunen stehengeblieben, denke ich. Deshalb verabschiede ich mich mit einem Blick vom Jacob Riis Park in Richtung Rockaway Beach (am Horizon zu erahnen).
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