Ironie des Schicksals

Kontrastprogramm zu gestern: Kleines Haus, unfertiges Stück, konzertante Aufführung, U-Musik statt E-Musik (oder anders gesagt: Musical statt Oper). Im achten Stock eines Hauses, in dem unten ein gelangweilter Rezeptionist sich vorwiegend mit Büromenschen herumschlägt, ganz nah am Times Square, muss ich im Gang vor dem Fahrstuhl warten, dass der Saal freigegeben wird. Aber da treffe ich später Jimmy, und deshalb frage ich mich jetzt, ob das Schicksal noch nicht mitbekommen hat, dass Ironie total aus der Mode ist. Die Sache ist nämlich die: Ich bin diese ganzen Angeber so leid. Mich ermüden diese Leute, die…

Immer dasselbe Theater!

Eben erst hat mir ein Schreiner bestätigt, dass die New Yorker Feuerwehrleute nicht lange fackeln, wenn sie irgendwo hineinwollen. Er hat ein gutes Geschäft mit einer Reihe Türen gemacht, die komplett erneuert werden mussten, nachdem die Männer mit den Äxten und Helmen sie kurz und klein gehauen hatten. Und jetzt stehe ich in der Kulissenwerkstatt der Metropolitan Opera und habe ein Dejà Vu: “Jeden Abend hauen die das kaputt”, sagt der Handwerker dort. Die Tafel am Ehrenmal von Bertarido fällt bereits in den Proben zu “Rodelinda” der Opernleidenschaft zum Opfer, und so muss eben ordentlich…

Goldfalle

Huch, beinahe hätte ich den Indian Summer verpasst! Schnee ist schon wieder Schnee von vorgestern, heute wärmt die Sonne sogar ein bisschen, draußen sind es locker 20 Grad (jawohl: Celsius). Und die Bäume sind gerade in dieser Phase, wo sie der Sonne nacheifern. Nur dass die nicht gleich alles fallen lässt. Vergänglichkeit ist so schwer zu verstehen. Abschied tut weh, und all die Dinge, die man zum Trost gesagt bekommt, können das auch nicht ändern. Nur hier hat das Aus und Vorbei für einen Augenblick eine solche Schönheit, dass der Schmerz für einen Herzschlag aussetzt….

Marathon oder Straßensperre?

Ungefähr 50.000 Menschen laufen heute durch New York. Später werden drei von ihnen die Rekordzeit brechen, die zehn Jahre lang eisern stand. Aber nicht nur die Läufer beim New York Marathon haben einen anstrengenden Tag. Auch das Publikum gibt alles: meilenweite Unterstützung. Nicht nur an den beliebten Zuschauerpunkten geht es hoch her. Gruppen kommen und gehen, fahren mit der U-Bahn zu einem anderen Punkt, nachdem ihre Freunde, Kollegen, Verwandte vorbeigelaufen sind. Ein Grüppchen, das ich aufgrund der auffallenden Ähnlichkeiten zu Papa, Onkel und zwei Söhnen mache, wartet an einem späten Punkt auf eine Frau. Die…

Die Jerusalem-Odessa-Connection

Ich lande hier immer in demselben Laden. Dabei gibt es in meiner Fantasie hier irgendwo ein Café, in dem betagte, beringte Damen Torte essen, Tee aus dem Samowar schlürfen und zwischendurch einen Wodka kippen. Nur finde ich ihn nicht. Also gehe ich mal wieder in den Feinkostladen, in dessen oberer Etage die Torten auf mich warten und ein paar Tische stehen. Da sitze ich, trinke starken russischen Tee und esse italienischen Kuchen dazu und verfolge auf dem Fernseher einen Technicolor-Film mit zickigen Damen und einem lustigen Musikanten, den ich auch ohne Sprachkenntnisse verstehe. Die anderen…

Wo Goethe Kleider verkauft

Wahrnehmung ist so eine lustige Angelegenheit. Nach einem tollen Gespräch mit Emil und Sandy Corsillo (the Hill-side und Hickoree’s Hard Goods) sehe ich auf einmal überall Mode im Weg herumstehen. Erst stolpere ich fast über einen Kontrast zu den Herrenklamotten, die meine Interviewpartner feilbieten. Nur wenige Minuten später komme ich am nächsten Aufsteller vorbei. Und gehe noch einmal zurück. Ich bin sicher, dass ich mir auf die Schnelle etwas zusammengereimt habe, dass da gar nicht steht. Stimmt aber nicht. Mit so etwas verkaufen sie hier tatsächlich Kleider. Na, und wie heißt der Satz des großen…