Hey, Man!

Als er angekündigt wird, sitzt er da wie ein Elvisimitator, der die Aufmerksamkeit ebenso gewohnt ist wie einfordert. Aber Reverend Billy ist weder Schmierenkomödiant noch Fernsehpastor, und heute soll er gar nicht predigen, sondern lesen.  Im Buch “The Reverend Billy Project” erzählen William Talen und seine Gattin Savitri Durkee, wie sie Straßentheater, Performancekunst und Aktivismus verbinden zu dem, was heute Reverend Billy and The Church of Earthalujah heißt (früher: The Church of Stop Shopping). Hinterher lassen sie aber doch noch ihren Gospelchor singen. Vorher hat Savitri die Buchpassage vom Besuch in Barcelona gelesen, wo sie…

Hundewetter

Nun ja, das Wetter ist ja so schlimm nun auch nicht. Aber für einen Freiluftmarkt eben nicht so angenehm. Auf der Renegade Craft Fair im Sommer in Brooklyn geht es sonst so lustig zu, die Händler bieten handgemachte Dinge an, die man sonst bei Etsy oder so findet: Postkarten mit netten oder frechen Sprüchen, bestickte T-Shirts, glitzernden Schmuck, bunte Kinderkleider, Keramik-Salz- und Pfefferstreuer in Avocadoform und Kissen, die aussehen wie Scrabble-Buchstaben oder wie ein New Yorker Gulli (nur ohne Dampf). Nur die Sonne scheint einfach nicht. Gestern hat es ordentliche Schauer gegeben, da waren sogar…

Spezialinstrument

Straßenmusiker werden in New York tiefergelegt – viele spielen auf den Bahnsteigen oder in den Gängen zwischen den U-Bahn-Stationen, und so einige gewinnen einen guten Platz bei der alljährlichen Audition. So habe ich in den U-Bahn-Stationen schon alle möglichen Instrumente gesehen. Aber dieser Mann hier und heute erscheint mir einzigartig. Wie würde man seine Erfindung wohl nennen?

Schreibwaise

Eine bestimmte Art von New Yorkern pflegt eine leicht angeberische Liebesbeziehung mit Schreibmaschinen. “Arm Candy” ist das hübsche hiesige Wort für Menschen, denen man in ähnlicher Weise zugetan ist. Aber auch wenn Schreibmaschinen sich theoretisch auf den Arm nehmen lassen, trägt sie kaum jemand umher. Die Dinger sind ja nicht einmal WiFi-fähig. Trotzdem treffe ich auf so ziemlich jedem Flohmarkt Händler, die entweder irgendwo eine Schreibmaschine zwischen Holz-Milchkisten und Industrieleuchten arrangiert haben oder sich gar auf Schreibmaschinen spezialisiert haben. Oft ist dann ein Blatt Papier eingespannt, auf das einige Sätze getippt sind. Als Beweis, dass…

U-Bahn-Kunst: Um die Ecke

Jackie Chang spielt mit Worten. Vielleicht macht man das automatisch, wenn der eigene Name dem eines Actionfilmstars so sehr ähnelt. Die New Yorker Verkehrsbetriebe ließen Chang im Jahr 2000 die U-Bahn-Station Metropolitan Avenue/Lorimer Street gestalten. Da kann man auf dem Weg von der einen Bahn zur anderen herrlich ins Philosophieren kommen. Hier mal drei Denkanstöße.

Konflikt-Komödie

Das will ich haben, bloß weil ich weiß, dass du es haben willst – und deshalb schnapp ich’s mir. Mit dieser Denkweise haben Kriege angefangen. In “Saida” bringt diese Logik zwei Geheimdienstchefs (einer aus Palästina, einer aus Israel) dazu, alles Mögliche anzustellen, um die Hand einer schönen Tunesierin zu bekommen. Ein satirisches Zeichen dafür, dass New Yorker sich nicht immer nur um sich selbst drehen. “Saida” von Tuvia Tenenbom, Jewish Theater of New York, bis 26.06. im Kraine Theater.