New York ist ebenso kolossal wie paradox. Da gibt es all diese Wolkenkratzer, deren Geschichte und Architektur längst die Museumsreife durch haben, und natürlich hat New York auch ein ebensolches Wolkenkratzermuseum – aber das ist winzig. Kommt ihr trotzdem mit ins Skyscraper Museum?
Es gibt tatsächlich Leute, die sich über die Größe des Museums beschweren. Sie erwarten wohl Monumentales über gigantische Bauwerke. Viel spannender finde ich das Große im Kleinen allein schon beim Anblick meines Lieblingsstücks aus der Daueraustellung:
Midtown und Downtown Manhattan in Liliputformat und aus Holz.
Ein gewisser Michael Chesko aus Arizona hat sie akribisch genau gebaut, Block für Block, handgeschnitzt, nur so aus Spaß. Zusammen mit seiner Familie hat er diese Museumsspende schließlich nach New York gefahren – auch um die Stadt zum ersten Mal in Originalgröße zu sehen. Solche Geschichten findet man selbst in New York nicht alle Tage. Dort lief Chesko dann herum und schaute ständig nach oben.
Auch in den Augen der Museumsbetreiber ist New York selbstverständlich nach oben ausgerichtet.
New York City, the world’s first and foremost vertical metropolis
schreiben sie gleich im ersten Satz auf ihrer Website. Weltspitze in der Senkrechten sozusagen, das passt obendrein zum Motto des Bundesstaats New York (“excelsior” – immer höher), wird aber nicht erwähnt. Nun, das Skyscraper Museum selbst befindet sich ja auch auf nackenschonender Höhe, nämlich im Erdgeschoss eines, ihr ahnt es: Wolkenkratzers.
Hinter dieser Verortung steckt eine typische New Yorker Wolkenkratzergeschichte, der – derzeit zumindest – keine Ausstellung gewidmet ist. Das Skyscraper Museum bekam seine Räumlichkeiten nämlich von den Bauherren eines neuen Hochhauses geschenkt, aber nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit.
Skyscraper Museum als Zugeständnis der Bauherren
Eine Baugenehmigung im Stadtteil Battery Park City schließt die Schaffung öffentlichen Raums ein; so mussten auch Milennium Partners die Erbauer von 39 Battery Place, einen Teil ihres Besitzes abzwacken und dem Wohl der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
So teilen sich nun das Hotel Ritz-Carlton und Eigentumswohnungen das 38-stöckige Haus mit dem Skyscraper Museum, das 5.000 Quadratfuß (knapp 465 Quadratmeter) im Erdgeschoss belegt. Nachdem das kleine Wolkenkratzerprojekt ab 1997 jahrelang von einem Ladenlokal zum nächsten gezogen war, hat es durch diese halbfreiwillige Schenkung seit 2004 Räume, die es sogar besitzt.
Skysraper Museum, 39 Battery Place, Battery Park City, Details auf der Website.
Mehr über Wolkenkratzer?
- Ein detailreiches Porträt von Michael Chesko und seinen New York-Modellen gibt es beim Downtown Express.
- Eine wilde Geschichte von Wolkenkratzerbauern vor knapp hundert Jahren habe ich euch in “Chrysler Building: Der Trick des Architekten” aufgeschrieben.
- Und bei amNY könnt ihr anschauen, welche superhohen Wolkenkratzer die Architekten und Bauherren gerade für New York planen.
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