Ein verdammt buntes Gewirr hat mich weit nach Queens hinein gezogen. Da steht nämlich ein Lebkuchendorf – die Gingerbread Lane. Und die ist nicht einfach nur braun, sondern mehr als reichlich verziert.
Meinen Weg dorthin kann ich mir erriechen. Viele Meter vor der letzten Biegung treffen Zimt, Muskat und Ingwer auf interessierte Rezeptoren in meinem Hirn. Dass ich das jetzt so beschreibe, liegt daran, dass ich durch die New York Hall of Science laufe – im Wissenschaftsmuseum warten nämlich die Lebkuchenhäuser. Hinter einer Hirn-Ausstellung.
Die Verzierungen der Häuser liegen nicht nur auf den Zuckerguss-Schnee-triefenden Dächern herum. Fenster, Türen, sogar Grünzeug geben Kalorien eine Heimat. Vor dem Eintreten schreibt ein Schild vor, in welche Richtung man sich die Gingerbread Lane anschauen soll. Doch wer an einem Schlechtwettertag unter der Woche kommt, hat das New Yorker Lebkuchendorf fast für sich allein.
Um den kompletten Raum herum drängeln sich die Lebkuchenhäuser, sogar über dem Türrahmen verläuft eine “Straße” des Dorfs. Ein Jahr lang hat der Hotelkoch Jon Lovitch in seiner privaten Küche in der Bronx gebacken, um diesen Kalorienballungsraum zusammenzubekommen. Die letzte Gingerbread Lane kam ins Guiness Buch der Rekorde – als größtes Lebkuchendorf der Welt.
Tonnenschwer liegt das Gesamtbackwerk hier herum. Schon klar, dass man da mal ein bisschen mit Masse angeben darf. Außerdem zählt hier ja die Wissenschaft, und da erklärt nicht nur ein Schild, welche Art Chemie hinter den Bauwerken steckt (und dass die Kinder jetzt zu Hause auch mal experimentieren sollen – zur Freude der Eltern, die ihre Küche hinterher aufräumen dürfen). Es winken auch jede Menge Zahlen.
Allein die Verzierungen wiegen jede Menge: 326 Kilo Nascherei kommt hier zusammen, und zwar nicht einfach nur die Süßigkeiten, die früher einmal Smarties hießen, sondern allerlei Zuckerkram aus elf verschiedenen Ländern. Je länger ich schaue, desto mehr Bekantes, Unbekanntes und Buntes entdecke ich.
Aber in der Gingerbread Lane reiht sich nicht einfach bloß Haus an Haus. Das Lebkuchendorf hat auch eine Hauptstraße – und alles, was Dorfbewohner in einer Weihnachtsregion so brauchen. Eine Schule, ein Hotel, eine Eisbahn – und natürlich auch jemanden, der für Recht und Ordnung sorgt. Ich meine jetzt nicht Knecht Ruprecht.
Weil die Bewohner ja nicht einfach ihre Pfefferkuchenhäuser essen können, hat die Gingerbread Lane auch eine Einkaufsstraße. Da gibt es ein Kaufhaus, das einem gewissen Herrn Kringle gehört, und allerlei Läden mit genau den Dingen, die man im zuckerverschneiten Dorf so braucht.
Na gut, ich geb’s zu: Es wohnt gar keiner in diesem Dorf. Und die Häuser kann man essen. Wirklich! Am 11. Januar, wenn die Ausstellung endet, verschenkt das Museum das alles, Haus für Haus, Lebkuchen für Lebkuchen. Und es wartet nicht einmal eine Hexe um die Ecke.
Gingerbread Lane, bis 11. Januar 2015 in der New York Hall of Science in Queens, 47-01 111th Street (U-Bahn 7 bis 111th St). Öffnungszeiten und Eintrittspreise finden sich auf der Website. Noch mehr Tipps für die Weihnachtszeit in New York findet ihr in meinem Überblicksartikel.
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