Aufschwung

Fett oder fit. So könnte man New Yorker grob (ganz, ganz grob) einteilen. Viele gehen laufen. Dafür gibt es schöne Strecken, am Wasser entlang oder durch den Wald. Aber oft genug sehe ich, wie stoisch man auch durch die Straßen traben kann – oder auf einer Brücke. Tiefe Atemzüge vom vierspurigem Stau sparen vielleicht die Zigarette danach. Mindestens ebenso viele gehen in den Gym, also in den Fitnessclub oder, wenn sie entsprechend schick wohnen, in den hauseigenen Gymnastikraum. Der letzte Schrei ist eine Variante des Spinning (rasend schnell radeln, ohne voranzukommen) kombiniert mit Therabändern, an…

Piraten auf Rädern

Auf Governors Island hängen merkwürdige Zeichen. Mehrere Kunst-Veranstaltungen laufen hier heute parallel. Aber damit haben die Zeichen nichts zu tun. Eine der Hauptpersonen treffe ich auf der Fähre. Sie hat sich hübsch in ihr Gefährt drapiert. Und ihr Vater macht das Ganze würdevoll mit. Ein paar Stunden später ist dieser Teil der Gesellschaft wieder in Manhattan. Chris und Allie haben nicht einfach nur geheiratet. Erstens stehen sie so sehr auf Fahrräder, dass auch die Gäste mit entsprechenden Fahrzeugen erscheinen beziehungsweise welche vom Fahrradverleih bekommen. Und alle zusammen drehen nach der Zeremonie eine Ehrenrunde um die…

Alles muss raus

Ich war schon lange nicht mehr auf dem Flohmarkt in Fort Greene. Brooklyn Flea veranstaltet inzwischen mehrere dieser Art, das Prinzip ist immer dasselbe: Nur ausgesuchte Händler kommen auf das Gelände, und so sieht das dann auch aus. Es gibt viel Vintage (sowohl Mode als auch Möbel, darunter Designerteile) und dazwischen kleine Designer und Kunsthandwerker aus der Gegend, dazu handverlesene Imbissstände, die zum Beispiel neu interpretierte Hotdogs (mit abgefahrenen Toppings) oder winzige Cupcakes anbieten. Es lohnt sich immer noch, sich hier umzusehen. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich ein Möbelstück finde, das ich gerne…

Kackfrei

New York ist nicht Berlin. Saftige Strafen und eine gewisse Kultur sorgen dafür, dass Hundebesitzer mit Tüten Gassi gehen, in die sie die Hinterlassenschaften ihrer Hecheltiere packen, bevor sie sie in den nächsten Müll werfen. Zumindest in den wohlhabenderen Stadtteilen trifft man Leute, die einen solchen Beutel vor sich hertragen. Und man tritt nicht in überlriechenden Matsch. Bequem erscheint es auf den ersten Blick, den Hund einfach an den nächsten Baum zu führen, damit er sein Geschäft erledigen kann. Aber: Das würde die kleinen Flächen um die Straßenbäume herum verschandeln. Und das Grünzeug in die…

Rätsel

Es gibt viele Theater in der Stadt und viele Poser, an jeder Ecke wird ein Film gedreht oder ein nicht ganz astreines Ding. Um in dieser Stadt Aufmerksamkeit zu bekommen, braucht es einiges – also übertrumpfen sich Wolkenkratzer mit Höhe und Werbetrommeln mit Lautstärke. Das verdreht meine Wahrnehmung: Sobald ich etwas Ungewöhnliches sehe, frage ich mich, wer das nun wieder inszeniert hat. Das ist auch mein erster Gedanke, als ich nach einem geselligen Abendessen aus dem Haus meiner Gastgeber trete. Vielleicht hat jemand den Müll durcheinandergebracht. “Schau, ich kann wieder gehen!”, ruft ein weiterer Passant….

Manhattan in Manhattan

Der Sommer ist fast vorbei. Es soll zwar morgen wieder über 30 Grad warm werden. Aber viele Open Air-Kulturprogramme hören jetzt auf. Und weil ich in dieser Saison noch nicht einmal draußen im Kino war, wird es jetzt Zeit. Ein paar Minuten vor Beginn finde ich ein Plätzchen auf dem Frisbee Hill im Central Park. Das Central Park Film Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto “Iconic New York”. Heute, am letzten Abend, hatte das Publikum die Wahl – und sich für einen wahren New York-Film entschieden: Mit “Manhattan” zeigt Woody Allen, welche Ikonen…

Nadel ohne Heuhaufen

Sie sind ein merkwürdiges Gespann. Zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann gibt den New York-Kenner, die Frau gibt sich unbeeindruckt, der andere Mann gibt gar nichts von sich. Ich glaube nicht, dass er das fünfte Rad am Wagen ist. Ich glaube auch nicht, dass einer von ihnen gerade versucht, bei der Frau zu landen. Vielleicht sind sie verwandt. Oder verheiratet. Manchmal lässt sich das schwerlich unterscheiden. Ich bemerke sie, als der Kennermann in meine Richtung zeigt und ruft: “Da ist der Obelisk!” Damit meint er nicht mich. Ich war gerade dabei, Krabben in…