Verkehrserziehung mit Poesie

New York ist ein Schilderwald. Alles Mögliche soll beachtet werden, da geht es lang, dies ist verboten und vor jenem wird gewarnt. Und dann gibt es noch höchst öffentliche Poesie: Curbside Haiku sollen die New Yorker Straßen sicherer machen. Fehlt nur noch das Schild, dass daran erinnert, jederzeit die Augen nach schönen Überraschungen offenzuhalten.

Bruchrechnen mit dem Lügenbaron

Die Vortragsserie “Adult Education” (Erwachsenenbildung) erfordert gleichzeitig Erwachsenenhirne und Kinderseelen. Denn auf der einen Seite sind die Kurzvorträge meist sehr intelligent aufgebaut. Auf der anderen Seite enthalten sie eine gute Portion dessen, was der eine Lügenmärchen und der andere dramatische Zuspitzung nennen mag. Ich nenne es großen Spaß. Für mich wird es manchmal zum Rätselraten, an welcher Stelle ein Vortrag die Grenze zum Reich der Fantasie überschreitet, weil ich nun einmal nicht mein ganzes Leben in diesem Land verbracht habe und mir manches Allgemeinwissen fehlt – von Popkultur bis Geschichte. Drew Dernavich arbeitet als Zeichner…

New York liest!

Da sitzen sie und schauen dem entgegen, was sie als Beweis dafür werten, dass all diese vermeintlichen Experten falsch liegen: Kurze Texte sind nämlich nicht das Einzige, was überhaupt noch gelesen wird. Der Chefredakteur des New York Magazine hat zu “Behind the Longreads” drei seiner Autoren mitgebracht: Wesley Yang, Jessica Pressler und Dan P. Lee sprechen über die Entstehung ihrer Long Reads – das sind sehr lange Geschichten, die aber eben keine Märchen, sondern Sachgeschichten sind. Und die wie hulle gelesen werden. Selbst die Aussicht, mehr über die Geschichten zu erfahren, zieht die Leute an:…

Krach für Drachen

Es mag ja ein wenig neblig sein in New York. Aber das hier ist kein Wetterphänomen. Das ist das sichtbare Gegenstück dessen, was ich höre. [audio:https://www.moment-newyork.de/wp-content/uploads/Firecrackers.mp3|titles=Firecrackers] Es ist nämlich schon wieder Neujahr, diesmal in Chinatown. Eigentlich hat das natürlich schon um Mitternacht angefangen, aber in New York ist Privatgeböller verboten (es brennt auch so schon viel zu oft). Also machen sie das in einer offiziellen Zeremonie mitten am Tag, an dessen Ende ich lerne: Man sieht Feuerwerk auch im Hellen. Jedenfalls, wenn genug Nebel drumherum ist. Die Chinesen haben das mit dem Feuerwerk genauso raus…

Immer dasselbe Theater!

Eben erst hat mir ein Schreiner bestätigt, dass die New Yorker Feuerwehrleute nicht lange fackeln, wenn sie irgendwo hineinwollen. Er hat ein gutes Geschäft mit einer Reihe Türen gemacht, die komplett erneuert werden mussten, nachdem die Männer mit den Äxten und Helmen sie kurz und klein gehauen hatten. Und jetzt stehe ich in der Kulissenwerkstatt der Metropolitan Opera und habe ein Dejà Vu: “Jeden Abend hauen die das kaputt”, sagt der Handwerker dort. Die Tafel am Ehrenmal von Bertarido fällt bereits in den Proben zu “Rodelinda” der Opernleidenschaft zum Opfer, und so muss eben ordentlich…

Eine Art Vorlesung

Henry Rollins ist ja nun nicht auf den Mund gefallen. Der Musiker, Schauspieler, Dichter, Autor und Spoken Word-Schimpftiradenmeister kann wie auf Knopfdruck Geschichten von seinen zahlreichen Touren erzählen und die dann so mal eben mit Kritik an Politik und Gesellschaft verknüpfen. Vor Jahren hat er mir mal im Interview erzählt, wie wenig er schläft. Damals ist er vor einem Pensum von 2.000 Worten nicht ins Bett gegangen. Jetzt erzählt er von einer ähnlichen Arbeitsmoral. Seit einigen Jahren nimmt er sich jedes Jahr ein paar Monate Zeit zum Reisen. Und da gibt es einen Acht-Stunden-Arbeitstag, der…

Regentanz

Auch über 20 Jahre nach Alvin Aileys Tod gehört seine Choreographie “Revelations” zu den meistaufgeführten Modern Dance-Produktionen. Und nicht nur das Alvin Ailey American Dance Theater geht oft in Europa auf Tour (sein Hauptquartier hat es immer noch in New York). Sondern auch Ailey II ist gut gebucht. Da tanzen heute die besten Schüler der Ailey School. Beim Zuschauen im Prospect Park lerne ich: Tanztheater geht voll in die Arme. Besonders bei einigen Leuten aus dem Publikum.