Ein Blick kann reichen

Wir haben nicht viel Zeit. Eine meiner ehemaligen Studentinnen hatte sich entschlossen, nach dem Studium für ein Jahr als Au-Pair in die USA zu gehen, und am Montag begann ihre Schulung in einem Hotel in New Jersey. Erst sieht es so aus, als müsste ich sie dort treffen, aber dann gehört sie doch zu den Auserwählten, die am Abend kurz nach New York City fahren dürfen. Für eine Stadtführung reicht die Zeit nicht im Ansatz, und ich bin schon ganz geknickt und besorgt. Aber sie und ihre beiden Kurskolleginnen sagen hinterher: Darauf wären wir nie…

Geschichtsspektakel

Nein, das ist kein Theater- oder Filmensemble bei einer Pressepräsentation. Es hat auch nicht gerade ein Kriegsschiff angelegt und Leichtmatrosen auf den Times Square gespuckt. Diese Menschen sind zusammengekommen, um ein historisches Foto von Afred Eisenstaedt nachzustellen: “The Kiss“, aufgenommen am 14. August 1945 auf dem Times Square. Deutsche feiern das Ende des II. Weltkriegs zwar am 8. Mai. Aber für die USA war der Krieg da noch nicht beendet, da mussten erst noch ein paar Atombomben ran. Am 15. August 1945 erklärte dann der japanische Kaiser seine Kapitulation – durch die Zeitverschiebung war das…

Schwer umworben

Ich denke sofort an Kalorien. “Wenn sie geboren werden”, staunt meine charmante Begleiterin, “sind die ja schon schwerer als ich.” Trifft auf mich genauso zu. Und so nah wie im American Museum of Natural History kommt man sonst wohl kaum an ein Walross. An ähnliche Kaliber menschlicher Art allerdings schon. Deshalb gibt es Einrichtungen wie das Rudd Center for Food Policy and Obesity an der Yale Universität. Dort haben Forscher unter anderem herausgefunden, dass man mehr isst, wenn man Fernsehwerbung für Essen sieht, und dass die Werbung beeinflussen kann, welche Art Essen man bevorzugt.

Moment mal: Kein Pardon

Viele Leute erzählen mir staunend, wie sehr es für die Chinesen  auf die Sprachdetails ankommt: Eine Silbe Mandarin, in verschiedenen Betonungen, Tonhöhen oder -längen gesagt, könne völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Das erfährt man in New York auch jenseits von Chinatown. Zum Beispiel mit “excuse me”. In Englischbüchern steht, das bedeute “Verzeihung” oder “Entschuldigung”. Vielleicht noch so etwas wie “darf ich mal bitte?”. Aber je nach Betonung kann es auch etwas ganz anderes heißen. Einen ähnlichen Klang wie “excuse me” (aber lauter) nutzen New Yorker, um sich den Weg freizuhupen. So gibt etwa ein Bauarbeiter, der…

Königlich unterwegs

Schick geht es immer noch zu, wenn man New York per Schiff betritt oder verlässt. Nur diesen melodramatischen Flair hat es nicht mehr – tränenreiche Abschiede sehe ich jedenfalls nicht, aber das würde auch schwierig, denn wenn man keine Bordkarte hat, darf man erst gar nicht ins Terminal. Fast niemand wird von Familie oder Freunden zum Schiff gebracht. Der Taxifahrer auf dem Hinweg kann es kaum fassen: “Sie wollen mit dem Schiff nach Deutschland fahren?” Nun ja: Ich habe auch immer gedacht, mit dem Schiff nach New York, das wäre ja toll, aber eben auf…