Jede nach ihrer Saison

Samstag, im Schneegestöber, hat mich ein Obdachloser gefragt, wie ich das Wetter finde. Wir konnten uns drauf einigen, dass es in New York nur zwei Jahreszeiten gibt, weil die Übergänge nicht lang genug sind, um als Jahreszeit zu zählen. Und jetzt stehe ich dem Winter gegenüber, und er kauert so im Schatten, dass Fotos ganz blöde aussehen. Der Herbst dagegen ist hübsch: Alison Saar hat ihre Jahreszeiten im Madison Square Park verteilt. Da jagen Touristen mit ihren Kameras den Eichhörnchen hinterher, das finde ich für die Künstler der Saison immer ein bisschen traurig. Ich muss…

Von einem Tag auf den anderen

So sah das gestern noch aus im Central Park. Viel Grün, ein bisschen Farbe. Etwas Laub auf dem Boden, sehr wenige freiliegende Äste, abgesehen vom Wind kaum Herbststimmung. Das war gestern. Heute Mittag (!) sieht das so aus: Und im Wetterbericht sprechen sie von Schnee. Als wollte New York mal wieder beweisen: Es gibt hier nur zwei Jahreszeiten, nicht vier wie anderswo.

Wurmloch im Big Apple

Auf den ersten Blick ist es Obst in Überlebensgröße. Riesig, Apfel, Big Apple, alles klar, abgehakt. Moment: Hinter der Skulptur im Millennium Garden des Hudson River Parks steckt noch eine andere Geschichte. Der Künstler, der sich dieses Werk ausgedacht hat, heißt Stephan Weiss. Obwohl dieses Werk zu einer Serie gehört, die er “Larger Than Life” nannte, hat er seine Kunst nie so recht an die große Glocke gehängt. Weiss dachte, ihn würde keiner als Künstler ernstnehmen. Er war schließlich der Ehemann von Donna Karan. Die New Yorker Designerin zog sich weit aus dem Geschäft zurück,…

Manhattan gestern und übermorgen

Der New Yorker Pecha Kucha-Abend steht seit einer Weile immer unter einem Motto. “Urban Design” heißt diesmal das Thema für die kurzweilige, lehrreiche Vortragsreihe mit je 20 Folien á 20 Sekunden. Das hat mit der Urban Design Week zu tun, die in wenigen Tagen startet. Visionäre, Stadtplaner, Parkdesigner, Nachbarschaftsforscher, Straßenschließer, Fährverkehr-Wiederbeleber geben sich das Mikro in die Hand, ich sehe Developer Porn, ganz viel Grün, ganz viel Wasser, Holz, Rost, Hudson-Kies und ein bisschen Wolkenkratzer mit schlechtem Ruf. Ganz kribbelig macht mich Eric Sanderson, dessen Vortragsweise mich gar nicht mal übermäßig vom Barhocker reißt (der…

Sonnenhut

Das IAC Building ist das erste Haus komplett aus Glas, das Frank Gehry gebaut hat. Drinnen arbeiten ganz viele Leute an diversen Websites. Heute vielleicht nicht ganz so viele, es ist ja Sonntag, und so ein bisschen was bedeutet das schon in New York. Von da aus sieht man außerdem bestimmt auch die lockenden Sonnenhüten – die gehören zum gepflegten Wildwuchs auf der High Line. Mir macht es gar nichts, dass man in diesem Park, der einmal eine Hochbahnstrecke war, nicht kreuz und quer, sondern nur hin- oder zurücklaufen kann. Mit dem IAC im Rücken…

Kirschblüte in New York

Offiziell geht sie heute zu Ende. Der Brooklyn Botanic Garden feiert jedes Jahr ein Kirschblütenfest wie in Japan, was sehr viel mit baumgroßen Geschenken aus Japan zu tun hat. Aber die Kirschbäume schütteln nicht einfach in der Minute ihre Blütenblätter ab, in der das Fest aufhört. Und es gibt auch anderswo in der Stadt hübsche Plätze, an denen man darauf warten kann, dass einem Blütenblätter in die Tasse regnen. Dieser Weg hier befindet sich mitten in Manhattan.

Hinterm Mond

Mein Ziel heißt nicht Mars, sondern Merkur. Auf dem Weg in den Weltraum kommt mir eine Horde grüner Männchen entgegen.  Dann stehe ich vor der Leinwand, schaue mir Simulationen und Daten an und höre Anekdoten aus dem Alltag von Wissenschaftlern. Damit vertreiben wir uns die Zeit, bis das Raumschiff Messenger nach sechseinhalb Jahren Reise in den Orbit des Merkur eintritt. Weil Licht (und damit auch menschenmögliche Information) von dort aus acht Minuten bis zur Erde braucht, erfahren wir verspätet, was die Prüftechnologie meldet. Per NASA-Livestream können wir den Raum der Bodenstation sehen. Und dann passiert…