Kuriositätenkabinett

Nein, mir ist nicht der Goldfisch außer Kontrolle geraten – beim Goldfischglasspiel habe ich doch auf Plüsch gesetzt. Und diese Präsentationsform ist ein kleines bisschen irreführend. Zwar steht der Formaldehyd-Fisch unbestritten im Staten Island Museum. Aber er gehört nur zu einem ganz kleinen Teil in diesem ohnehin kleinen Museum. Hier kann man viel über die Staten Island Ferry lernen, über die Ureinwohner namens Lenape, die Natur, und in der Galerie im oberen Stock gibt es wechselnde Kunstausstellungen. Aber im naturkundlichen Teil steht eben auch eine Vitrine mit Fisch, Fledermaus und Kröte im Glas. Ein Stückchen…

Wo Träume wahr werden

Beim ersten Mal dachte ich, das waren Kinder. Die ganze Straße war abgesperrt, und sie hatten Kreide verteilt, mit der die Kinder malen sollten. Ein paar Erwachsene taten das auch. Ich konnte doch nicht ahnen, dass einer von ihnen so was die ganze Zeit macht. Oder jemand den Mann kopiert, der überall in New York seine Botschaft hinterlässt. James de la Vega weiß, was er sagen will. Dass man seine Nachrichten in Manhattan kennt, liegt aber nicht etwa an großen, spektakulären Präsentationen; Kreide wäscht beim nächsten Schauer ab, Pappschilder machen es nicht viel länger, und…

Durch den Weichspüler gedreht

Das könnte eine ganz normale Fragerunde sein, so wie man das hier schon mal macht nach einem Vortrag. Aber Mike Birbiglia hat gar nichts vorgetragen. Und die Leute, mit denen er spricht, befinden sich nicht mal im selben Raum. Der Komiker sitzt in einem Schaufenster von Macy’s, die Fragen kommen von draußen, über Twitter und Facebook. Dass sich im Fenster Reklame spiegelt, kommt nicht von ungefähr. Im Auftrag eines Weichspüler-Herstellers wohnt – und vor allem: schläft – Mike Birbiglia eine Woche lang öffentlich (nachts hat er aber einen Vorhang, es ist eben doch eine Weichspüler-Aktion)….

Voodoo gegen verseuchtes Wasser?

Andrea dreht sich zu mir. “Das war seltsam!”, sagt sie, und ich nicke. Man kann ja nicht immer Glück haben mit Kulturveranstaltungen, und ich frage mich, ob wir in eine Freak-Versammlung geraten sind oder ob da ein paar Helfershelfer im Publikum verteilt sind. Larry Litt zieht “The Blame Show” ab – wir sollen sagen, wem wir die Schuld geben, und manche dürfen dafür dann eine Voodoo-Nadel in eine der Puppen stechen, die das Gesicht von George Bush, Glenn Beck, Sarah Palin und anderen tragen. Sie liegen auf einem Tisch bereit. Weil wir uns in einer…

Der andere New Yorker Käsekuchen

Angeblich haben amerikanische Besatzer das Brot in Japan eingeführt, da erscheint es folgerichtig, dass Japanerinnen in New York Bäckereien eröffnen. Das haben sie nun davon. Und ich habe nun die Wahl zwischen Cheesecake (der New Yorker Käsekuchen ist ja über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und soll auch in Japan seine Freunde haben) und Japanese Cheesecake. Ich probiere letzteren, ich bin ja nicht zum Spaß hier (na ja gut …). Er liegt gut auf der Gabel, sieht luftig aus, hat aber eine erstaunlich dichte Konsistenz, fast wie Flan. Sofort muss ich an den steinharten Frischkäse hier…

Abgehärtet

Es ist warm geworden in New York. Ab an den Strand! Ein paar Zentimeter vor meinen Füßen rollen sanfte Wellen heran. Hinter mir durchziehen weiße Streifen helles Braun. Neben mir hebt fröhlich-kämpferisches Geheul an. Bei 48 Grad rennt eine Horde Menschen ins Meer. 48 Grad Fahrenheit. Das bleibt in Celsius ausgedrückt einstellig. Das Wasser hat ungefähr 38 Grad (ca. 3 °C), erklärt mir einer der Schwimmer. Er macht den traditionellen New Years Swim des Polar Bear Clubs in Coney Island schon seit vielen Jahren mit. Clubmitglied ist er nicht, aber er kommt auch allein jede…

Parkplatz in der Zeitung

Parken in New York ist teuer. Lokalmedien berichten über die seltenen, dafür um so dekadenteren Garagen in Manhattan (Kaufwert: ca. eine Million Dollar), und am Straßenrand müssen Autofahrer entweder in eine Parkuhr investieren und auf den vorgegebenen Zeitraum achten oder an einigen Wochentagen zu bestimmten Zeiten umparken. Deshalb streiche ich sofort meinen ersten Gedanken bei diesem Anblick in Chelsea: Dieses Auto steht da bestimmt noch nicht lange, wohl kaum wird es jemand dort sich selbst überlassen haben, schon gar nicht mit einem Nummernschild versehen. Das äußere Erscheinungsbild erinnert daran, dass es in den USA nichts…