Konflikt-Komödie

Das will ich haben, bloß weil ich weiß, dass du es haben willst – und deshalb schnapp ich’s mir. Mit dieser Denkweise haben Kriege angefangen. In “Saida” bringt diese Logik zwei Geheimdienstchefs (einer aus Palästina, einer aus Israel) dazu, alles Mögliche anzustellen, um die Hand einer schönen Tunesierin zu bekommen. Ein satirisches Zeichen dafür, dass New Yorker sich nicht immer nur um sich selbst drehen. “Saida” von Tuvia Tenenbom, Jewish Theater of New York, bis 26.06. im Kraine Theater.

Großes Kino

Vom heutigen Moment habe ich kein Bild. Ich sehe einen Film, “The Dish and The Spoon” von Alison Bagnall. Gerade kommt darin einer dieser Momente der Stille, die alles sagen. Da nehme ich schräg über mir eine Bewegung wahr. Eine dünne, rote Plastiktüte fliegt über unsere Köpfe hinweg, als sei der Film nicht nur plötzlich 3D geworden, sondern real. Das kommt davon, wenn man nicht ins Kino geht, sondern aufs Dach steigt. Vorhin, als ich die letzten Stufen geschafft hatte, standen da vier Frauen, die gejubelt und geklatscht haben. Für jeden, der oben angekommen ist….

Zufallsmusik

Und was spielen wir jetzt? Normalerweise stellen Kammermusiker diese Frage auf der Bühne nicht. Dafür gibt es ein Programm, das auch die Zuschauer schon vorher kennen. Aber nicht heute. Untereinander machen die Musiker ein Ratespiel draus. Sybarite5 nennen das Programm des Abends aus gutem Grund “The Shuffle Effect”: Ihr Repertoire ist auf einen iPod geladen, einer von ihnen drückt die Shuffle-Taste – und dann spielen sie, was die Technik errechnet hat. In dem Moment zuvor gibt der Tastendrücker den anderen ein paar Hinweise auf das, was kommen könnte. “Es ist ein Radiohead-Song”, sagt einer. Sein…

Fragengewitter

Für den dritten Teil müssen wir alle aufstehen. Wir werden “Q+A” von Darren O’Donnell erleben, und das kann man nur erleben, wenn man mitmacht. Ross Simononi liest Anweisungen vor. “Setz dich, wenn du mehr als drei Sprachen fließend sprichst.” – “Setz dich, wenn du öffentlich zugibst, dass du gern deine eigenen Fürze riechst.” – “Setz dich, wenn du noch nie Fleisch probiert hast.” Und so weiter. Wir stehen (oder setzen uns) in der berühmten New York Public Library, die gerade ihr Hundertjähriges feiert. Ich habe mich so gefreut, herzukommen. Einmal abgesehen davon, dass es hier…

Notenleser

So machen die das also! Fragen ist ja nun mal mein Geschäft, und ich bin zwar gar nicht im Dienst, aber besinne mich darauf, dass ich das jetzt mal wissen will. Also frage ich den Schlagzeuger (für Kenner: Ziv Ravitz!), wie das eigentlich funktioniert, wenn eine Sängerin wie Becky Mimiaga nur mal eben für einen Abend eine Band zusammenstellt, in der die Musiker noch nie zusammen gespielt haben. Genau, sagt er, sie hat ihre Songs komplett in Partitur notiert und für alle Musiker ausgedruckt. Fürs Schlagzeug steht da aber doch gar nichts, sage ich. Ziv…

Unhöflich Hof halten

Die Buchläden müssen ja auch sehen, wo sie bleiben. Lesungen sind meistens gratis, aber dabei gibt es Tricks. Zumindest, wenn auf dem Programm ein Autor steht, der ein volles Haus verspricht. Viele freie Plätze? Das sieht nur so aus. Vorne ist es schon rappelvoll. Und die Sicherheitskräfte lassen nur sehr langsam weitere Leute auf die hinteren Plätze. Die müssen nämlich alle erst mal bezahlen. Wer das Buch kauft, darf rein. Und das wollen viele. Fehlt nur der Autor. Aber das ist nun mal Scott Weiland. Der braucht ein Riesenbrimborium, als wäre er ein Superstar, also…