Ganz legal

Manche New Yorker malen gerne an die Wand. Klar gibt es Graffiti hier, aber es ist nicht alles Schrift, was aus der Sprühdose kommt. Es muss nicht mal unbedingt Dosenfarbe im Spiel sein. Murals können überall auftauchen, aber oft steckt dahinter ein Plan. Diese Werk von Camobudda etwa entstand nicht hinter vorgezogenen Kapuzen, sondern am hellichten Tag. Vorher waren da schon mindestens zwei andere Werke. Der Ladenbesitzer findet das gut so.

Carnegie Hall: Volles Haus

Ihre Tochter war irgendwo da unten. Wo genau, kann sie nicht sagen. “Das hier war ein Platz, den ich mir leisten konnte”, sagt sie, und ich nicke wissend. Weiter unten geht man durch hübsche Türen, die einem das Gefühl geben, in die Familienloge einzutreten. Wir hingegen sitzen oben im Dressing Circle der Carnegie Hall, wo fast alle durch dieselbe Flügeltür hineinkommen, und wo die Platzanweiserin immer wieder bellt: Keine Fotos. Wir dürfen es zwar nicht dokumentieren, aber: Wir sitzen genau in der Mitte. “Ein Opernglas wäre nicht schlecht”, räumt die Frau ein. Sie hat ihre…

Das Ende der New York Dolls

Das Konzert zur Albumveröffentlichung der New York Dolls hat viele Momente. Sie waren mal die Vorläufer des Punk, sind ebensowenig totzukriegen wie er, und es gibt eine Menge zu gucken. Vieles dabei könnte aber auch bei irgendeiner anderen Show passiert sein, so manche Rockstar-Routine verwischt schnell. Aber dann ist das Konzert vorbei, die Zugabe auch, die Musik setzt ein, die Saalbeleuchtung flammt auf. Und die New York Dolls sind noch da. Statt sich rarzumachen, stehen sie am Bühnenrand, als hätten sie auf einer Party zu den Instrumenten gegriffen und schauten jetzt mal, wo ihre Freunde…

Zuschauerparty

Es war gar nicht so einfach, hier reinzukommen. Man hört ja immer von diesen geheimen Clubs mit den besten Partys, von denen man nur durch Mundpropaganda erfährt. Hier musste ich mir einen Titel merken, die Website dazu eintippen, da dann angeben, wann ich kommen will, und dann warten, ob ich Glück habe. Heute Mittag kam die E-Mail, dass ich von der Warteliste gezogen worden bin, jetzt muss ich schnell bestätigen, dann kommt eine Adresse mit weiteren Anweisungen. Nun sitze ich hier, unter meinen Stiefeln quietschen die Reste von Doritos, mit denen drei bekiffte College-Kids sich…

Ende gut …

“Let it end like this” hört sich nach einem Wunsch an den Märchenerzähler an. Todd Zuniga wählt im Sommer 2010 diesen Titel für die Ausstellung, die er als Kurator plant. Das Thema Tod fasziniert ihn schon immer – von einer sicheren Warte aus, er erfreut sich bester Gesundheit und hat noch keinen ihm nahestehenden Menschen verloren. Jetzt sitzt er da mit vier der Künstler, die er beauftragt hatte, ihren eigenen Nachruf zu gestalten, und inzwischen ist es passiert: Vor einem Monat starb Zunigas Mutter. Danach, so sagt er, fand er es nicht mehr richtig, wie…

Vorsicht, Kunst!

“Ja, das war ein guter Deal”, sagt die Frau zu ihrem Begleiter, als sie mich überholt. “Und weißt du was? Ich habe gleich vier für mich selbst gekauft.” Ich fürchte, sie redet nicht von Kinkerlitzchen. Von der Armory Arts Week bleiben mir aber zwei ganz andere Dinge im Sinn. Erstens: Die Schilder auf der Independent. Immer mal wieder hängen oder liegen da Zettel, auf denen so etwas steht wie: “Das hier ist ein Kunstwerk. Bitte nicht dran anlehnen.” Oder “Bitte nicht drauftreten!” So ist das eben, wenn keine Samtseile den Pöbel vom Kostbaren trennen.  Man…

Sitzenbleiber

Heute wolle er mal im Stehen lesen, sagt Sam Lipsyte. Weil heute die Taschenbuchpremiere seines dritten Romans “The Ask” stattfindet, wird er drei Stückchen daraus vorlesen. Er hätte so eine Neigung, sich bei Lesungen über sein Buch zu beugen, die Augen zusammenzukneifen und so fort. Deshalb liest er heute im Stehen. Nicht aus dem Taschenbuch, sondern aus einer Großschrift-Fassung. Ich glaube nicht, dass das ein Experiment ist. Schließlich hat der Autor auch das Hörbuch selbst gelesen – dabei hat er doch bestimmt auch gestanden. Mir kommt jemand anders beim Nachfragen zuvor: Ob Lipsyte glaube, dass…