Ich habe Allyson Cohen noch nie gesehen. Aber als ich am Orchard Beach in der Bronx auf sie warte, bin ich sicher, dass ich sie gleich erkennen werde: an dem, was sie mitbringen wird. Eine Bikinimädchengruppe läuft an mir vorbei. Jemand schleppt sich an einer Kühlbox ab. Und da ist Allyson.

Allyson Cohen Detecting Diva

Sie biegt auf die Strandpromenade ein, ich winke und warte, dass sie zu mir aufschließt. Doch ich bin nicht die Einzige, die darauf geschaut hat, was Allyson in der Hand hält. Auf halbem Weg zu mir spricht sie ein Polizist an.

Ich höre nicht, was er sagt, und zögere. Als ich schließlich dazutrete, fixiert der New Yorker Cop meine Augen und sagt: „And you are her partner in crime?“ Ja, sage ich. Aber nur für heute.

Später, als ich mir an einem schattigen Plätzchen von Allyson erklären lasse, was es eigentlich mit der ganzen Camouflage-Kleidung auf sich hat, die viele Leute wie sie tragen – sie tut das heute nicht – kommen wir einmal mehr auf erste Eindrücke. „Manche Leute denken tatsächlich, das sei eine Waffe“, sagt sie. Ihr Metallsuchgerät lehnt an dem Picknicktisch, auf den wir unsere Getränke gestellt haben.

Metal Detecting für Frauen

„Metal Detecting“, also das Suchen von Metall mit einem entsprechenden Gerät, ist gar kein so ungewöhnliches Hobby. Schon oft habe ich an einem der New Yorker Strände jemanden gesehen, der mit dicken Kopfhörern und einer seltsamen Stange langsam am Ufer entlangläuft. Dieser Jemand war aber nie eine Frau.

Schatzsuche mit Metal Detector

In der beachtlich großen Metallsucher-Szene kennt jeder Allyson. „Du bist Detecting Diva“, rufen sie ihr bei Gruppenveranstaltungen zu. Den gleichnamigen Blog hatte Allyson gegründet, weil sie fand: Den Metallsuchern fehlt eine weibliche Stimme. Schließlich gehen auch Frauen auf Schatzsuche. Sie selbst zum Beispiel. Der entscheidende Anstoß dazu kam seinerzeit mit der Post.

Eines Tages flattert der Katalog eines Metallsuchgeräteherstellers in Haus, und Allyson blättert darin. Wieder und wieder. Schließlich schleppt sie den Katalog zu ihrem Vater und sagt: So was wollte ich schon immer mal machen. Auch ihr Vater ist begeistert. Kurz darauf ziehen beide mit ihren ersten Metallsuchgeräten los. Doch Allyson wächst nicht als „Detectorista“ auf – diese Geschichte spielte sich vor acht Jahren ab.

Schatzsuche: Wer suchet, der findet … und gräbt

Ebenso erwachsen bin ich bei meinem ersten Versuch, ein spannendes, wertvolles oder zumindest fotogenes Stück Metall im Sand zu finden. Allyson hatte mich gewarnt: Am Strand findet man eigentlich nichts besonders Abenteuerliches. Meistens diese Aufreißlaschen von Getränkedosen, Nägel oder Kronkorken. Ein Treffen am Strand hatte ich mir trotzdem gewünscht, weil das einer der wenigen Orte ist, an dem man in New York Metallsucher zu sehen bekommt.

 

Abenteuer mit Allyson Cohen

Ungefähr 6 Zoll (15 Zentimeter) tief kann Allysons Metal Detector Verborgenes orten. Im Sand fällt das Graben leicht, ein spezielles Sieb hilft dabei, Sandkörner von potenziellen Schätzen zu trennen. Ein Mini-Metallsuchgerät, das einer Taschenlampe ähnelt, verrät uns, ob das Metallstück noch tiefer liegt oder etwa in dem Sandhäuflein liegt, das ich vorsichtig geschaufelt habe.

Gehen, Suchgerät schwingen, anhalten, horchen, Stelle markieren, hinhocken, graben, sieben – und weitersuchen. In diesem aufmerksamen Auf und Nieder bewegen wir uns über den Strand.

Dennoch verrät kein einziges Sandloch, was wir hier treiben. Bei der Suche folgt Allyson dem strengen Kodex der Metallsucher, der zum Beispiel vorschreibt, wie zu graben ist: „Grab, finde deinen Fund, schließe das Loch so ordentlich, dass niemand weiß, dass du da warst“, sagt Allyson.

Metallsucher schließen Löcher nach dem Graben

Was auch immer wir an Müll finden, wandert zunächst in ihre Tasche und später in einen Mülleimer. „Wir haben schon manchen Kinderfuß vor einem rostigen Nagel bewahrt“, sagt Allyson.

Ihr tut es ein bisschen leid, dass am Orchard Beach kaum ein großes Abenteuer auf mich wartet oder ein Goldstück als Belohnung winkt. Vor diesem Strand ging nie ein sagenumwobenes Schiff unter, aus dem nun das Geschmeide reicher Fräuleins herangeschwemmt sein könnte.

Als Detecting Diva erforscht Allyson oft historische Orte, meist auf deutlich weniger leicht begehbarem Terrain, zum Beispiel tief im Wald versteckte alte Keller. Danach zeigt sie dann auf Facebook und auf ihrer Website einige Fundstücke: antike Silbermünzen, jahrhundertealte Pferdeglöckchen oder Gewehrkugeln. Allyson spürt nicht einfach nur Gold und Silber auf. Sie jagt Geschichte.

Spannung: Was findet der Metalldetektor?

Als Allyson mir zeigt, wie man den Metal Detector hält und bewegt, auf welche Töne man lauscht und wie man die Frequenzanzeige nutzt, findet sie sofort einen Vierteldollar. Ich bin fasziniert.

Schatzsuche: Vierteldollar gefunden!

Sehr viele Getränkedosenringe und ein paar beeindruckend verdreckte Pennys (1-Cent-Stücke) später übernehme ich. Und finde sogleich einen – sehr gut erhaltenen! – Kronkorken! Damit ziehe ich die Detecting Diva auf.

Schatzsuche: ein Kronkorken!

Sie hat an besseren Suchorten schon richtige Schätze gefunden, und heute so einige Geldstücke, die ja immerhin deutlich wertvoller sind als mein Fund. Aber einen Kronkorken hat sie heute noch nicht zutage gefördert.

„Da hast du dein Schmuckstück“, sagt sie bald darauf lässig und zieht eine Haarnadel aus dem Sand. Sie schwingt den Metal Detector wieder, weil ich peinlich berührt abgegeben habe: Meine eigentlich ganz fitten (dachte ich!) Armmuskeln halten mir Standpauken.

Für manche Leute ist Metal Detecting ein Sport. Wer erst einmal stundenlang über Stock und Stein und durch Unterholz zu seinem Suchort gewandert ist, um dort den ganzen Tag abwechselnd eine Metallstange über den Boden zu schwingen und hingekauert zu graben, der weiß, was er getan hat. Für Allyson ist es ein Hobby. Doch es gibt sogar Menschen, die von der Metallsuche leben.

Deshalb frage ich Allyson, ob sie auch schon mal einen schönen Fund verkauft hat. „Was meinst du wohl, wie dich das hier bezahlt habe?“, lacht sie. Wie auf Kommando fängt das Metallsuchgerät an zu piepen.

Dies war der erste Teil der Geschichte über Metal Detecting. Teil 2 ist ein Interview mit Allyson Cohen – das folgt am Donnerstag und dreht sich um die Detecting Diva, ihre besten Funde, die Sache mit der richtigen Kleidung für die Schatzsuche und seltsame Experimente beim Rausfinden, was sie da eigentlich gefunden hat.

Apropos rausfinden: Wir haben am Strand gerätselt. Was meint ihr, was das hier ist?

Schatzsuche: Was ist das denn?

 

Du willst jetzt SOFORT mehr über Metal Detecting (und die weibliche Sicht darauf) lesen? Da empfehle ich Allyson Cohens witzigen Artikel für das britische Magazin The Searcher.