New York am Hudson

Ist meine Kamera kaputt? Schrauben sie in New York jetzt solche Linsen vors Telefon? Nö. Ich hab Spaß mit der größten Flaschenpost der Stadt. Und ihr könnt solche Fotos ganz einfach nachmachen. Wär nur gut, wenn ihr dafür mal eben rüberkommen könntet.

Seit mehr als zehn Jahren liegt eine Weinflasche im Hudson River Park herum, und niemand wirft sie weg. Das wäre auch ganz schön schwer. Sie ist nämlich aus Stahl, Bronze und Zink und ungefähr zehn Meter lang.

Flaschenpost Private Passage New York

Der Künstler Malcolm Cochran hat seine Flaschenpost “Private Passage” genannt – warum, ahnt man nach einem Blick durch die Bullaugen.

Kabine "Private Passage" Malcolm Cochran

Ist es nicht herrlich, wie sich Spiegelung und Innenleben im Bullaugenbild verbinden? Damit habe ich schon damals bei der (leider temporären) Floating Library viel Spaß gehabt.

In der vermeintlichen Flaschenpost finden sich zwar keine Buchregale, aber auch Möbel. Sie sind Cochrans Interpretation eines Prunkgemachs auf der Queen Mary, wie sie in den 1930er Jahren in den Schwarz-Weiß-Broschüren des inzwischen aus dem Transatlantikverkehr gezogenen Luxusschiffs abgebildet waren. Aus Metall waren sie da natürlich nicht.

Malcolm Cochran hat schon so manches Kunstwerk auf seine Umgebung abgestimmt. Die Flaschenpost im Clinton Cove liegt vor einem Bootshaus, das damals neu gebaut worden war. In Cleveland hat er vor den Wirtschaftslesesaal der Bücherei ein ganz spezielles Sparschwein gestellt.

“Private Passage” liegt ganz in der Nähe der Stege, von denen die Kreuzfahrtschiffe in Manhattan starten. Die meisten von ihnen schreiben Amüsement ganz oben auf ihre Hochglanzbroschüren – oder sogar aufs Oberdeck. Eins von ihnen hat da oben Kirmesgeräte stehen.

Die Kabine in der Weinflasche hat aber auch alles, was man an Bord braucht. Inklusive, na, ihr wisst schon:

Klo in der Flaschenpost

Falls ihr jetzt grad leider nicht in New York seid und mit den Bullaugen dieses Kunstwerks und eurer Kamera herumexperimentieren könnt, versucht es doch einfach mal bei euch in der Gegend. Ihr braucht dazu einen sonnigen Tag und ein schön spiegelndes Fenster, hinter dem sich aber nicht etwa Privaträume befinden (zum Beispiel ein Schaufenster; ein Fenster zu eurer eigenen Wohnung ginge natürlich auch, aber ich erkläre euren Nachbarn hinterher nicht, was ihr da gemacht habt!).

Dann nehmt ihr euer Telefon und haltet es direkt an die Scheibe (vorher darauf schauen, dass die Linse nicht am Glas kratzen kann). Wenn auf diese Art sich Spiegelung und Durchblick noch nicht mischen, verändert ganz leicht den Winkel zur Scheibe, bis euch das Ergebnis passt. Oder kommt wieder, wenn die Sonne anders steht.

Flaschenpost im Hudson River Park

“Private Passage” von Malcolm Cochran, Clinton Cove (Tel des Hudson River Park), Höhe 56th Street direkt am Hudson. Abends mit Beleuchtung (innen, versteht sich!).