Am 8. Dezember 1980 starb John Lennon in New York. Sein Mörder hatte sich den ganzen Tag vor dem Dakota Building aufgehalten, in dem John Lennon mit seiner Familie wohnte, sich sogar ein Album signieren lassen. Doch am Abend erschoss er den Musiker und Friedensbotschafter.
Seit 1985 treffen sich Beatles- und Lennon-Fans zum Todestag und auch zum Geburtstag von John Lennon (Anfang Oktober) im Central Park-Stück direkt gegenüber des Dakota und scharen sich um ein Denkmal, das in den Boden eingelassen ist:
Imagine there’s no heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people living for today
Weißer und schwarzer italienischer Marmor liegt dort, von neapolitanischen Künstlern zu einem sternförmigen Muster gelegt, das vom berühmten Songtitel strahlt: Imagine. Ein paar Tage vor dem neuerlichen Gedenktag liegt es im Regen und glänzt ein wenig, diesmal ohne bunte Blumen. Fans legen sie dort ab, und die Parkverwaltung entfernt sie wieder – schließlich sollen BesucherInnen das Memorial sehen können und auch nicht auf welken Blüten ausrutschen. Oft sitzen ein paar Obdachlose in der Nähe und schauen sich das Spektakel an oder kommentieren es.
Einer von ihnen sorgte mit seinem durchgeknallten Charakter und immer neuen Blumenarrangements für so viel Aufmerksamkeit, dass die New York Times ihm ein Porträt widmete und ein Kurzfilm über die Obdachlosen rund um das Imagine-Mosaik den Mann per Filmtitel zum “Mayor of Strawberry Fields” kürte.
Den Namen “Strawberry Fields” bekam ein etwas mehr als 1 Hektar (10.000 qm) großes Stück Central Park wenige Monate nach John Lennons Tod. Eine Spende seiner Witwe Yoko Ono, die übrigens immer noch im Dakota Building lebt, ermöglichte eine Neugestaltung der Parkfläche. Blieb die Frage, wie dieses Stück New York am besten Lennons Geist ehren würde? Die Antwort gab Lennons großes Ziel: Weltfrieden.
Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people living life in peace
Das hat zu einer grenzüberschreitenden Geste geführt: 150 Länder haben Bäume, Büsche und Sträucher für die Landschaft gespendet, da ging das auf einmal prima mit der Eintracht. Friedlich soll dieser Gedenkgarten auch gerade im Trubel New Yorks bleiben: Die Strawberry Fields sind eine quiet zone – das bedeutet, alle BesucherInnen sollen sie still und leise genießen. Um dieses Ansinnen zu erleichtern, ist der dazugehörige Garden of Peace meditativ gestaltet. Der Wunsch nach lauten Beatles-Songs hingegen kracht auf die Idee; dennoch tauchen immer wieder Menschen mit Gitarren auf.
Diese Musiksessions werden zuweilen zu leisen, stimmungsvollen Verneigungen vor John Lennon. Auf den Bänken rund um Imagine finden sich allerdings auch so manche Hinterlassenschaften, die nicht gerade von Respekt, Rücksichtnahme und Gedenkstimmung künden.
Das Imagine-Mosaik ist eine der großen Attraktionen für TouristInnen im Central Park, und wenn man dort eine Weile auf der Bank sitzt, sieht man jede Menge Sekundenselfies. Aber so ein Eindruck hängt schief. Viele Leute kommen her, um an John Lennon zu denken oder ihren Kindern von ihm zu erzählen.
Lennons Mörder, Mark David Chapman, sitzt in einem Gefängnis im Norden des Bundesstaats New York. Den Hauptteil seiner Strafe (20 Jahre bis lebenslänglich) hatte er im Jahr 2000 abgesessen, seither darf er alle zwei Jahre einen Antrag auf Entlassung auf Bewährung stellen. Dieses Jahr wurde der Antrag zum zehnten Mal abgelehnt, und viele Menschen glauben, dass Chapman trotz guter Führung auch weiterhin chancenlos bleibt – allerdings weniger aus Sorge, dass der Mann erneut jemanden umbringt, sondern vor allem, weil kaum jemand Schlagzeilen damit machen will, den Mörder von John Lennon entlassen zu haben.
Imagine no possessions
I wonder if you can
No need for greed or hunger
A brotherhood of man
Imagine all the people sharing all the world
Strawberry Fields, Central Park, Eingang Central Park West Ecke 72nd Street.
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