So viele Fotomotive gibt es in dieser Gegend: Tolle alte Häuser, mal saniert, mal mit Brett vor dem Fenster, Straßenszenen, Restaurants, die breite Straße, die kleinen Verzierungen. Ich habe aber ausnahmsweise keine Lust zum Fotografieren. Ich habe Hunger, und es ist nicht weit zu dem Café, auf dessen Kuchen ich mich freue. Aber dann mache ich auf dem Absatz kehrt, um ein Foto zu machen.
Ich dachte erst, ich hätte mich verguckt. Und da bin ich nicht die Einzige. Während ich meine Telefonlinse hervorkrame, machen drei andere Leute dasselbe.
In Harlem gibt es einen Trump-Anhänger. Einen Riesenfan sogar, der eine große Tafel aufstellt. Erst frage ich mich, ob das wohl Ironie ist. Oder Sarkasmus. Aber ein Blick auf die Rückseite wischt das beiseite. Weder – noch. Es ist bloß Hass.
Hinter diesem seltsamen Mix steckt ein Mann: James Manning. Zum Glauben habe er im Knast gefunden, sagt er einmal. Vorher hat er vor allem eingebrochen.
Seit den 1980er Jahren ist er Pastor, und aus seiner Kirche hat er sein ganz, ganz eigenes Ding gemacht. Mit jeder Menge wirrer Ideen und einem so tiefen Hass, dass mir ganz schlecht wird. Und mit einem großen Schild vor der Tür, das ihr ja schon gesehen habt.
Viele Anwohner sind darüber entsetzt, auch die Denkmalschutzbehörde hat gemahnt, das Schild sei ohne Erlaubnis aufgestellt worden. Aber Manning sagt dazu, seine Kirche habe kein Geld, ein Bußgeld zu zahlen. Damit ist das Thema für ihn erledigt. Und das wird sich noch rächen.
Auf Youtube verbreitet dieser Pastor Seltsam seine Sicht der Welt. Die hat mit dem lieben Gott nicht viel zu tun; böse ist ja auch viel einfacher. Auch bei der Antwort auf die Frage: Was würde Jesus tun?
Na, steinigen natürlich, so Mannings Antwort. Und auf wen Jesus dieses “Gesetz” anwenden würde, weiß Manning auch ganz genau. Flugs schreibt er es auf sein Schild. Als daraufhin eine junge Frau mit ihrer Kamera in der Hand anklopft und um ihre Steinigung bittet, passiert das hier. Wer es lieber nicht anschauen will: Mannings Lieblingshassobjekt sind Homosexuelle.
2014 hat der irre Pastor einen echten Lauf, er macht Schlagzeilen wie hulle. Da pappt er in großen Lettern auf sein verbotenes Schild, dass wahre Christen Schwule per Steinigung töten müssen. Ein paar Monate später kommt er mit einer Prophezeiung um die Ecke: In 100 Tagen würde Putin oder einer aus der russischen Regierung Obama als schwul outen. Der KGB weiß halt Bescheid. Man hat so ein bisschen den Eindruck, dass der Pastor dem KGB das alles erklärt hat.
Die Wissensgrundlage für seine Hasspredigten stammt auch schon mal aus einem Satiremagazin, so wie die Sache mit dem Sperma im Starbucks-Kaffee, aber das ficht den Pastor nicht an, und seine Gemeinde wohl auch nicht, schließlich sagt er ja dazu: Das ist die Wahrheit. Und sein Youtube-Kanal hat Tausende Abonnenten.
Unbeirrt macht dieser Pastor Seltsam immer weiter. Und er macht Fehler. Er ist zum Beispiel der Ansicht, dass seine Kirche nichts für Wasser und Abwasser zahlen muss. Weihwasser weiß ich jetzt nicht, aber offenbar gibt es da so einiges, für das Django ein Kirchenchef nicht zahlt. Da leppern sich die Schulden. Ende letzten Jahres stellte ein Gericht fest: Manning steht mit mehr als einer Million in der Kreide – und jetzt ist Schluss.
Für Ende Februar ist eine Zwangsversteigerung angeordnet. Und jetzt ratet mal, wer sich gerne die Kirche des Hasspredigers von Harlem kaufen würde?
Na, die Lieblingshassobjekte natürlich.
Zwei Schwulen-und-Lesben-Gruppen sammeln Spenden, um die homophobe Kirche zu kaufen. Binnen drei Tagen haben sie mehr als 100.000 Dollar zusammenbekommen (mit dieser Kampagne und mit jener). Sie hoffen auf etwas, das sie “poetic justice” nennen – und würden möglicherweise bald Hochzeiten für Gleichgeschlechtliche in der Kirche abhalten.
James Manning will von alledem nichts hören. Er glaubt ohnehin nicht an eine Zwangsversteigerung: Weil die Kirche steuerfrei sei, müsse sie auch ihre Schulden nicht zahlen, sagt er.
Martin
Februar 2
Läuft….man erntet was man sät. Der liebe Gott scheint sich doch irgendwie um jeden zu kümmern. Dauert halt manchmal ein wenig. Die Frage ist nur, ob der Vogel an anderer Stelle weitermachen darf und kann?
Petrina Engelke
Februar 2
Gute Frage, Martin! Noch ist er seine Kirche ja nicht los, und bei Youtube hat er wohl keine Schulden, das wäre also schon mal ein Kanal, der ihm weiterhin offensteht.