Um tolle Ausstellungen zu sehen, braucht man in New York nicht viel Geld auszugeben. Man braucht nicht einmal durch ein riesiges Museum zu irren. Kommt, wir pappen uns jetzt einfach mal ein paar Ms an die Birne, sagen Mmuseumm und gucken, was in der Welt passiert.
Eine Kinderflasche, ein Stofftier, Medikamente, ein Heiligenbild, ein Notizbuch mit Telefonnummern. Diese Sammlung ergibt erst einen Sinn, wenn man weiß, woher sie stammt. Es ist Müll und auch wieder nicht. All diese Dinge lagen in der Wüste. Sie wurden von Menschen zurückgelassen, die versuchten, von Mexiko aus über die US-Grenze zu kommen.
“Personal Items of Immigration” ist eine der Sammlungen, die das wunderbare Mmuseumm in seiner fünften Saison zeigt. Das kleinste Museum New Yorks befindet sich in einem Lastenaufzug.
Mit Alltagsobjekten erklärt dieses Museum den Zustand der Welt, und auch in ihrer fünften Saison gehen seinen Machern die Ideen nicht aus. Gegründet hat es der Filmemacher Alex Kalman zusammen mit zwei Freunden.
In dieser Saison gibt es dort auch eine ganze Reihen von Produkten zu sehen, die den Namen eines Präsidentschaftskandidaten tragen. “The Message is the Medium: Donald Trump Merchandise” besteht aus Lifestyleprodukten, die etwas über den umstrittenen New Yorker erzählen. Die meisten dieser Dinge gibt es längst nicht mehr zu kaufen.
Geldstücke gehören zu den gruseligen Ausstellungen im Mmuseumm. Vor lauter Schreck habe ich glatt beim Fotografieren gewackelt und es nicht einmal bemerkt. Ihr seht hier aber genug. Kennt ihr nicht, die Währung, was? Dies ist eine Nachbildung der Geldstücke, mit denen die Terrororganisation IS (in den USA meist ISIS genannt) handelt. Sie sind aus Gold und anderen Edelmetallen geprägt. Die gezeigte Münze entspricht einem Wert von 694 Dollar.
Museumsstücke, Alltagssammlung oder kuratierter Journalismus?
“We call this form of curation Curatorial Journalism”, sagt Ausstellungsmacher Alex Kalman. Ich finde, damit trifft er das Gefühl auf den Punkt, das einen beim Anschauen beschleicht. Alle Ausstellungsteile sind mit kleinen Nummern versehen. Über eine Telefonnummer kann man sich erklären lassen, worum es sich handelt.
Das hilft auch bei der lustigen Zeitgeist-Sammlung “2015: A Year in Review in Cookies”, die Evan Maddalena jedes Jahr backt. Nachrichten in Keksform! Zum Beispiel:
Das ist natürlich Pizza Rat! Ein Stück weiter ist ein VW-Zeichen mit schwarzem Qualm verziert. Oben drüber hockt auf einem Regal der Teil der Mmuseumm-Saison, der mich gerade am meisten fasziniert. Was haltet ihr denn davon?
Mmuseumm, 4 Cortland Alley, do und fr 18-21 Uhr, sa und so 12-18 Uhr, und hier geht’s zur Website.
Anke von Heyl
Juni 24
Ich finde es genial. Da wird einem in so einem Lastenaufzug (was für eine Idee!!) mal eben ganz viel über die Gesellschaft erzählt. Jede Menge Objekte, die mehr vermitteln als jeder ausgefeilte Text es je tun könnte. Magisch wird man in die jeweiligen Schicksale hineingezogen.
Wahnsinn, diese Goldmünze. Ich wusste das gar nicht, dass die ihr eigenes Geld haben.
Schöne Idee auch, dann über ein Telefon Infos zu erhalten.
Irgendwie hat es auch etwas von einer Kunst-Installation.
Danke für den wunderbaren Bericht und herzliche Grüße aus dem Rheinland
Anke aka Kulturtussi
Petrina Engelke
Juni 24
Dankeschön, Anke!
Das mit den Münzen wusste ich vorher auch nicht. Es ist unklar, ob sie bereits im Umlauf sind, aber belegt, dass IS dieses eigene Währungssystem plant (übrigens bewusst ohne Geldscheine).
Schönen Gruß ins Rheinland!
Petrina