So, Leute: Ab jetzt schreibe ich euch wieder mehr Momentaufnahmen aus New York in den Blog. Denn was mich in jüngster Zeit davon abhielt – ein Buch schreiben – ist vollbracht. Tadaaa: Das Manuskript für mein New York-Buch liegt bei meiner Lektorin. Und ihr könnt es sogar schon vorbestellen (klickt mal aufs Bild!):
Irgendwann mittendrin beim Schreiben dachte ich mir, dass ich euch auch gerne zeigen will, wie das (bei mir jedenfalls) funktioniert. Schreiben ist ja mein Beruf, aber über so eine lange Zeit an einem einzigen Text arbeiten (na ja gut, immer wieder unterbrochen von den anderen Sachen, mit denen ich mein Geld verdiene), das habe ich zuletzt an der Uni getan. Und mit weniger Herzblut.
Wie ging das nun also? So richtig erklären kann ich es nicht. Erst mal das Ergebnis:
- 412.396 Anschläge (inklusive Leerzeichen)
- 351.382 Buchstaben
- 61.771 Wörter
- 1 dicker Stapel vollgeschriebener Recherchezettel
- 2 unterschiedlich große, unterschiedliche volle Notizbücher
- 1 – 1 1/2 Packungen Tintenpatronen (Recherchezettel fülle ich mit einem Füller)
- 6 deutlich verkürzte Bleistifte (und Notizen mache ich mit Bleistift)
- und gefühlte 2 Kilo mehr um die Hüften (ich danke an dieser Stelle der Schokoladenindustrie für die Nervennahrung, beim nächsten Buch nehme ich gerne entsprechendes Sponsoring!)
Eigentlich hatte ich gedacht, meine Buchbleistiftstummel später als Trophäen an die Wand zu tacker – inspiriert von Bleistift-Expertin Caroline Weaver, die ein tolles Prinzip erfunden hat, mit dem sich Arbeit messen lässt.
Ein Buch schreiben mit Bleistift?
Dabei hatte ich nicht bedacht, dass ich immer einen Bleistift mit mir herumschleppe – und deshalb nicht etwa nur einen Bleistift benutze, sondern viele parallel. Jeweils einer liegt auf meinen Schreibtischen, einer neben dem Bett, einer in der Küche und zwei begleiten mich unterwegs, je nachdem, welchen ich in der Tasche habe. Als Dame von Welt trage ich stets einen Bleistift in der Tasche – Profitipp: Im Gegensatz zu Kugel- und Faserschreibern trocknen sie nie aus, sie versagen auch bei Hitze oder Kälte nicht, und Anspitzer gibt es in handtaschentauglichem Format.
Statt Bleistiftstummelsammlung hier also das Bild, das sich kurz nach der Buchabgabe auf meinem Schreibtisch bietet:
Ja, ganz toll, auf den allerletzten Metern war ich zu sehr im Buch versunken, um zum Abfalleimer zu gehen. Na ja, okay: Das hab ich nur fürs Foto gemacht. Und DANN bin ich zum Abfalleimer … ihr wisst schon.
Die Zutaten fürs New York-Buch
waren in etwa:
- Ein Fundus aus Erlebnissen und Erkenntnissen aus 8 Jahren Herumstreifen in New York, in denen ich vieles von dem, was ich unterwegs sah, aufschrieb.
- 1373 Bloggeschichten (den vorangegangenen Blog zähle ich nicht mit, weil ihr ihn ja nicht sehen könnt).
- Plus ungezählte (hab ich unterwegs zu zählen vergessen) Seiten Recherchelektüre,
- Interviewtermine mit New Yorkern,
- informelle Gespräche mit New Yorkern,
- Zickzack durch die Stadt, weil ich hier und da und dort noch mal eben was nachgucken musste (manchmal, so argwöhne ich, schien mir das wohl nur deshalb so unumgänglich, weil mein Hintern schon ganz plattgesessen war vor lauter Schreibtischtagen).
- Plus irgendwo – mit einer Tendenz zu einem Irgendwo am Wasser, schon praktisch, so eine Insel Zuhause zu nennen – sitzen und denken. Klingt prätentios, sieht total stumpf aus, ist aber so.
Das ist der am wenigsten erklärbare Teil.
Der andere Teil heißt Disziplin.
Es gibt Zeiten, da finde ich mich regelrecht fahrig. Aber inzwischen glaube ich, das bin ich nur dann, wenn die Zeit dafür reif ist. In den letzten Wochen vor Buch-Abgabe habe ich Tag für Tag nichts anderes interessant oder wichtig gefunden, als aufzustehen und ein Kapitel fertigzumachen, egal ich es abends um neun für fertig erklärte oder nachmittags um vier. Ich hab’s einfach gemacht.
Es gab ein paar Leute um mich herum, die Schwierigkeiten hatten, das zu verstehen. Schade. Aber das ist wohl auch schwer zu verstehen, wenn man selbst gerade (oder immer) tausend Sachen gleichzeitig macht. Die meisten meiner Lieben haben es aber hingenommen, dass ich für etwa sechs Wochen komplett untergetaucht bin. Wenn ihr das lest: Ihr seid die Besten!
Disziplin beim Schreiben heißt für mich auch: Pausen einplanen.
Am Anfang dieser hochkonzentrierten Ich-schreib-jetzt-mein-Buch-Zeit gab es alle vier Tage einen halben Tag mit Schreibtischverbot. Mein Kontrastprogramm: Rausgehen, Laufen, irgendwas angucken (alleine) und ab und zu auch mal Wäsche waschen. Ganz zum Schluss, also in der letzten Woche, plante ich das nicht mehr ein, aber halbstündige Spaziergänge (und natürlich das berühmte Wasserstarren). Ich fand es herrlich, mich so konzentrieren, und erst wenn ich das hier so lese, denke ich: Au weia, das klingt ja nach Schreibknast. Ich nenne es lieber Denkstube.
Pünktlich abgeliefert habe ich das Buchmanuskript übrigens am Nationalfeiertag. Als der Verlag mir den 4. Juli als Abgabetermin gab, dachte ich an schrägen Humor, aber inzwischen glaube ich, die meinen es besonders gut mit mir: War mir doch, als sei meine Arbeit mit Feuerwerk gefeiert worden.
Das, ihr lieben geduldigen Menschen da draußen, das habt ihr euch auch verdient. Und ab jetzt gibt es wieder viele neue New York-Geschichten hier im Blog. Ich würde mir sogar ein, zwei Wunschthemen vorknöpfen. Habt ihr welche?
Uschi aus Aachen
Juli 6
Es kommt mir vor, als hättest Du uns “gestern erst” von dem Buchprojekt erzählt… Wow! Ich bin schon sehr vorfreudig.
Übrigens bin ich auch ein großer Bleistift-Fan, denn sie sind einfach die zuverlässigsten Schreibgeräte, die es gibt…
Petrina Engelke
Juli 6
Danke, liebe Uschi! Und ein Hoch auf Bleistifte!