Frauenrechte sind Menschenrechte, und Menschenrechte sind Frauenrechte.
Mehr als 20 Jahre ist es her, dass diese Worte Geschichte machten. Damals sagte Hillary Clinton sie in Peking. Heute sind sie das Motto des Women’s March on NYC. Außer dem Marsch auf Washington hatten Aktivistinnen in vielen Städten zu Demonstrationen aufgerufen, die eben jene positive Botschaft hatten.
Dafür gab es im Vorfeld nicht nur Applaus, sondern auch jede Menge Unkenrufe. Es sei eine doofe Idee, das Frauenmarsch zu nennen, da fühlten sich dann doch viel zu viele Leute ausgeschlossen. Lustig irgendwie.
Frauen sind sonst ja auch immer mitgemeint. Und Schwarze. Und Ausländer. Und so weiter. Aber diesmal klang das dann so, als würden sich die anderen Minderheiten ausgeschlossen fühlen und nicht mitmachen. Als wären Frauen eine Minderheit, Minderheiten samt und sonders männlich und Frauensachen dämlich.
Hat nicht geklappt, diese Taktik.
Am Tag vor dem Women’s March on NYC standen auf der Facebook-Event-Seite mehr als 20.000 Zusagen. Am Morgen nach der Vereidigung von Präsident Trump waren es mehr als 70.000. Und dann hörten die Leute gar nicht mehr auf, zum Dag Hammarskjöld Plaza zu strömen, wo der Marsch begann. Mehr als 400.000 Menschen sind den offiziellen Schätzungen zufolge am Samstag in New York auf die Straße gegangen.
Demonstration für Menschenrechte
Und nicht nur die üblichen Verdächtigen, also Freigeist-Hochburgen wie New York oder Kalifornien fanden Zuspruch für die Idee, zu zeigen, was Amerikanerinnen und Amerikanern wichtig ist. Für die Rechte von Menschen mit allen erdenklichen Geschlechtern, Hautfarben, Religionen, Sprachen und Geburtsorten, und ganz egal wen sie lieben, demonstrierten auch massenhaft Menschen in Phoenix (Arizona), Denver (Texas), Nashville (Tennessee) und vielen anderen Orten, inklusive Alaska, mitten in einem Schneesturm.
In New York war es recht mild, und der Marsch in Richtung Trump Tower war bestens organisiert. Damit die Polizei die Veranstaltung nicht wegen Überfüllung des Dag Hammarskjöld Plaza abbläst, hatten die Organisatorinnen darum gebeten, die Anfangskundgebung lieber per Livestream zu schauen.
Stehenbleiben für den Women’s March
Danach hatten sie gestaffelte Startzeiten angesetzt – erst die großen Gruppen diverser Organisationen, dann die Privatleute nach Anfangsbuchstaben des Nachnamen. Vor dem Platz waren Querstraßen als Wartezonen abgesperrt.
Es war ganz einfach, dorthinzukommen. Und dann machte diese Zone ihrem Namen alle Ehre. Eine gute Stunde bin ich von meiner Startzeit aus im Wartebereich zentimeterweise vorgerückt, bis ich loslaufen durfte.
Niemand um mich herum hat deswegen gemeckert. Dass wir schon im vorderen Teil des Alphabets warten mussten, schien ein kleines Opfer, das ein besseres Ergebnis für alle verhieß: Wir sind so viele, dass es jetzt schon einen Rückstau gibt? Hier sind so viele andere Leute, die dasselbe wollen wie ich?
Je länger wir standen, desto größer wurde die Gewissheit: Es gibt Hoffnung.
Anna Quaas
Januar 22
Vielen Dank für Ihre klugen Beobachtungen. Es tut gut zu hören, dass die Deutungshoheit, wie die USA sind und die Menschen, die dort wohnen, nicht allein dem gruseligen neuen Präsidenten überlassen wird. Das gibt Hoffnung in dieser schwierigen Zeit.
Petrina Engelke
Januar 23
Das freut mich! Ich finde es auch sehr spannend, wer Anspruch auf die Deutungshoheit erhebt – guter Punkt. Ich hoffe, dass einige Ideen von diesem Tag in New York auch als Inspiration für Deutschland taugen.