Wolkenkratzer, die U-Bahn, Times Square: Man könnte fast meinen, die Schlagzeilen aus New York stammten aus dem Reiseführer.

Wolkenkratzer-Taschenspielertrick aufgeflogen

Sie nennen sie super-tall oder einfach super skyscraper, diese besonders hohen Wolkenkratzer, und super sind dabei offenbar vor allem die Profitchancen. Das Problem bei solchen Bauvorhaben: In den unteren Etagen im Schatten der anderen Hochhäuser will niemand wohnen. Jedenfalls nicht für richtig viel Geld. Man will ja Aussicht für seine Investition. Durch einen Baustopp bei einem von der Architekturfirma Snøhetta geplanten Wolkenkratzer auf der Upper West Side fällt jetzt auf, welchen Trick Baufirmen wie Extell anwenden, um möglichst hoch zu bauen, ohne lästigen (und bei allerlei Vorschriften und Abgaben mitgezählten) Wohnraum schaffen zu müssen: Man baut quasi Luftblasen in den Wolkenkratzer ein.

Im 18. Stock des insgesamt 236 Meter hoch geplanten Gebäudes enthalten die Baupläne eine fast 49 Meter hohe Etage, die als Freiraum für Maschinenanlagen bzw. die mechanische Ausstattung (z.B. für Fahrstühle, Heizung etc.) deklariert ist. Die Stadt New York sagt dazu nun aber: Wie bitte?! Das entspricht ungefähr 12 oder 13 Etagen nach traditioneller New Yorker Bauweise und zehn Etagen in den Superwolkenkratzern, die außerdem den Trick erhöhter Decken nutzen, um schneller höher hinaus zu wachsen. Extell hat nun zwei Wochen Zeit bekommen, die Verwaltung davon zu überzeugen, dass eine Baugenehmigung für ein Haus mit einem zig Stockwerke großen Loch doch erteilt werden sollte.
(Nachlesen bei Curbed NY; viele Hintergrundinformationen über die Kalkulation hinter diesen dünnen, superhohen Wolkenkratzern gibt’s im Skynomics Blog)

Das unbeliebte Reklameschiff

Sie nennen es Times Square on the Hudson: Seit Oktober tuckert ein Lastkahn vor der Südspitze Manhattans, auf dem East River und auf dem Hudson herum und hat eine 6×18 Meter große LED-Anzeigetafel geladen. Darauf flimmert Werbung für Bier, Sportveranstaltungen, Fernsehsendungen und so weiter, und es scheint so, als sei nach Taxi-Kopfstützen und U-Bahn-Eingängen nun eben das Wasser als Werbefläche dran. Schluss mit dem beruhigenden Blick aufs Wasser? Oh, warte. BürgerInnen haben sich beschwert, und daraufhin hat die Stadtverwaltung Gesetzesbücher gewälzt und befunden: Das ist illegal. Betreiberfirma Ballyhoo findet das nicht – und weist fröhlich darauf hin, dass sie in Miami seit zwei Jahren “erfolgreich” ein Reklameschiff herumschippert.
(Video anschauen/nachlesen bei NBC New York; die Vermarktungsstrategie der Werbefläche anschauen bei Digiday)

Tunnel-Rätsel: Was ist jetzt mit der U-Bahn-Linie L?

Das Private ist politisch in New York, und das fängt schon mit dem Weg zur Arbeit an. Derzeit wissen die BürgerInnen der niemals schlafenden Stadt nicht, ob der l train denn nun aus Manhattan nach Brooklyn fahren wird oder nicht. Fast eine halbe Million Menschen fahren an einem Tag mit dieser Linie, deren 15-monatige Teilschließung seit gut zwei Jahren in Arbeit ist. Selbst das Brettspiel “Escape from Hell“, bei dem man ohne U-Bahn von Manhattan nach Williamsburg kommen muss, ist fast fertig. Schienenersatzverkehr und eine Extrafähre sind geplant, und drei Monate vor Beginn der Tunnelreparaturen springt der frisch wiedergewählte Gouverneur des Bundesstaats New York aus der Kiste und sagt: Ätsch, wir brauchen den Tunnel gar nicht komplett dichtzumachen, ich hab ein paar WissenschaftlerInnen gefragt, die haben eine coole Idee.

Kein l train shutdown, sondern der Tunnel wird nur abends und an den Wochenenden geschlossen? Da hat die MTA nicht schlecht gestaunt, und auch die BürgerInnen haben einen Batzen Fragen zur Methode, deren Sicherheit, Finanzierung, einem Schienenersatzverkehr für die Abende und Wochenenden und so fort. Zwei Wochen später ist immer noch alles in der Schwebe, und das ist für manche schlimmer als das Wissen, dass die Bahnen nicht mehr fahren werden. Dazu schreibe ich demnächst eine Extra-Geschichte.
(Die überraschene Ankündigung von Governor Cuomo bei CBS anschauen; die ursprünglichen Pläne waren bis vor wenigen Tagen auf der Website der New Yorker Verkehrsbehörde DOT nachzulesen, jetzt nur noch zum Teil; einen ausführlichen Überblick über die aktuellen Fragen zur Tunnelreparatur hat der Gothamist)

Neues Jahr, neue Gesetze!

Zum Start ins neue Jahr ist kaum das Konfetti vom Times Square gefegt, da ist schon Styropor in aller Munde. Igitt! Genau: Das ist jetzt in New York verboten. Imbisse dürfen ihr Essen nicht mehr in Styropor-Kisten über die Theke reichen und den Kaffee auch nicht mehr im Styropor-Becher – der Umwelt zuliebe. Nach Aussage des jubilierenden Bürgermeisters Bill de Blasio haben New YorkerInnen zuvor jedes Jahr 60 Millionen Pound (ca. 27.000 Tonnen) dieser federleichten Verpackungen weggeworfen. Klar, dass dieses Gesetz die fettesten Schlagzeilen macht. Ich finde manche andere aber auch bemerkenswert:

  • Der Mindestlohn in Betrieben mit mehr als 11 Angestellten steigt auf 15 Dollar pro Stunde (13,50 Dollar in kleineren Firmen und 12,75 Dollar in der Fastfoodbranche).
  • Besitzer von Häusern mit Gasleitungen müssen diese mindestens alle fünf Jahre überprüfen lassen. Offenbar war das vorher gar nicht geregelt (und es gab öfter mal Gasexplosionen).
  • Baukräne müssen jünger als 25 Jahre sein, um in New York Sachen heben zu dürfen.
  • Auf Geburtsurkunden kann jetzt neben “weiblich” und “männlich” auch “X” stehen.
  • ArbeitgeberInnen müssen Müttern einen Raum zum Stillen/Milchabpumpen zur Verfügung stellen, der hygienisch ist, und das darf kein Klo sein (ja, das muss man extra dazuschreiben, das war nämlich bislang so ein Schlupfloch nach der Denke: Och, Windeln wechseln geht da ja auch).
  • Apotheken dürfen keine Zigaretten mehr verkaufen (ja, das durften die früher).
  • Und sie müssen Restmedikamente zurücknehmen, wenn jemand nicht all das genommen hat, was auf dem Rezept stand – und das gilt auch für Versandapotheken (die frankierte Gratis-Umschläge bereitstellen müssen).
  • Krankenversicherungen müssen ab sofort kostenlose Prostatakrebsvorsorge anbieten – und das ihren Mitgliedern auch ankündigen.
  • In New Yorker Gefängnissen werden Körperscanner erlaubt.
  • Die New Yorker Polizei NYPD muss jährliche Berichte über beschlagnahmte Gegenstände veröffentlichen – unter anderem die Höhe von Geldbeträgen und Menge an Eigentum und die Gründe dafür, warum es nicht an seine BesitzerInnen zurückgegeben wurde.
  • Und sowohl die NYPD als auch die Feuerwehr müssen ab diesem Jahr nachhalten, wie oft sie Narcan (Naloxone) verabreicht haben – das ist ein Gegenmittel, das bei einer Opioid-Überdosis angewendet wird. Hinzu kommen Statistiken darüber, welche Wirkung das auf die Patienten hatte, wie groß der Vorrat in den Stationen ist und wie viele der MitarbeiterInnen im Umgang damit geschult sind. Die letzten beiden Gesetze könnten Licht in allerlei Dunkelzifferbereiche werfen.

(Nachlesen bei NBC und amNY)

Grund zum Austernschlürfen: Perlen!

Ein gefundenes Fressen für den Boulevard: Frau beißt im Restaurant in Brooklyn auf Perle in der Auster. Drei Wochen vorher war das einem Mann passiert, und über dessen Fund wurde geschrieben, er sei rund 4000 Dollar wert. Also ab zum Juwelier. Dort stellt sich allerdings heraus, dass diese (und auch die Perle davor) nur einen Bruchteil davon wert ist. Ein Glück, muss man fast sagen, denn sonst würde das Perlentauchen in der Austernbar noch zum Trend, und das gäbe nur Tränen: Die Chance, in einer Auster eine Perle zu finden, beläuft sich auf etwa 1:10.000.
(Nachlesen in der New York Post)