Die Nachrichtenlage ändert sich in New York noch schneller als sonst, jedenfalls kommt es mir so vor. Drüben in meinem Podcast “Notizen aus Amerika” habe ich trotzdem versucht, in einer Sonderfolge zum Thema Coronavirus zweieinhalb Themen festzuhalten und mir die in Ruhe anzuschauen – vor allem daraufhin, welche Ideen gerade umgesetzt werden, um die Pandemie einzudämmen: Hier hört ihr etwas über Krankenhäuser, Restaurants und den Osterhasen im Weißen Haus. Ich freue mich natürlich über neue Hörerinnen und Hörer – und diesmal geht es da tatsächlich größtenteils um New York.
Heute erst bekam ich eine E-Mail von einem treuen Blogfan, der eigentlich für dieses Frühjahr eine New York-Reise geplant hatte und nun leider keinen Anlass mehr hat, mich nach aktuellen Tipps zu fragen. Hier kommt ein kleiner Trost für ihn und all diejenigen, die auch Sehnsucht nach New York haben – oder einfach mal etwas Inspirierendes sehen möchten.
Online-Programme, die auch New York-Fans im Ausland gefallen könnten
Für Broadway-Fans hat der Actors Fund ein Programm namens “Stars In the House” aufgelegt, das den von den Schließungen der Theater betroffenen Künstler*innen zugute kommen soll – mit täglichen Mini-Auftritten und Songs von zu Hause aus, moderiert von den Broadway-Experten Seth & James.
Wenn im Gewächshaus eine Orchidee umkippt und keiner sieht’s, macht sie dann ein Geräusch? So was mögen New Yorker*innen sich zu fragen, weil niemand mehr in die berühmte Show des New York Botanical Gardens gehen kann. Da gibt’s nämlich eine 20 Minuten lange virtuelle Tour durch die Orchid Show – erklärt vom Chef der Ausstellung.
Das Skyscraper Museum verweist auf mehrere Online-Projekte, meistens sind es wiederbelebte Websites zu vergangenen Ausstellungen. Besonders interessant finde ich “New York’s Super-Slenders” über die Wolkenkratzer, die bleistiftdünn erscheinen. Auf der Website findet ihr auch etwas über historische New Yorker Wolkenkratzer oder die höchsten Bauten der Welt.
“Wir schaffen das” nach New Yorker Art: Mit Krisenbewältigung befasst sich die Online-Ausstellung “Bringing Back The City” des New York Transit Museums. Da geht es darum, wie die MTA nach 9/11, dem großen Stromausfall von 2003 oder dem Hurrikan Sandy 2012 dafür sorgte, dass die New Yorker*innen bald wieder durch die Gegend fahren konnten.
Caveat ist eine Bar, die Wissenschaft und Humor (und durchaus auch das eine oder andere Bierchen) verbindet. Erst haben die Veranstalter*innen ein Einzelprogramm speziell zum Coronavirus als Livestream veranstaltet, inzwischen haben sie einen eigenen Youtube-Channel. Dort läuft unter anderem die Live-Aufnahme für den populärwissenschaftlichen Podcast “The Weirdest Thing I Learned This Week”.
Brooklyn Vegan ist eine auch jenseits von New York beliebte Quelle für Konzerttermine und Musik-Tratsch. Jetzt gibt es dort obendrein tägliche Hinweise auf Livestreams, unter anderem auf Konzerte organisiert vom New Yorker Plattenladen Rough Trade, auf HD-Opernmitschnitte der Met und auf Interviews vom New Yorker Metal-Mekka St. Vitus.
In Brooklyn hat natürlich auch der angesagte Buchladen Books Are Magic geschlossen (bearbeitet aber Online-Bestellungen). Praktischerweise ist die Besitzerin, Schriftstellerin Emma Straub, gut vernetzt – und einige der geplanten Literatur-Events finden nun im Netz statt, unter anderem Live-Interviews mit New Yorker Autor*innen wie Andrea Bartz oder Robert Kolker.
Die kreativen Antworten auf das Unheimliche
Stellt sich heraus: Es gibt Sachen, die können New Yorker*innen überhaupt nur von zu Hause aus machen. Und auch als Inspiration für Kunst hat sich die Pandemie in New York schon erwiesen. Diese kleine, subjektive Auswahl hat mich erfreut:
In mehreren, nahe beieinanderliegenden Vierteln in Brooklyn haben Menschen (vor allem solche mit Kindern im Haus) ein “Ich sehe was, was du nicht siehst“-Spiel erfunden: Sie hängen Regenbogen ins Fenster – und verorten sie dann auf einer Karte im Netz. Natürlich können kleine und große Kinder damit auch Entdeckungsreise spielen, wenn sie mit gebührendem Abstand eine Runde um den Block spazieren. Regenbogenfensterbilder, Bericht und Karte findte ihr im Blog Pardon Me For Asking.
Internet-Ausstellung zu ganz aktuellen Fragen: Barbara Pollack schreibt seit den 1990ern über Kunst, besonders über jene, die in unterdrückerischen Regimes entsteht – in China beispielsweise. Außerdem arbeitet sie als Kuratorin. Zusammen mit der aus den Niederlanden stammenden Kuratorin Anne Verhallen hat sie binnen 48 Stunden eine ganz spezielle Ausstellung im Netz organisiert: Für “How Can we Think of Art at a Time Like This?” (übersetzt: Wie können wir denn in solchen Zeiten an Kunst denken?) stellen namhafte Künstler*innen wie Ai Weiwei, Janet Biggs, Lynn Hershman Leeson und Zhao Zhao ihre Kunst zur Verfügung, zum Teil sind das ganz neue Sachen. Weitere Künstler*innen sollen täglich hinzukommen.
Anonymous
April 5
…_füer Deinen Einsatz
NYC
lebendig und liebenswert zu halten.
tosender Beifall und 1000 x Danke
Bernd
Petrina Engelke
April 5
Das mache ich sehr gerne – danke für das schöne Kompliment!