Den Moment des Staunens, der mich heute überfiel, kann man nur verstehen, wenn ich bei gestern anfange.

Gestern war Unabhängigkeitstag, der Geburtstag der Nation, und weil der Tag auf einen Sonntag fiel, haben viele Leute eben heute frei. Gestern galt es zu feiern. Traditionell nicht nur mit Feuerwerk, sondern auch mit einem mittäglichen Hotdog-Wettessen in Coney Island – man kann das so drehen, dass es zum Feiertag passt. Zumindest lese ich heute in einer Zeitung, die Veranstaltung zolle den beiden großen Lieben der Amerikaner Tribut: Hotdogs und Wettbewerb.

Ein deutscher Einwanderer namens Charles/Karl Feldman soll vor gut hundert Jahren in Coney Island den Hotdog erfunden haben. Dessen Mitarbeiter machte sich irgendwann selbständig, und Nathan Handwerkers Laden gibt es immer noch – als “Nathan’s”. Der veranstaltet am 4. Juli einen Wettbewerb, wer binnen zehn Minuten die meisten Hotdogs verdrücken kann (meistens müssen die Teilnehmer hinterher brechen). Seit einiger Zeit machen zwei Favoriten und Erzrivalen die Sache, die im Sportfernsehen live übertragen wird, spannend: Joey Chestnut und Takeru Kobayashi.

Dieses Jahr wollte Kobayashi aber den Vertrag mit Major League Eating, der Bundesliga der Vielfraße, nicht unterschreiben, um frei für weitere Wettbewerbe zu bleiben oder so. Joey Chestnut zeigte sich im Vorfeld etwas traurig. Dann gewann er mal wieder. 54 Hotdogs hat er runtergeschlungen, enttäuschend, sagt er, er hatte sich einen neuen Rekord von 70 vorgenommen. Kobyashi tauchte derweil trotzdem auf – zunächst im Publikum, dann stürmte er die Bühne. Dazu skandierte das Publikum: “Let him eat.”

Aber dazu kam es erst gar nicht. Als Sicherheitskräfte versuchten, ihn auf den Boden der Tatsachen zu holen, widersetzte er sich. Das hat ihm eine Nacht in Gewahrsam eingebrockt. Und endlich sind wir beim heutigen Mittag angelangt. Kaum dass er wieder auf freiem Fuß ist, gibt Takeru Kobayashi ein Statement ab: Er habe Hunger.