New York en masse 2: Wall Street

Es ist unwirklich leer an der Wall Street. Die Börse ist zwar samstags geschlossen, aber normalerweise kommen hordenweise Menschen, um die Fassade zu fotografieren. Heute versperren Polizisten und Gitter ihnen den Weg. Die Stadt New York nimmt ernst, was übers Netz die Runde machte: “Occupy Wall Street” hieß es da. Nicht nur mit Megafonen, sondern auch mit Schlafsäcken sollten Demonstranten anrücken, um ihr Anliegen nachdrücklich kundzutun. Jetzt verhindern Gitter, dass die Wall Street (oder auch andere Plätze, etwa vor den großen Bankgebäuden im Viertel) zum Campingplatz wird. Sogar der Bulle ist eingezäunt. Und da unten…

Hey, Man!

Als er angekündigt wird, sitzt er da wie ein Elvisimitator, der die Aufmerksamkeit ebenso gewohnt ist wie einfordert. Aber Reverend Billy ist weder Schmierenkomödiant noch Fernsehpastor, und heute soll er gar nicht predigen, sondern lesen.  Im Buch “The Reverend Billy Project” erzählen William Talen und seine Gattin Savitri Durkee, wie sie Straßentheater, Performancekunst und Aktivismus verbinden zu dem, was heute Reverend Billy and The Church of Earthalujah heißt (früher: The Church of Stop Shopping). Hinterher lassen sie aber doch noch ihren Gospelchor singen. Vorher hat Savitri die Buchpassage vom Besuch in Barcelona gelesen, wo sie…

Friedenspanzer

Wie gestern schon angekündigt: Das hier ist total von gestern. Da war Memorial Day. Der offizielle Start des Sommers, und der offizielle Tote-Soldaten-Gedenktag, an dem es diverse traditionelle Aktivitäten gibt, aber das kann man auch anderswo bequem nachlesen. Ich lenke den Blick lieber auf bunte Bänder. Die hängen nicht nur heute am Zaun rund um die Marble Collegiate Church. Die Gemeinde setzt sich mit den Kriegen auseinander, an denen die USA beteiligt sind. Seit dem dritten Jahrestag des Kriegsbeginns im Irak beten die hiesigen Kirchgänger jede Woche für die Menschen, die von diesem Krieg (und…

Earth Day

Heute ist Earth Day, und das nimmt der eine oder andere in New York prompt wörtlich. Dieses Fleckchen Erde finde ich mitten drin im Gewusel des Farmers Market auf dem Union Square. Dort ist es hingefahren. Ich freue mich, das in natura zu sehen. Schon den ersten Film fand ich so super, dass ich beinahe zu Raul gesagt hätte, wir brauchen eigentlich nichts mehr zum Thema Urban Farming zu machen. Und jetzt gehen die Farm Trucks in Serie: 25 dieser Art sollen dieses Jahr durch verschiedene US-Städte rollen, und einen Wettbewerb gibt es auch. Natürlich.

Heldenzwang

Es gibt Sachen, die mache ich einfach nicht. Promis um ein Autogramm bitten zum Beispiel. Oder mit ihnen für ein Foto posieren. Und jetzt höre ich mich sagen: “Darf ich ein Foto machen?” Aber das ist etwas anderes. Erstens mache ich das ja nicht für mich, sondern für meine Blogleser. Und zweitens habe ich es hier nicht mit einem Superstar, sondern einem Superhelden zu tun. Life ist nicht verkleidet, er ist wirklich ein Superheld. Er verhindert keine Verbrechen (hat er auch schon gemacht, aber das ist sehr gefährlich und auch ideologisch gefährlich nahe an den…

Superman ohne Wirkung

“Extraordinary people are people who are just wiling to be extra ordinary.” Colin Beavan ist schon vor einer Weile ein Licht aufgegangen, und deshalb hat er es ausgeschaltet. Er schrieb auf, was in dem Jahr passierte, als er und seine Familie auf alles verzichteten, was eine negative Wirkung auf die Umwelt hat, und nannte das Buch “No Impact Man” (dt. Titel “Barfuß in Manhattan”). Jetzt sitzt er vor mir und zitiert Julia Butterfly-Hill. Sie wurde berühmt durch die Beharrlichkeit, mit der sie in einem Redwood-Baum lebte, um einen Wald vor der Abholzung zu bewahren. Um…

Retterbretter

Das Bailout Theater gastiert nicht an der Wall Street. Zwar kennt man den Begriff “bailout” vor allem von den Rettungspaketen, die marode Banken bekamen, und was war (und ist) das für ein Theater! Aber die gleichnamige Veranstaltungsreihe hat damit nichts zu tun. In der Judson Memorial Church, die sich ohnehin als als Asyl für die Künste versteht, gibt es an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat Essen und Kultur – gratis. Um halb acht sollte man für das Bailout Theater in der Schlange stehen, sonst wird es knapp. Zum Buffet aus Essensspenden gehören heute…