Schick angeschickert?

Dem Chelsea Art Museum geht es gar nicht gut. Finanziell in der Bredouille, ist es in diesem Jahr in dem Gebäude, das ihm einmal gehörte, geduldet. Wie es weitergeht, verrät noch keiner. Aber von Ausstellungen dort habe ich seit Dezember schon nichts mehr gehört. Trotzdem bin ich heute da – in Sachen Mode. Die “Designers and Agents” findet an mehreren Orten statt, unter anderem auf drei Stockwerken im Chelsea Art Museum. Vielleicht habe ich da vorher nie so drauf geachtet. Oder es liegt gerade etwas Besonderes an, dessen Beginn ich nicht mitbekommen habe. Auf jeden…

Wo Träume wahr werden

Beim ersten Mal dachte ich, das waren Kinder. Die ganze Straße war abgesperrt, und sie hatten Kreide verteilt, mit der die Kinder malen sollten. Ein paar Erwachsene taten das auch. Ich konnte doch nicht ahnen, dass einer von ihnen so was die ganze Zeit macht. Oder jemand den Mann kopiert, der überall in New York seine Botschaft hinterlässt. James de la Vega weiß, was er sagen will. Dass man seine Nachrichten in Manhattan kennt, liegt aber nicht etwa an großen, spektakulären Präsentationen; Kreide wäscht beim nächsten Schauer ab, Pappschilder machen es nicht viel länger, und…

Schnappschuss-Kunst

Carriage Trade ist eine dieser Galerien, die man leicht übersieht. Ich laufe auf der gegenüberliegenden Straßenseite entlang, lasse mich von “Art in General” ablenken und schwupps, muss ich zurück und ganz genau auf die Hausnummern achten. Drinnen fügt sich ein flauschiges Kätzchen farblich perfekt in grobe Steinfliesen ein, Lichter formen geometrische Linien, Hinweisschilder ergeben fragwürdigen Sinn. Das sind alles ordentlich ausgedruckte Handyfotos. Von Künstlern, von Nicht-Künstlern, von Menschen in der Grauzone dazwischen. Die Auswahl für die Ausstellung traf der Galerist Peter Scott. Aus Prinzip. Seine Idee Nummer Eins: Die Schnappschussreihen nennt er “Social Photography”, sie…

Stoppzeichen

Gestern war es bitterkalt, heute morgen hat’s mal wieder geschneit, und jetzt fühlt es sich fast warm an draußen, bloß weil es so gerade mal die Temperaturen hat, bei denen es zu tauen beginnt. Prompt bricht in Manhattan der Frühling aus. Man hätte jetzt vielleicht Tulpen erwartet, allein schon wegen der Klischeeverwandtschaft zu New Amsterdam. Aber Will Ryman hat Rosen gepflanzt. Vielleicht macht man das jetzt so in New York. Das New Museum hat ja schließlich auch eine (von Isa Genzken). Aber hier, im Mittelstreifen der Park Avenue, helfen sie sogar im Straßenverkehr – als…

Himmel und Hölle

Der Fahrstuhl geht nicht zum Schaffott, sondern ins Paradies. Allerdings muss man von hier unten, der Hölle aus, erst einmal durchs Fegefeuer, um dort hinzukommen. Giuseppe Stampone verwandelte den alten Frachtfahrstuhl vor über einem Jahr zur Eröffnung von Invisible Dog in ein Seh- und Hörerlebnis namens “Caronte” – und die Installation blieb. Dem Gebäude verdankt Invisible Dog seinen Namen: In den 70er Jahren wurden hier in Boerum Hill stabil-biegsame Hundeleinen-Spaßspielzeuge hergestellt. Heute stehen und hängen im Fahrstuhl die Online-Voting-Gewinnerwerke des diesjährigen Celeste Prize, der hier gestern Abend verliehen wurde. Einige Künstler, Organisatoren und unbeteiligte Zuschauer…

Jack the Dripper

“Ist einer von Ihnen hingegangen, Downtown?” Ja, man kann eine Menge wissen über Künstler wie Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Andy Warhol und Claes Oldenburg. Und man kann auch gut darüber diskutieren, wie viele spannende Entwicklungen der Kunstwelt ihrer Zeit aus New York stammen. Aber nur hier fragt wohl auch jemand ganz ernsthaft, ob man selbst hingegangen ist, wenn ein Foto auf der Leinwand “The Store” von Claes Oldenburg zeigt (fast 40 Jahre ist es her, dass er den auf der Lower East Side “eröffnet” hat, und heute mausert sich die Gegend  zur New Yorker Galeriemeile…

Moment mal: Kunstabfall

Was passiert eigentlich mit dem Material, aus dem temporäre Installationen gebaut sind? Mike und Doug Starn wussten nicht, was später aus dem ganzen Bambusholz werden soll, das sie ein halbes Jahr lang auf der Dachterrasse des Metropolitan Museum of Art zusammenbinden wollten. Jetzt ist die Zeit für “Big Bambú” gekommen, neben dem Museum steht ein Kran, und viele Helfer bringen über 8000 Bambusstöcke in Transportform. Ein Teil der Hölzer wird noch tiefer sinken als nur auf den Rasen. Der Umweltwissenschaftler und Austernzüchter Jules Opton-Himmel möchte daran die Körbe mit seinen Muscheln befestigen. Er hatte davon…