Bei dieser Runde im Haltestellenpuzzle habe ich gleich beim Aussteigen gedacht: Hey, nun verrate doch nicht schon alles! Diese Haltestelle in Manhattan trägt nämlich gleich schon den Namen einer Sehenswürdigkeit in sich. Sie heißt 81st Street – American Museum of Natural History.

Haltestellenpuzzle 81 Street

Doch auch wenn einer der Ausgänge sogar direkt dort hinein führt: Es lohnt sich, die Gegend um diese Haltestelle auf der Upper West Side zu erkunden. Dorthin fahren die Linien B und C, und rundherum erwarten euch Dinosaurierknochen, ein Briefschreibtisch, ein poetischer Garten, ein aufgerüschter Secondhandladen und ein Kawenzmann von einem Keks. Oh, und sonntags auch noch ein bunter Markt. Los geht’s!

81st Street AMNH

Tiere, Menschen, Sensationen: American Museum of Natural History

In New York ist Naturkunde cool. Jedenfalls zählt das riesige Naturkundemuseum zu den großen Attraktionen für TouristInnen und für einheimische Familien – sowie natürlich Schulklassen. Die trifft man dort an verregneten Sonntagen zwar nicht, dennoch würde ich eher zu einem Besuch unter der Woche raten.

81st Street American Museum of Natural History

Neben der ständigen Ausstellung – unter anderem mit riesigen Dinosaurierskeletten und Dioramen voller Naturszenen, bekannt aus dem Film “Nachts im Museum” – gibt es ein Planetarium und (meist interaktive) Sonderausstellungen, etwa über die tiefsten Tiefen des Meeres, die Arktis oder über menschliche Wahrnehmung. Diese Sonderausstellungen kosten ebenso wie die Space Show extra*.

Zu den Extras zählt auch ein besonderer Schmetterlingsgarten: Das Butterfly Conservatory öffnet jeweils im Winterhalbjahr (meist Oktober bis Mai) und ist nur mit timed tickets zu erleben, also Vorabreservierungen für eine festgelegte Ankunftzeit. Apropos Ankunft: Zur Adventszeit steht in der Eingangshalle des American Museum of Natural History ein mit Origami-Tieren geschmückter Tannenbaum.

*Achtung: Der Eintritt jenseits der Sonderausstellungen ist entgegen mancher Ratgeber NICHT frei. Der normale Eintrittspreis läuft nach dem Motto “pay what you wish”, und das Museum macht keinen Hehl daraus, welcher Preis angemessen wäre (je nach Alter zwischen 13 und 23 Dollar); das sollten alle, die nicht am Hungertuch nagen, auch bezahlen. Denn Billigheimerei hat Folgen. Nur weil viel zu viele Touristen in einem anderen New Yorker Museum, dem Metropolitan Museum of Art, dieses Prinzip als Einladung zum Lauscheppen verstanden, musste das Museum die “pay as you wish”-Praxis abschaffen – und alle TouristInnen müssen dort nun den vollen Preis zahlen.

American Museum of Natural History, Central Park West zwischen 79th und 81st Street, außer Thanksgiving und am 1. Weihnachtstag täglich von 10 bis 17.45 Uhr geöffnet, Details auf der Website.

Durch die Blume gesagt: Shakespeare Garden

Shakespeare Garden New York

Gegenüber vom Naturkundemuseum (und unserer Haltestelle) seht ihr den Central Park. Und ein weniger bekannter Teil dieses Parks liegt ganz in der Nähe: der Shakespeare Garden. Dort wächst, was auch immer William Shakespeare in seinen Werken an Grünzeug genannt hat. Rosen und Hagebutten, Tulpen, Akelei und Wermut, Quitte und Magnolie sind nur ein kleiner Teil der bunten Flora dieses Gartens. Auf Betreiben des damaligen Chefs der New Yorker Parkverwaltung gestaltete ihn 1913 der Shakespeare-Fans und damalige Insektenkundlers der New Yorker Parkverwaltung, Edmond Bronk Southwick. 1987 wurde er nach langen Zeiten der Vernachlässigung restauriert und erweitert, und seitdem zieren auch Schilder mit blumigen Shakespeare-Zitaten die Wege.

Shakespeare Garden im Central Park, auf der West Side etwa zwischen 79th und 80th Street, unterhalb des Belvedere Castle, Details auf der Website.

Shopping als Wohltat: Curated By Goodwill

Vom Shakespeare Garden wieder zurück in Richtung American Museum of Natural History und um das Museum herum kommt ihr an die Columbus Avenue, und von dort geht es jetzt ein Stück weiter Richtung Westen (besonders schön ist der Weg durch die Baum- und Brownstone-gesäumte 80th Street oder 78th Street), dann ein Stück über die Amsterdam Avenue hinaus auf der West 79th Street zu einem besonderen Secondhandladen.

Curated By Goodwill Upper West Side

In New York gibt es Secondhandkleider in Läden, die damit ganz normal Gewinn machen wollen, und in Läden, die Erlöse für einen gemeinnützigen Zweck erwirtschaften. Unter Letzteren zählt Goodwill zu den Organisationen, deren Secondhandläden als besonders günstig, aber auch etwas anstrengend gelten – weil man dort nach den modischen Schätzen ganz schön suchen muss. Ein Extraladen namens Curated By Goodwill ist die Ausnahme: ModestudentInnen haben das Ladenkonzept ausgedacht, sie suchen die coolsten Teile aus den Kleiderspenden aus und bestücken damit eine schicke Boutique. Wenn ihr mehr über die dahinterstehende Organisation erfahren wollt, schaut euch meine Geschichte über Curated By Goodwill an.

Curated By Goodwill, 217 West 79th Street.

Keks as Keks can: Levain Bakery

New YorkerInnen schwärmen von dieser Bäckerei. Wenn ich so was lese, werde ich misstrauisch (liegt wahrscheinlich am Beruf) – und manchmal geh ich dann gucken. Bei der Levain Bakery habe ich damit viel zu lange gewartet. Denn dass ich eine Schwäche für Süßes habe, ist euch beim Haltestellenpuzzle sicherlich schon  aufgefallen (zum Beispiel hier oder dort). Und diese cookies sind es wert, dass man einzig und allein dafür in die Gegend reist. Das Rezept beruht auf Experimenten von zwei Freundinnen, die sich in den Kopf gesetzt hatten, den besten Chocolate Chip Cookie der Welt zu erfinden – und das haben sie mit ihrem Chocolate Chip Walnut Cookie geschafft.

Levain Bakery

Einer dieser Kawenzmänner ist selbst einem Krümelmonster genug. Für so einen 170 Gramm schweren Keks stehen die Fans gerne Schlange, weshalb es in dieser Filiale Absperrbänder gibt, die ihr von der Einreise im Flughafen kennt. Bei der Levain Bakery gibt es außer den berühmten Keksen auch Scones, Brötchen, ein bisschen was Herzhaftes und Kaffee und Tee. Nur Sitzplätze sind rar.

Levain Bakery, 351 Amsterdam Avenue (nahe 77th Street), Details auf der Website. Die Originalbäckerei befindet sich übrigens ganz in der Nähe (167 W 74th St).

Lesen und Schreiben: Book Culture

Bei Book Culture kann man Bücher kaufen, jede Menge Bücher, sogar ganz geheimnisvolle, von den BuchhändlerInnen ausgesucht und in Packpapier eingewickelte Überraschungsbücher, auf denen der Hinweis prangt: “Lies Mich … wenn dir diese hier auch gefallen haben”, gefolgt von mehreren Titeln. Macht sich da etwa ein Mensch über einen Algorithmus lustig?

Book Culture

Das ist nicht die einzige Überraschung, die Book Culture für die Kundschaft bereithält. Da gibt es auch allerlei Dinge zu kaufen, die man im Buchladen nicht erwartet – von Deckenleuchten über Handschuhe bis Teekannen. Und dann steht da noch der Schreibtisch.

Book Culture

Dort lädt der Buchladen zum Briefeschreiben ein, es liegt Briefpapier bereit, und Book Culture pappt dann auf eigene Kosten eine Briefmarke drauf und bringt die Post zur Post. Mehr als 2000 Briefe wurden so schon geschrieben. Als zusätzliche Inspiration findet sich im Utensilo des Schreibtisches auch eine Liste mit den Adressen von PolitikerInnen.

Book Culture, 450 Columbus Avenue (zwischen 80th und 81st Street), Details auf der Website.

Immer wieder sonntags: Grand Bazaar NYC

Grand Bazaar NYC Flohmarkt

Einer der ältesten New Yorker Flohmärkte hat sich vor Kurzem neu erfunden. Jeden Sonntag kommen immer wieder neu zusammengestellte HändlerInnen auf den Schulhof und in die Schulmensa an der Ecke Columbus Avenue und 77th Street und bieten eine bunte Mischung aus Alt, Handgemacht und einer Kombination aus Alt und Handgemacht, oft aus vielen Teilen der Erde. Türkische Handtücher, chinesische Figuren, funktionstüchtige 20er-Jahre-Toaster, Handgestricktes, Glitzerkleider und antike Uhren zum Beispiel. Und lecker Essen gibt es auch noch. Als wäre das noch nicht genug Basar-Atmosphäre, kommt jede Woche eine andere Spezialabteilung dazu – mal ein Festival der Eiswagen, mal lauter Kindersachen, mal Unheimliches für Halloween-Fans. Diese Ideen stammen aus dem Kopf eines international aufgewachsenen Mannes, der in Hamburg zur Schule gegangen ist (mehr darüber könnt ihr im Interview mit Flohmarktchef Marc Seago nachlesen).

Grand Bazaar NYC, 100 W 77th Street, sonntags 10-17.30 Uhr (das ganze Jahr über), Details auf der Website.