Geometrische Formen in leuchtenden Farben und fotorealistisch gemalte Figuren, viele davon mit berühmten Gesichtern: Daran erkennt man die Streetart von Eduardo Kobra. Die Freiheitsstatue mit Sombrero zum Beispiel, die “Colors of Liberty” heißt und an einer Wand in Soho bis in den 2. Stock reicht.
Vor großen Flächen hat der brasilianische Künstler ebensowenig Angst wie vor großen gesellschaftlichen Fragen. Frieden, Waffen, Umweltverschmutzung – Anne Frank, Gandhi, Martin Luther King: Kobra liefert jede Menge Gesprächsstoff, in jeder Stadt variiert er seine Botschaften.
Schon als Teenager nahm Eduardo Kobra in seiner Heimatstadt São Paulo die Sprühdose zur Hand, inspiriert von HipHop und der Legende nach auch von Filmen aus New York. Viel, viel später, nachdem er längst mit seinem Studio Kobra in Brasilien zum Star geworden war, bezaubert er New York mit der bunten Version eines Klassikers: “V-Day on Times Square”, auch bekannt als “The Kiss”, ist ein legendäres Foto von Alfred Eisenstaedt von 1945. Kobra malte es an eine Wand, die man von der High Line sehen konnte – bis es 2016 verschwand. Stopp, festhalten! Hab ich gemacht, ihr könnt euch das verschwundene Stück Streetart hier anschauen.
Ab August 2018 ist Eduardo Kobra wieder in New York herumgezogen, und diesmal hat er eine ganze Reihe an Murals hinterlassen. Seine Heimat hält er dabei stets mit einer kleinen brasilianischen Fahne hoch.
Mit “Stop Guns” gibt Kobra auf der Lower East Side im August 2018 ein Statement zu den schwerbewaffneten Mördern in US-Schulen ab. Nicht weit entfernt steht “The 27 Club” an einer Ecke: Die riesigen Gesichter berühmter Menschen, die mit 27 Jahren gestorben sind. Janis Joplin und Kurt Cobain, Jimi Hendrix und Jim Morrison teilen in Kobras Interpretation nicht nur dieses Schicksal, sondern (als Hälften) jeweils einen Kopf, und Amy Winehouse steht im Profil da.
Im September 2018 lenkte Kobra in Midtown Manhattan mit “The Braves 9-11” den Blick wieder einmal in die Höhe:
Einen Häuserblock weiter kommt Albert Einstein angeradelt. “Genius is to bike ride” ist die New Yorker Variante eines Motivs, das der Einstein-Fan schon anderswo gemalt hat. In New York ist das mehrere Stockwerke hohe Kunststück mit einer Friedensbotschaft versehen.
Einstein wiederum ließ der Künstler im Oktober 2018 an anderer Stelle – in Chelsea nämlich – noch einmal antanzen und mit der Sprühdose anrücken (siehe Foto ganz oben): Wir lieben New York, natürlich im Quadrat.
Sechs Werke von Kobra in New York habe ich euch nun gezeigt, das ist nicht einmal die Hälfte. Wer alle sehen möchte, darf nicht nur in Manhattan, sondern auch in Brooklyn und sogar in New Jersey auf Schnitzeljagd gehen. Eine komplette Übersicht findet ihr auf dieser praktischen Karte.
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