Liebe Leute, vielen Dank für all die besorgten Nachfragen! Ich habe den Sturm gut überstanden (Strom, Internet etc. können natürlich auch jetzt noch ausfallen) und ich hoffe, dass ich morgen hier herauskomme, um pünktlich die “Moment: New York!”-Tour zu starten.
In der Stadt sieht es schlimm aus. Ich werde auch heute das Haus nicht verlassen, weil hier überall noch Äste und Gebäudeteile und was nicht alles herunterkommen – und die Einsatzkräfte haben genug zu tun. Unser Nachbarstaat New Jersey ist total verwüstet, und New York City hat vor allem Infrastrukturprobleme: Viele U-Bahn-Tunnel stehen unter Wasser, Landebahnen auf den Flughäfen sind überflutet, auch die Stromkabel- und Transistoren geben unter den Wassermassen auf. Wo das Wasser über die Ufer getreten ist (der Fluss hat die Wellen bis weit hinter New York getragen!), liegt jetzt jede Menge Müll in unterschiedlicher Größe herum, von Plastiktüten bis zu Waggons – auch auf den Autobahnen (auf dem I-95 stehen Häuser!).
Damit ihr einen Eindruck bekommt, wie hoch die Flut gestern abend aufgelaufen ist (mehrere Meter über Normalmaß, mit Riesenwellen vom Sturm – die höchste, die sie im New Yorker Hafen gemessen haben, war rund 11 Meter hoch) hier ein paar Bilder, die mir T. eben geschickt hat. Er ist um diverse querliegende Bäume herum zur Gateway Marina in Brooklyn gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Zuerst die gute Nachricht: Das Boot, mit dem ich hier den Sommer über segeln war, schwimmt noch (mit ein bisschen Schlagseite):
Sie war mit zig Sturmleinen und gebührender Entfernung vom Steg festgemacht – und hat Glück gehabt. Denn die Boote liegen hier alle an Schwimmstegen, die die Gezeiten mitmachen – und die Sturmflut gestern war so hoch, dass sie die Stege über die Poller gehoben hat. Das hatte Folgen:
Es fehlen auch Boote. Und manche von denen, die noch da sind, haben Löcher.
Dabei muss man bedenken: Das ist ein Fliegenschiss gegen das, was mit den Häusern passiert ist, die nahe am Wasser standen. Ganze Siedlungen sind halb versunken. Und, so absurd es klingt: Auch das Aquarium in Coney Island wurde überflutet.
Rheinlaender
November 10
bei uns in Germany sagt man, die Amis sind ein robustes Volk, die nach Katastrophen mit dem Mut der Verzweiflung ihrem Schicksl trotzen, d.h. nach der Zerstörung kommt der Neuanfang;-)
wenn vergleichsweise ein Monster Orkan dieses Ausmasses über norddeutsche Küstenstädte hinweg fegen würde, wäre das Chaos m.E. perfekt, jedenfalls weiss ich nicht, ob Notfallpläne reibungslos funktioniern, speziell im Hinblick darauf, wenn z.B. zig-Tausende Bewohner in Hamburg über Nacht obdachlos werden;-)
Naturgewalten werden Gesellschaften verändern, ich hoffe, mehr zum konstruktivem Denken verleiten;-) es rächt sich bitter, wenn Provinzen, also strukturschwache Regionen von der Politik vernachlässigt werden, das geht gleichsam an die Adressen Amerika und Europa, die Tropenstürme werden imho die ‘Architektur’ in den kommenden Jahren beeinflussen, sowohl diesseits alsauch jenseits des Atlantiks;-)
Freundliche Grüsse
Juergen.