Eine Art Vorlesung

Henry Rollins ist ja nun nicht auf den Mund gefallen. Der Musiker, Schauspieler, Dichter, Autor und Spoken Word-Schimpftiradenmeister kann wie auf Knopfdruck Geschichten von seinen zahlreichen Touren erzählen und die dann so mal eben mit Kritik an Politik und Gesellschaft verknüpfen. Vor Jahren hat er mir mal im Interview erzählt, wie wenig er schläft. Damals ist er vor einem Pensum von 2.000 Worten nicht ins Bett gegangen. Jetzt erzählt er von einer ähnlichen Arbeitsmoral. Seit einigen Jahren nimmt er sich jedes Jahr ein paar Monate Zeit zum Reisen. Und da gibt es einen Acht-Stunden-Arbeitstag, der…

HipHop, Orchester, Herrenanzug

“Am I?”, singen sie. “Am I? Am I born to die?” In dieser Serie namens “New Sounds” kommen Komponisten unter 40 zum Zug, und heute führen die Brooklyn Philharmonics mit ihren Gästen Ausschnitte aus “Am I Born” von David T. Little vor. Der Brooklyn Youth Chorus und Melissa Hughes sind aber nicht der Grund, warum die Palmenhalle des World Financial Center rappelvoll ist. Nein, am Schluss der Reihe bringen die Techniker ein verräterisches rotes Mikrofon auf die Bühne, und schon kommt der passende Sänger dazu: Mos Def liefert hier nicht nur Arrangements seiner Songs ab…

Noch ein rotes Klavier

Es gibt mal wieder Xenakis, aber deswegen bin ich nicht hier. Am ersten Dienstag des Monats spielt nicht nur einer Klavier im Barbes, sondern er lädt sich noch einen Gast ein, und dann hauen vier Hände in die Tasten. Diesmal haben sie separate Tasten, und deshalb bin ich hier. Cory Smythe hat Phyllis Chen eingeladen – und die hat ein ganz besonderes Piano mitgebracht. So, und nun mal genau hingeschaut: Das sieht aus wie ein roter Flügel (ein rotes Klavier hatten wir ja schon). Aber der Klavierhocker verrät, dass das Instrument noch mehr Extravaganzen zu…

Definitionsfrage

Endlich: Die Opernsaison fängt wieder an! Schon seit Wochen macht die Met dafür Reklame, mit einem Spruch, der zu diesem Blog recht gut passt. Ich bin nur nicht so ganz überzeugt davon, ob ich mit so einem Moment Werbung machen würde. Klar, das ist Anna Netrebko, die ist zum Beginn der Saison zu Gast und im Frühjahr schon wieder, und mit ihr kann man Staat machen. Aber die Szene ist eine Festnahme, sozusagen der Beginn eines radikalen Abstiegs.

New York en masse 1: deutsch

Da hat mal ein deutscher Freiherr im Unabhängigkeitskrieg den Helden markiert, dann kamen ganz viele Deutsche, um hier zu leben, und vor über 60 Jahren haben ein paar von denen gedacht: Tradition! Parade! Seither laufen jedes Jahr, egal, was die aktuelle Mode vorschreibt, im September sehr, sehr viele Lederhosen über die Fifth Avenue. Auf der Steuben Parade fährt nicht nur ein Wagen entlang, der die deutsche Sprache feiert (und dessen Sponsoren sie gegen ein gewisses Entgelt lehren). Es gibt natürlich auch Live-Musik. [audio:https://www.moment-newyork.de/wp-content/uploads/Steuben11.mp3|titles=Live von der Steuben-Parade] Vieles hier ist von der Sehnsucht nach einer anderen…

Haarige Vorlage

Aha! Nicht nur für die Herren gibt es also diese Tafeln, auf denen man sich eine Frisur aussuchen darf. Ganz egal, welche Sprache der Haareschneider spricht, damit kann man gar nicht schief liegen. Auch wenn die Damen die Mode vielleicht ein bisschen schräg finden – ein potenter Föhn kriegt das schon hin. Nur lichtecht sind die Frisuren leider nicht.

Hoch hinaus

Sie sind die Stars von morgen. Hoffnungsfroh kündigt der Hudson River Park in seinem Programm die jungen Musiker an, die den Sommer über als “Stars of Tomorrow” auf dem Pier 45 ihr Können zeigen. Heute ist es ein Blech-Trio. Die meisten Leute um mich herum hören zu, aber direkt hinter den Musikern laufen auch ein paar Lästermäuler vorbei, eine junge Frau joggt mit Kinderwagen hin und her, und ein in die Jahre gekommener Sportfreak springt Seil – genau im Takt, bis er im wahren Sinne des Wortes hängen bleibt. Die Musiker ficht das alles nicht…