Margery hatte einen Kunst-Abschluss und einen Job im Fischmarkt. Da lernte sie ein paar Brocken Japanisch – und eine Menge über Messer.

Seit 1983 schärft sie Messer. “Da war ich fünf”, lacht sie, weil das ja schon eine ganze Weile her ist, dass sie mit dem Samurai Sharpening Service angefangen hat. Ich habe ihr zwei meiner Messer mitgebracht und sehe sie gut bei ihr aufgehoben. Sie schaut erst einmal nach, ob sie etwas gegen die Flecken auf dem großen Messer unternehmen kann. Aber die gehen nicht weg. Es ist kein teures Messer gewesen, ich mag aber, wie es in meiner Hand liegt. Und Margery zuckt keine Wimper. Sie behandelt alle Messer gleich. In bedauerndem Ton erklärt sie mir, warum die Flecken nicht weggehen.

Und dann schärft sie meine Messer in Handarbeit. Zweimal in der Woche kommt sie in den Chelsea Market, um ihre Dienste anzubieten. Sonst widmet sie sich ihrer Kunst. Gestern hat sie ein Keramikkamel gemacht. Aber das war eben gestern. Eben hat sie einem Messer einen neuen Griff verpasst. Und sie kennt auch die Regel, dass man keine Messer verschenkt. “Das ist Aberglaube”, lacht sie zwar, fragt mich aber, ob man da in Deutschland dann auch einen Pfennig verlangen muss.

Ich bekomme meine Messer ohne Pennies zurück. Aber nachdem Margery sie in Zeitungspapier eingeschlagen hat, kommt noch ein Aufkleber drauf. Der warnt, dass die Messer da drinnen jetzt wieder scharf sind. Sicher ist sicher.